Warum Popstars wieder religiöse Bilder zeigen

Wandbild der Heiligen Hildegard von Bingen mit einem Federkiel in der rechten Hand in der Benediktinerinnenabtei Sankt Hildegard und Albumcover LUX der Sängerin Rosalia im Nonnenhabit.
epd-bild/Rainer Oettel / screenshot rosalia.com (M)
Was haben Hildegard von Bingen und die Künstlerin Rosalía gemeinsam? Der Theologe Klaus Depta hat sich die Bezüge genauer angeschaut.
Nonnen-Ästhetik und Marienbilder
Warum Popstars wieder religiöse Bilder zeigen
Nonnenkostüme, Marienbilder, betende Hände: Christliche Symbolik taucht in der Popmusik wieder auffällig häufig auf. Künstlerinnen wie Rosalía spielen mit religiösen Bildern zwischen Mystik, Ästhetik und Provokation. Doch was steckt theologisch dahinter? Klaus Depta ist Experte für Theologie und Popmusik. Im Interview spricht er über Zeitgeist, Glaubensbilder und die Chancen, die Popkultur für Kirche und Theologie bereithält.

evangelisch.de: Wie interpretieren Sie die Nutzung von Marienbildern, Nonnenkostümen, oder betenden Händen in zeitgenössischen Musikvideos – etwa bei Künstlerinnen wie Rosalía?

Klaus Depta: Im Vorfeld zum Album hat sich Rosalía mit Biographien von "Frauen des Glaubens" beschäftigt, darunter Hildegard von Bingen, Rosa von Lima u.a. Mit ihren Liedern versucht sie, etwas von deren Leben und der Motivation für ihr Handeln zu erzählen. Das Ergebnis ist "Lux", ein Album voller Mystik und Spiritualität. Dabei soll das Album vom programmatischen Titel her "ins Licht" führen. Zusammen mit der Namensgleichheit zur Heiligen, der Inszenierung als Nonne, einem hellen Streifen im Haar, der an einen Heiligenschein erinnert, und dem Bekenntnis, täglich zu beten, ist das in Summe unglaublich stringent. Kein Wunder, dass der Kulturminister des Vatikans, Kardinal Calaça de Mendonça, das Album in höchsten Tönen lobte.

Nun ist der Vatikan nicht unbedingt dafür bekannt, seine Kernkompetenz ausgerechnet in Sachen Popularmusik zu haben. Ob der Kardinal Rosalías Cover des 2022er Albums "Motomami" kennt? Darauf ist die Künstlerin ausschließlich mit einem Motorradhelm bekleidet, zudem trägt das Album das "Parental Advisory Explicit Content"-Label… (Ein Etikett, mit dem Tonträgerunternehmen in den Vereinigten Staaten Musikveröffentlichungen kennzeichnen, die aufgrund anstößiger Texte als ungeeignet für Minderjährige empfunden werden. )

"Ein Leben im Glauben erscheint als Safe Space"

Sagt der Einsatz dieser Symbolik etwas über den Zeitgeist aus? Und wenn ja, was?

Depta: Wenn Musik Menschen erreichen will, muss sie in gewisser Weise immer am Puls der Zeit sein. Das gilt auch für die Musik von Rosalía. Im Gegensatz zu früheren Generationen erleben junge Menschen die Gegenwart spätestens seit 9/11 als Zeit der Verunsicherung: Klimakrise, Angst vor Migration, das Erstarken der Rechten, Kriegsangst. Die alten, lange geglaubten Sicherheiten tragen nicht mehr. Grund genug, nach anderen zu suchen. Das von unseren Vorfahren geprägte "Not lehrt beten" ist plötzlich wieder aktuell: Social-Media-Trends wie "Jesus Glow" versprechen einem, allein durch den Glauben glücklich, zufrieden und sogar gesund zu werden. Ein Leben im Glauben erscheint als Safe Space: Dort ist man befreit von Überforderungen des Alltags, von gesellschaftlichen Rollenerwartungen, von Gedanken über Kinder-, Familien- und Zukunftsplanung bis hin zum eigenen Erscheinungsbild bzgl. Alter und Aussehen – alles unwichtig.

