Auf der Suche nach dem Unwort des Jahres

Weiße Sprechblase mit traurigem Smiley auf blauem Hintergrund
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Ein Begriff werde zum Unwort, wenn er in seiner Nutzung gegen die Prinzipien der Menschenwürde und der Demokratie verstoße, erklärt die Marburger Professorin für Pragmalinguistik Constanze Spieß.
Drecksarbeit oder Asylwende?
Auf der Suche nach dem Unwort des Jahres
Die Aktion "Unwort des Jahres" will für diskriminierenden Sprachgebrauch sensibilisieren. Für 2025 haben Bürger unter anderem Begriffe wie Asylwende, Deal oder Stadtbild vorgeschlagen.

Für die Wahl des "Unworts des Jahres 2025" hat die sprachkritische Aktion bis Weihnachten rund 2.300 Einsendungen erhalten. Die genannten Begriffe spiegelten die politischen Debatten des Jahres wider, sagt die Sprecherin der Jury, die Marburger Professorin für Pragmalinguistik Constanze Spieß, dem Evangelischen Pressedienst (epd). 

Eingesandt wurden unter anderem die Begriffe Asylwende, Deal, Drecksarbeit, Sondervermögen,  Zustrombegrenzungsgesetz und Stadtbild. "Ein Unwort entsteht erst im Gebrauch", betont Spieß. Die Aktion macht seit 1991 auf diskriminierende und unangemessene Formen des öffentlichen Sprachgebrauchs aufmerksam.

Ein Begriff werde zum Unwort, wenn er in seiner Nutzung gegen die Prinzipien der Menschenwürde und der Demokratie verstoße, Einzelne oder Gruppen diffamiere oder diskriminiere oder wenn er euphemistisch, verschleiernd oder irreführend sei. Während die Zahl der Einsendungen variiert - 2024 waren es laut Spieß 3.000, im Jahr 2019 jedoch 671 - sei bei den Themen eine gewisse Konstanz zu sehen.

Migrationspolitik ist häufiges Thema

 Eine große Rolle spielten migrations- oder sozialpolitische Debatten: Das "Unwort des Jahres 1991" lautete "ausländerfrei", 1993 war es die "Überfremdung" und 1996 die "Rentnerschwemme", gefolgt vom "Wohlstandsmüll". Damit seien arbeitsunfähige oder arbeitsunwillige Menschen gemeint gewesen; dies entspreche aktuell dem Begriff "Totalverweigerer".

Anfang Januar setzt sich die unabhängige und ehrenamtlich arbeitende Jury zusammen, um die Einsendungen auf die Kriterien für das Unwort hin zu überprüfen und eine Konsensentscheidung zu finden, sagt Spieß. Neben der Professorin gehören der Jury die Sprachwissenschaftler Kristin Kuck (Magdeburg), Martin Reisigl (Wien) und David Römer (Kassel) sowie die Journalistin und Dozentin Alexandra-Katharina Kütemeyer an. 

Die Jury wird in diesem Jahr durch den Journalisten, Autor und Juristen Ronen Steinke unterstützt. Im Jahr 2024 lautete das Unwort "biodeutsch", 2023 "Remigration". Die Bekanntgabe des "Unworts des Jahres" ist für den 13. Januar in Marburg geplant.