Musiker, Friedensaktivist und Visionär: John Lennon

Portrait des Sängers John Lennon
AP/dpa
Auf ewig Beatles - John Lennon (Archivfoto: der Sänger während einer Pressekonferenz 1971.)
Ikone der Beatles wäre heute 85
Musiker, Friedensaktivist und Visionär: John Lennon
Mit "Imagine" beschwor er seine berühmte Vision einer Welt ohne Krieg und Ausbeutung. Wegen seines gesellschaftspolitischen Engagements geriet der Künstler und Aktivist John Lennon in das Visier der US-Ermittlungsbehörde FBI. Vor 85 Jahren, am 9. Oktober 1940, wurde der Musiker als John Winston Lennon in Großbritannien geboren.

Der Künstler habe durch seine Lieder den Eindruck erweckt, "dass er revolutionäre Ansichten vertritt", notierte der FBI-Chef J. Edgar Hoover in einem Memo an den damaligen US-Präsidenten Richard Nixon. Fieberhaft arbeitete das FBI jahrelang daran, den britischen Musiker John Lennon unter dem Vorwand von Marihuana-Besitz auszuweisen. Der Musiker und Aktivist wurde vor 85 Jahren, am 9. Oktober 1940, als John Winston Lennon in Liverpool geboren.

Dokumente, die erst Jahre nach Lennons Tod freigegeben wurden, belegen, dass Lennon durch sein politisches Engagement und seine Songs in den 1970er Jahren von der Nixon-Administration als Bedrohung eingestuft wurde. Aus seiner ablehnenden Haltung gegen den Vietnam-Krieg und gegen die Nixon-Regierung machten Lennon und seine Frau Yoko Ono in Kunst-Aktionen oder in US-Talkshows keinen Hehl, wie der Dokumentarfilm "One to One" (2024) des britischen Oscar-Gewinners Kevin Macdonald noch einmal deutlich macht.

Angesichts eines autokratischen Präsidenten Donald Trump würde sich der Künstler auch heute einmischen, ist der Lennon-Biograf und Beatles-Experte Nicola Bardola überzeugt. "Lennon wäre sicher nicht altersmilde", sagte der bei München lebende Autor dem Evangelischen Pressedienst. Auch musikalisch würde Lennon seinen Protest auf seine Weise artikulieren. Lennon, der am 8. Dezember 1980 in New York von einem geistig Verwirrten erschossen wurde, sei mit Abstand der politischste der Beatles gewesen.

In Songs wie "Imagine" oder "Give Peace A Chance" rief Lennon die Menschen auf, sich aus alten Denkmustern zu befreien und weltweit in Frieden zusammenzuleben. Den 1965 mit den anderen Beatles erhaltenen Orden "Member of the British Empire" gab Lennon aus Protest gegen die Beteiligung Großbritanniens an den Kriegen in Biafra und Vietnam zurück.

Aufnahme von John Lennon und Yoko Ono aus dem Film "One to One: John & Yoko", der im Sommer 2025 in die Kinos kam.

Im Gegensatz zu dem meist fröhlichen Paul McCartney und dem von indischer Mystik angehauchten George Harrison gab Lennon bereits bei den Beatles den Rebellen. Hinter der Fassade des selbstsicheren und mitunter zynischen Weltstars rang Lennon jedoch mit Depressionen: "Ich ging verängstigt durch die Welt und versuchte, so hart wie möglich zu wirken", sagte er in einem seiner letzten Interviews dem Magazin "Rolling Stone".

In der Musik gelang es Lennon, seine Dämonen in große Kunst zu verwandeln. So ist sein Stück "Help", das er für die Beatles schrieb, ein Hilfeschrei aus den Tiefen einer Depression. Zeit seines Lebens litt Lennon unter dem Trauma, von seinen Eltern verlassen worden zu sein. Sein Vater, der als Schiffs-Steward ohnehin die meiste Zeit auf See war, verließ die junge Familie schon bald. John kam als Fünfjähriger zur Schwester der Mutter, Tante Mimi. Seine Mutter Julia starb später bei einem Autounfall.

Ehemann, Familienvater und Hausmann

Nach der Auflösung der Beatles 1970 zog Lennon mit seiner zweiten Frau, der Avantgarde-Künstlerin Yoko Ono, nach New York. In seinen letzten Jahren in den USA übte sich Lennon als Ehemann und Familienvater. Nach der Geburt seines zweiten Sohnes Sean Ono-Lennon zog er sich sogar vorübergehend komplett aus dem Musikgeschäft zurück und wurde Hausmann.

Der 1990 gestorbene US-amerikanische Komponist und Dirigent Leonard Bernstein sah Lennons Musik in einer Klasse mit Brahms, Beethoven und Bach. Posthum wurde Lennon 1987 in die Songwriters Hall of Fame aufgenommen, sieben Jahre später in die Rock'n'Roll Hall of Fame. Als das Musikmagazin "Rolling Stone" eine Liste der 100 weltbesten Sänger veröffentlichte, kam Lennon auf den fünften Platz. Der Song "Imagine" wurde millionenfach verkauft und gestreamt.

Anstelle eines Grabs hat sich der offizielle Gedenkplatz im Central Park gegenüber dem Dakota-Gebäude, in dem Lennon und Ono wohnten, als Wallfahrtsort für Lennon-Pilger etabliert: die nach einem Beatles-Stück benannten "Strawberry Fields". Fans legen dort zum Gedenken Blumen auf ein rundes Mosaik um das Wort "Imagine" - dem wohl berühmtesten Songtitel Lennons. Der mittlerweile 14. Antrag auf Entlassung des Mörders Lennons, Mark David Chapmans, wurde im September abgelehnt.

Lennon habe seine Prominenz dazu genutzt, sich für eine gerechtere, friedlichere Welt einzusetzen, sagte Bardola. Seine Art, die Themen zu durchdringen und auf intelligente Weise darzustellen, kombiniert mit seinem künstlerischen Talent, das fehle heute.

Aktuelles Buch von Nicola Bardola: "Die 55 besten Fünften Beatles", Verlag Andreas Reiffer, Meine 2025, (erscheint am 9. Oktober 2025). "John Lennon". Zweitausendeins, Leipzig 2020 Peter Wicke: John Lennon, (Reclam 100 Seiten), Ditzingen, Mai 2025