Für das Bild der Nonne scheint dies im Besonderen zu gelten: Auch hinter Klostermauern hat man, wenn auch innerhalb bestimmter gesetzter Grenzen, Freiräume; auch hier kann man "Hobbys nachgehen", sich selbst verwirklichen, eine eigene Persönlichkeit entwickeln. Die boxenden Nonnen aus dem österreichischen Kloster Goldenstein begeistern, weil sie genau dieses Ideal verkörpern.

Der Blick zurück in die Geschichte zeigt, dass es zwar schon immer Frauen gab, die aus dem vom jeweiligen Zeitgeist geprägten Rollenkorsett ausbrachen, aber im Mittelalter kostete es viele Frauen das Leben, nur weil sie "anders, weise und selbstbestimmt" waren. Um bei der Popmusik zu bleiben: Madonnas "Like a Virgin" bediente sich noch der Provokation – und wurde prompt mit dem Vorwurf der Blasphemie belegt.

US-Popstar Madonna (Archivfoto vom 14.09.19849.

Popmusiker:innen greifen wieder häufig auf christliche Symbolik zurück. Welche theologischen Aspekte stecken Ihrer Ansicht nach hinter diesem Trend?

Depta: Der Vatikan mag mit Rosalías "Lux" so etwas wie die Wiederentdeckung des Sakralen verbinden, vielleicht sogar eine Renaissance des Sakralen damit erhoffen. Einen Trend in diese Richtung sehe ich derzeit nicht. Selbst dann nicht, wenn sich auch Lily Allen auf ihrem aktuellen Album "West End Girl" des Symbols der Nonne bedient. Die Intention ist eine andere: Sie verarbeitet das Ende ihrer Ehe, spielt – durchaus gekonnt – mit den Topoi Sünderin und Heilige. Aber Spiritualität oder Mystik finde ich hier nicht. Das macht aber auch nichts. Popmusikerinnen und -musiker sind Unterhaltungskünstler, sind gerne auch einmal kritisch und halten ihren Hörerinnen und Hörern einen Spiegel vor. Theologische Ambitionen zu mutmaßen, wäre in den allermeisten Fällen eine Überfrachtung.

Abgesehen davon sind Ordensleute in der Popmusik keine Erfindung der Gegenwart: 1963 widmete Sœur Sourire, eine belgische Nonne, ihre Hit Single (kein Witz!) "Dominique" dem Gründer ihres Ordens, dem heiligen Dominikus. Zwischen 2008 und 2010 erreichte das irische Trio "The Priests" in weiten Teilen der Welt – außer in Deutschland! – mit zwei Alben jeweils vordere Plätze in den Charts. Das waren alles "echte Ordensleute", im Gegensatz zu dem in Frankreich wegen seiner Chansons geschätzten Fernandel (bürgerlich: Fernand Joseph Désiré Contandin), der als Schauspieler immerhin in mehreren Filmen die Rolle des Don Camillo verkörperte.

"Verglichen mit der Zeit zwischen den 1980ern und etwa der Jahrtausendwende ist religiöse Bildsprache nur in nahezu homöopathischen Dosen zu finden"

Welche Symbole oder Motive aus der christlichen Tradition erscheinen in der Popmusik besonders häufig, und warum gerade diese?

Depta: Verglichen mit der Zeit zwischen den 1980ern und etwa der Jahrtausendwende ist religiöse Bildsprache nur in nahezu homöopathischen Dosen zu finden. Inhaltliche Motive hingegen sind nahezu allgegenwärtig. Dazu gehören vor allem Schuld, Reue, Vergebung / Erlösung, damit verbunden Umkehr, außerdem Tod und Auferstehung – zumindest, wenn man die Songtexte durch eine theologische Brille betrachtet. All diese Themenkreise lassen sich aber auch völlig säkular interpretieren. Konkret: In jedem zweiten Popsong geht es um das Scheitern von Beziehungen aufgrund von Fehlverhalten, darum, sich zu "ent-schuldigen", also um Verzeihung. Das ist zumeist verbunden mit der Hoffnung auf einen Beziehungsneustart, begleitet vom Versprechen, sich zu bessern. Ist die Beziehung trotzdem beendet, gibt sich der Protagonist dieses Versprechen oftmals selbst: In der nächsten Beziehung mache ich das alles viel besser.

