Rockmusik und politisches Engagement gehören für ihn zusammen: Der kanadische Musiker Neil Young kritisiert US-Präsident Donald Trump scharf und engagiert sich für eine sozial gerechte und umweltverträgliche Welt. Dabei sieht er sich in der Tradition der Hippies. Am 12. November wird der Musiker, der mit Songs wie "Heart of Gold", "Like A Hurricane" oder "Rockin' in the Free World" weltweit bekannt wurde, 80 Jahre alt.
Vor seiner Europa-Tournee im Sommer fürchtete Young, dass man ihn nicht mehr in die USA einreisen lassen würde, wo der gebürtige Kanadier seit Ende der 1960er Jahre lebt. Wenn er in Europa Musik spiele und über Donald J. Trump spreche, könne es sein, dass er bald zu denen gehöre, "die ausgesperrt oder ins Gefängnis gesteckt werden", schrieb er in einer Mitteilung. Auf seinem aktuellen Album "Talking to the Trees" feuert er auch Breitseiten gegen Elon Musk: "Wenn du ein Faschist bist, dann hole dir einen Tesla", singt er in dem Song "Let's Roll Again". Es sei dabei egal, ob das ökobewusst sei.
Young sei "ein sperriger Künstler, dessen bissige politische Kommentare im harten Kontrast zu seiner streichbutterzarten Stimme stehen", so charakterisierte ihn einmal die "Süddeutsche Zeitung". Der Musiker sei "seinem Ruf eines Nörglers und unbequemen Menschen im positiven Sinne treu geblieben", erklärte der Kurator des Gronauer "Rock'n'Popmuseums", Thomas Mania.
Der 1945 in Toronto geborene Young nutzte auch schon vor der Ära Trump immer wieder seine Songs für Kritik: So prangerte er im Jahr 2006 mit dem Album "Living With War" die Irak-Politik der USA an und forderte in dem Song "Let's Impeach the President" die Entmachtung des damaligen US-Präsidenten George W. Bush. Dem Kampf gegen den Saatgutkonzern und Glyphosat-Hersteller Monsanto widmete er ein eigenes Album ("The Monsanto Years", 2015). Außerdem engagiert er sich für die Rechte der amerikanischen Ureinwohner und streitet für den Klimaschutz.
Mit "Heart of Gold" in die Charts
Seine musikalische Glanzzeit hatte Young in den 60er und 70er Jahren: Legendär ist sein Auftritt beim Woodstock-Festival mit der Super-Group "Crosby, Stills, Nash & Young". Mit seinem bis heute immer wieder gespielten Song "Heart of Gold" aus dem Jahr 1972 brachte er den Folkrock in die Charts. Seine E-Gitarren-Exzesse auf seiner schwarz angemalten 1953 Gibson Les Paul Goldtop nutzten später amerikanische Grunge-Bands als Inspiration. Mit den Grunge-Rockern von "Pearl Jam" nahm Young 1995 auch die Platte "Mirror Ball" auf.
Bereits die Band "Buffalo Springfield", die er mit seinem Freund Stephen Stills gegründet hatte, wurde Mitte der 60er Jahre zu einer der führenden Gruppen der aufstrebenden Folk-Szene in Kalifornien. Neil Young wurde mit "Buffalo Springfield" sowie als Solo-Künstler in die "Rock and Roll Hall of Fame" aufgenommen.
Berührende Balladen
Neben den schweren E-Gitarrengewittern, die Young bevorzugt mit seiner Band "Crazy Horse" auf die Zuhörer loslässt, singt er auch immer wieder leise, berührende Balladen, oft nur mit Akustikgitarre oder Piano. Mit "Helpless" verarbeitete der Musiker, der unter Kinderlähmung litt, seine Erfahrungen aus der Kindheit. In dem Song "The Needle and the Damage Done" beklagte er den Verlust von Musikerkollegen und Freunden durch Drogenmissbrauch. Die Atmosphäre von Youngs Album "Prairie Wind" (2005) ist geprägt vom Tod seines Vaters.
Sein Privatleben hält Neil Young, der auch ein leidenschaftlicher Modelleisenbahn-Fan ist, aus der Öffentlichkeit heraus. Zwei seiner drei Kinder leben mit Behinderungen durch infantile Zerebralparese. Der Musiker unterstützte jahrelang die von seiner zweiten Frau Pegi Young gegründete Stiftung "Bridge School" für die Ausbildung von behinderten Kindern. Seit 2018 ist er mit der Schauspielerin Daryl Hannah verheiratet.
Der Geist der Hippie-Zeit hat Neil Young auch nach seinen eigenen Worten stark geprägt: "Das war wahrscheinlich die beste Zeit, in der man leben konnte, alles war noch unschuldig", sagte er 2012 in einem "Spiegel"-Interview. Die Musik habe die Kultur zusammengehalten. "Ich hatte Glück, dabei sein zu dürfen." Im Jahr 2022 erschien seine Autobiografie "Ein Hippie-Traum".
Nach Ruhestand sieht es bei dem Musiker auch mit 80 Jahren nicht aus. Sein umfangreiches musikalisches Werk bereitet er in den "Neil Young Archives" auf, die er über seine Internetseite sowie in Liebhaber-Ausgaben auf CD und Vinyl veröffentlicht. Aktuell war Young in den vergangenen Monaten mit seiner neuen Band "The Chrome Hearts" in den USA und Kanada auf einer "Love Earth World Tour" unterwegs.




