Deutsche Weihnachtsmärkte als Exportschlager

Vorweihnachtszeit mit Christkindlmarket in Chicago, USA
epd-bild/Mirjam Rüscher
Vorweihnachtszeit mit Christkindlmarket in Chicago.
Sauerkraut mit Glühwein
Deutsche Weihnachtsmärkte als Exportschlager
Deutsche Weihnachtsmarkt-Klassiker sind in den USA während der Adventszeit beliebt. Amerikanische Städte bieten sie auf ihren "German Christmas Markets" an.

Auf dem Marktplatz reihen sich Holzbuden dicht aneinander. Die Wellblechdächer sind geschmückt mit Tannenkränzen und bunten Kugeln. Lichterketten sind über den Platz gespannt. Auf dem Weihnachtsmarkt in Grand Rapids im US-Bundesstaat Michigan drängen sich Besucher zwischen den Ständen, um deutsche Spezialitäten und Kunsthandwerk zu kaufen.

Der Duft von gebrannten Mandeln und Bratwurst liegt in der Luft, Weihnachtsmusik schallt aus den Lautsprechern, in vielen Händen sind die typischen Keramik-Glühweinbecher zu sehen, sie sind grün in diesem Jahr. "Christkindlmarkt Grand Rapids" steht darauf. Es gibt sie in der "Deutschen Trinkhalle", einem Getränkezelt, das in der Mitte des Markts aufgebaut ist. Wer sich einen besonderen Luxus leisten möchte, kann eine "Alpenhütte" mieten, eine Art Iglu aus Plexiglas und Holz, um dort im Warmen zu sitzen und das Treiben zu beobachten.

Weihnachtsmärkte nach deutschem Vorbild sind bei den US-Amerikanern beliebt, und es werden jedes Jahr mehr. Viele Amerikaner kennen sie von ihren Reisen nach Europa. Und in einigen Regionen, wie in Cincinnati im Bundesstaat Ohio oder in der kleinen Stadt Frankenmuth in Michigan, werden deutsches Erbe und Traditionen seit langem gepflegt und weitergegeben.

Einmal Spätzle please!

Außerdem sind deutsche Speisen sehr beliebt. Die dürfen auf den amerikanischen Weihnachtsmärkten nicht fehlen: Es gibt Spätzle und Sauerkraut, Bratwurst, Lebkuchen und natürlich Glühwein. Im Angebot sind Kunsthandwerk, Schnitzereien, Keramik, Gestricktes, Weihnachtsbaumschmuck und andere typische Angebote. Bei manchen kommt das Christkind oder der Weihnachtsmann.

Insbesondere der Christkindlmarkt ist ein großer deutscher Exportschlager. Einer der ältesten und größten dieser Märkte ist der Christkindlmarkt in Chicago in Illinois nach Nürnberger Vorbild. Die Idee dafür entstand 1995. Die deutsch-amerikanische Handelskammer wollte damit die Geschäftsbeziehungen zwischen den Ländern fördern.

Der Weihnachtsmarkt vereint deutsche Traditionen mit internationalem Flair und lokalem Charme. Die rot-weiß-gestreiften Dächer der Buden, ganz wie in Nürnberg, sind ein Blickfang in der Großstadt. Sie reihen sich ordentlich nebeneinander auf einem Platz mitten im zentralen Geschäftsviertel. Ringsherum ragen Hochhäuser gen Himmel. Lange Schlangen von Besuchern drängen sich hier vor allem an den Abenden und am Wochenende auf dem Platz.

Sogar noch älter ist der Christkindlmarkt in Bethlehem, Pennsylvania. Der Markt findet in diesem Jahr zum 33. Mal statt. Die Stadt ist auch bekannt als Christmas City. Mit nach eigenen Angaben mehr als 150 Ausstellern, über mehrere Straßenblöcke verteilt, entsteht in Bethlehem ein ganzes Weihnachtsdorf. Wie in Chicago sind auch hier deutsche Aussteller dabei. Es gibt Christkindlmärkte in Denver (Colorado), Atlanta (Georgia), Carmel (Indiana) und Arlington (Texas). Hinzu kommen zahlreiche weitere Märkte, "Christmas Markets", "Holiday Markets", "Old World Markets" und "Christmas Villages" in Städten und Bundesstaaten im ganzen Land.

Traditionen anderer europäischer Länder

Auch andere europäische Länder werden dabei zum Vorbild. So gibt es in Holland (Michigan) einen Kerstmarkt, der der niederländischen Tradition folgt. Es gibt Märkte, die an das England aus der Zeit von Charles Dickens erinnern, zum Beispiel Daly City (Kalifornien), und der "Old Canterbury Village" in der Nähe von Detroit (Michigan) versucht, Weihnachten aus aller Welt abzubilden.
Die Weihnachtsmärkte in den USA wollen anknüpfen an den Alte-Welt-Charme und die zum Teil jahrhundertealte Tradition von Weihnachtsmärkten in Europa und vor allem Deutschland. Hier entwickelten sie sich von Versorgungsmärkten im Mittelalter im 17. und 18. Jahrhundert zu stimmungsvollen bürgerlichen Familienfesten.

Tokio, Sydney, Kapstadt - deutsche Weihnachtsmärkte gibt es weltweit. Ihr Ruf eilt ihnen weit voraus. Amerikanische Reiseveranstalter bieten schon seit Jahren "German Christmas Market Touren" für ihre Kunden an. Zahlreiche Amerikaner pilgern zur Weihnachtszeit nach Deutschland, um sich von der Magie der Weihnachtsmärkte anstecken zu lassen. So wie Bethanie und ihr Freund Dan. "Wir fahren nach Nürnberg, wir wollen unbedingt den Weihnachtsmarkt dort besuchen", erzählen sie. Sie waren schon mehrfach auf dem Christkindlmarkt in Chicago, auch auf dem in Grand Rapids. Nun wollen sie einmal das Original sehen.