Ein die eigene Existenz bedrohender "Absturz bis hin zum absoluten Tiefpunkt" mündet nicht in Resignation, sondern ist zumeist verbunden mit der Hoffnung auf bessere Zeiten. Letztlich bleibt es dem jeweiligen Rezipienten überlassen, hier allein innerweltliche Zusammenhänge zu sehen oder aber ein Aufscheinen der Liebe Gottes.

Auch Michael Jackson spielte mit religiösen Bildern (Archivfoto).

Grundsätzlich gilt: Die Musikindustrie ist ein Wirtschaftsfaktor, in dem viele Beteiligte ihren Lebensunterhalt verdienen – etliche vor und noch mehr hinter den Kulissen. Stars fallen selten vom Himmel. Sie werden "gemacht", geformt. Dazu gehört auch ein entsprechend ausgewähltes Bühnenoutfit. Das soll möglichst ein Alleinstellungsmerkmal sein, die Musik bewerben und möglichst mediale Reaktionen evozieren. Das gilt auch, vielleicht sogar im besonderen Maße, für eine Covergestaltung als Ordensfrau, wie im Fall Rosalía. Ohne ihr mögliche spirituelle Intentionen absprechen zu wollen: Der Vatikan reagiert, der Rolling Stone, der Spiegel, die SZ und andere. Und auch Sie fragen nach. Also: Gute Arbeit. Es hat funktioniert!

"Kunst darf, vielleicht soll sie sogar provozieren, mit ihren Mitteln ggf. bigotten Zeitgenossen den Spiegel vorhalten"

Sehen Sie in der Verwendung christlicher Symbolik eher eine ästhetische Strategie, eine Form spiritueller Auseinandersetzung oder eine Mischung aus beidem?

Depta: Die Frage nach Kalkül und spirituellen Überzeugungen lässt sich nicht pauschal beantworten. Einer Antwort kommt man allenfalls näher, indem man sich den sozio-kulturellen Kontext einer Musikerin oder eines Musikers ansieht. Beispiel Freddie Mercury von Queen: Sobald Sie berücksichtigen, dass er in einem zoroastrisch geprägten (Zoroastrismus ist eine der ältesten monotheistischen Religionen, die vom Propheten Zarathustra (Zoroaster) im antiken Persien (heutiger Iran) gegründet wurde) Umfeld aufwuchs, bekommen Songs von Queen plötzlich eine noch größere Tiefe. Und ein "Heaven For Everyone" wird dann zu einer Hymne, bei der es um eine Endzeitverheißung für alle Menschen geht, egal, welcher Religion oder Konfession sie angehören.

Kunst darf, vielleicht soll sie sogar provozieren, mit ihren Mitteln ggf. bigotten Zeitgenossen den Spiegel vorhalten. Gut möglich, dass gute Kunst immer eine Gratwanderung ist. Werden zum Beispiel religiöse Gefühle verletzt, ist die Gratwanderung nicht zwangsläufig, aber doch meistens gescheitert. Mit "Like a Virgin" brach Madonna mit Konventionen und provozierte. Als sie sich 2006 bei ihrer "Confessions-Tour" mit Dornenkrone an einem Kreuz aus Spiegeln zeigte, verursachte das nicht nur Befremden, sondern auch Proteste – auch unter ihren Fans.

Zu den eindrucksvollsten Videoclips voller religiöser Symbolik gehört für mich auch 30 Jahre später immer noch Michael Jacksons "Earthsong": Der Geist Gottes "ruht über dem Wasser", auf der Erde geschehen die unterschiedlichsten Gräueltaten, ein Prophet erbittet das Eingreifen Gottes, was auch geschieht und zu einer Umkehr der Ereignisse – im Clip laufen die Bilder rückwärts – führt, zu einer Rückkehr in den Urzustand. Die Macher haben wirklich ihre Theologie gelernt und hervorragend umgesetzt.

Problematisch ist jedoch, dass Michael Jackson selbst die Rolle des Propheten, des Mittlers zwischen "aus dem Ruder gelaufener Schöpfung" und Gott, übernimmt, schließlich in Kreuzeshaltung zum Katalysator göttlichen Eingreifens wird und, ein gern übersehenes Detail, ein kleines Loch in seiner schwarzen Weste hat, durch das das darunterliegende rote Hemd hindurchleuchtet – eine Anspielung auf den Lanzenstich bei Jesus am Kreuz. Dass es dann in Anlehnung an einen weiteren Titel auf dem Album "HIStory" (sic!) auf einem Transparent "Heal the world, Michael!" heißt, lässt Jackson endgültig in die Rolle des selbsternannten Messias, des Heilsbringers aufgehen – aus christlicher Sicht, vorsichtig ausgedrückt, sehr problematisch.

Glauben Sie, dass Popmusik die Wahrnehmung von Glauben und Spiritualität in der breiten Öffentlichkeit beeinflusst? Welche Wirkung haben religiöse Bilder auf Hörerinnen und Hörer, die selbst keinen religiösen Hintergrund haben?

Depta: In den 1960er Jahren suchten etliche Musikerinnen und Musiker nach einem höheren Sinn. Die einen nahmen Drogen, bis hin zu LSD, zur Bewusstseinserweiterung, andere, darunter Donovan und die Beatles, gingen nach Indien: Dort bekannte Gurus sollten helfen, unbekannte Weisheiten der fernöstlichen Spiritualität zu entdecken. Viele Musikerinnen und Musiker – man denke nur an Joan Baez und Bob Dylan – geben mit ihren Songs Impulse, um die Welt, wenigstens aber ihre Gesellschaft zu verändern. Deshalb bleibt das legendäre Woodstock-Festival von 1969 als "3 Days of Peace and Music" im kollektiven Gedächtnis. Unter den 400.000 Besuchern bleibt es friedlich, obwohl die äußeren Umstände zum größten Teil völlig chaotisch sind.

Angesichts des Vietnamkrieges und politisch motivierter Ermordungen (John F. Kennedy, Malcolm X, Martin Luther King jr. u.a.) war das ein Reflex der Hippiekultur: Wir schaffen durch unsere Musik eine starke Gemeinschaft, eine bessere Welt abseits des bisherigen Establishments.

Vor allem in den 1970er Jahren gingen viele Musikerinnen und Musiker davon aus, mit ihrer Musik die Welt ein kleines bisschen verbessern zu können. Im Gegensatz dazu hat Musik heute, speziell durch die massenhafte Verfügbarkeit durch Streamingdienste, ein Stück weit ihren Wert verloren. Es ist nicht mehr unbedingt die Musik, die bewegt, sondern es sind – stärker als früher – etliche Musikerinnen und Musiker, die ihre Popularität dazu nutzen, die Welt ein kleines bisschen besser zu machen. Wohltätigkeitsveranstaltungen, Engagement für Umweltprojekte, politische Organisationen, Opfer von Umweltkatastrophen und vieles mehr sind an der Tagesordnung.

Nur ein Beispiel: Milky Chance, 2012 frisch gebackene Abiturienten in Kassel, zeigen auf der Webseite milkychange.com eine Reihe von Projekten auf, die sie namentlich unterstützen, und animieren auch zum Mittun. Die Bewahrung der Schöpfung und der Einsatz für den Nächsten sind ja klassische Ziele des Christentums. Das alles hat aber in der Regel nichts mit institutionalisierter Kirche zu tun und wird dementsprechend wohl wenig mit Glaube und Religion in Verbindung gebracht.

Der frühere Bischof von Erfurt, Joachim Wanke, erzählte einmal am Rande eines Vortrags, er habe sich "in Zivil" zur Krippe auf den Erfurter Domplatz begeben und zugehört, was die Mütter ihren Kindern über das "Kind im Futtertrog" erzählten. Soweit ich mich erinnere, reichten Wankes Darstellungen von Aschenputtel bis hin zu Dornröschen und mehr. Was für mich heißt: Symbole, die religiös sozialisierten Menschen geläufig und selbsterklärend sind, müssen für Menschen, die eben nicht religiös sozialisiert sind, erst einmal übersetzt werden. Neu ist das aber nicht: Im Religionsunterricht musste ich dies ständig tun. Gleichnisse, um nur ein Beispiel zu nennen, lassen sich ohne Übersetzungshilfen lediglich oberflächlich erschließen, jedoch nicht in ihrer Tiefe.

"Die Kirchen müssten ihre Berührungsängste abbauen, Subkultur Subkultur sein lassen, sie vielleicht sogar fördern"

Welche Herausforderungen oder Chancen sehen Sie für die Kirche und Theologie im Umgang mit der Popkultur, die religiöse Symbolik nutzt?

Depta: Es gilt also Brücken zu bauen. Immer wieder aufs Neue, immer wieder punktuell. Richard Souther hat das 1994 ziemlich aufregend gemacht, indem er Texte von Hildegard von Bingen musikalisch für den Dancefloor aufbereitet hat. Ob da jemand etwas für sich mitnehmen konnte, ist unklar. Aber die Begegnung mit dem "abgedrehten Zeug" weckte möglicherweise das Interesse, die Texte im Booklet des Albums einmal nachzulesen. Ähnliches gilt auch für Rosalías "Lux": Dank moderner Übersetzungsprogramme bilden fremdsprachliche Texte heute kaum noch eine Barriere.

Vor allem gilt: Die Kirchen, die katholische mehr als die evangelischen Kirchen, müssten ihre Berührungsängste abbauen, Subkultur Subkultur sein lassen, sie vielleicht sogar fördern. Die evangelische Kirche hat das ja schon seit Beginn der 1960er Jahre gemacht. "Danke" und "fromme Musik im Radio" sind in Deutschland ohne die evangelische Kirche gar nicht denkbar. 2002 unterstützte die EKD gezielt die Band "Normal Generation", um christliche Werte im Eurovision Song Contest zu platzieren. Später beteiligte sich die EKD mehrere Jahre lang maßgeblich an der Durchführung des Gospel-Awards.

Die katholische Kirche hielt sich da eher bedeckt, förderte stattdessen das Neue Geistliche Lied (NGL). Mit der Konsequenz, dass bei katholischen Weltjugendtagen die "bekannteren Acts" i.d.R. evangelisch oder evangelisch-freikirchlich verwurzelt sind. Da ist es schon ein Riesenschritt, dass Bob Dylan eben nicht mehr als "Verführer einer ganzen Generation" gebrandmarkt wird, sondern dass die katholische Kirche mit ihm ihren Frieden geschlossen hat: Schon 1997 trat Dylan beim eucharistischen Kongress in Bologna auf, sang vor dem damaligen Papst Johannes Paul II., der dann auch noch Songfragmente Dylans in seiner Predigt verwendete.

Vor rund 15 Jahren kam ich im winterlichen London zufälligerweise an eine Kunsteisbahn. Betreiber waren anglikanische Christen. Ihr Credo: Die Menschen kommen nicht mehr zu uns in die Kirche, wollen nichts mehr von der Frohen Botschaft hören. Deshalb bleiben wir auf diese Weise mit ihnen in Kontakt – bis sich vielleicht eines Tages Möglichkeiten ergeben, doch wieder ins Gespräch zu kommen.

Für mich resultiert daraus "mein persönliches Credo": alles dafür zu tun, um den Gedanken an einen gütigen Gott zumindest offenzuhalten.

Genau dafür bietet populäre Musik eine Chance: Dass sie helfen kann, Grenzen zwischen sozialen Klassen, unterschiedlichen Alters, politischen Haltungen, Religionen und vielem mehr zu überwinden, haben die sogenannten Sinus-Studien längst hinreichend bewiesen. Von Musik initiiert entstehen konkrete Begegnungen von Menschen mit anderen Menschen – immer noch das Beste und Wichtigste bei der Weitergabe des Glaubens.