Bessere Gleichstellung und "queerfreundliche Praxis"

Cornelia Dassler am 26.11.225. auf der  26. Landessynode der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers.
Jens Schulze/EMA
Die landeskirchliche Gleichstellungsbeauftragte Cornelia Dassler erläuterte zum neuen Gleichstellungsgesetz: "Wir sind eine Kirche für alle und mit allen. Das legt schon unsere Verfassung fest, und dem soll das Gesetz gerecht werden."
Hannoversche Landeskirche
Bessere Gleichstellung und "queerfreundliche Praxis"
Mit ihrem neuen Gleichstellungsgesetz will die hannoversche Landeskirche Menschen in all ihrer geschlechtlichen Vielfalt ansprechen. Neben Frauen und Männern benennt es transgeschlechtliche, intergeschlechtliche und nicht-binäre Personen.

Die hannoversche Landeskirche hat ein neues Gleichberechtigungsgesetz. Die Synode der größten deutschen evangelischen Landeskirche stimmte am Mittwoch mit großer Mehrheit für die Neufassung des Gesetzes. Darin werden neben Frauen und Männern "Personen aller geschlechtlichen Identitäten" angesprochen.

Ziel dieser Änderung sei es, Geschlechtergerechtigkeit in allen Arbeitsbereichen der Landeskirche zu fördern, sagte die Synodale Anna Kempe am Mittwoch vor dem Kirchenparlament. Es gelte, "Queerfeindlichkeit und jeder Form von Diskriminierung entschieden entgegenzutreten". Das Gesetz tritt zum Jahreswechsel in Kraft.

Die landeskirchliche Gleichstellungsbeauftragte Cornelia Dassler erläuterte: "Wir sind eine Kirche für alle und mit allen. Das legt schon unsere Verfassung fest, und dem soll das Gesetz gerecht werden." In dem Gesetz ist zum Beispiel als Ziel festgeschrieben, "die berufliche Gleichberechtigung von Frauen, Männern, transgeschlechtlichen, intergeschlechtlichen und nicht-binären Personen zu verwirklichen".

Deutschlands erste Landeskirche die "Alle" anspricht

Nach Angaben von Dassler hat die Landeskirche damit als erste in Deutschland diese differenzierte Formulierung in das Gleichberechtigungsgesetz aufgenommen. Damit variiere sie den Sprachgebrauch der benachbarten Kirchen Oldenburg und der Nordkirche und deren Lösungen. Eine aktuelle Gesetzesnovelle der oldenburgischen Landeskirche verwendet in Teilen den Genderstern.

Das Gesetz soll unter anderem die Arbeit der Gleichstellungsbeauftragten stärken. Von den 47 Kirchenkreisen der Landeskirche haben nach Angaben der Pastorin aktuell rund zehn diese Position gar nicht besetzt. "Dabei ist das auch nach dem geltenden Gesetz Pflicht."

Männer in Führungspositionen überrepräsentiert

Das Gesetz soll nach ihren Vorstellungen neben der Diversität auch die Repräsentanz von Frauen in Richtung einer Parität stärken, nachdem über Jahrzehnte Männer in Führungspositionen überrepräsentiert gewesen seien. Um überkommene Rollenbilder zu überwinden, gebe es in dem Gesetz weitere sprachliche Änderungen. So ist nicht mehr von einer Vereinbarkeit von "Familie und Beruf" die Rede, sondern von der von "Care-Arbeit und Beruf".

Vorgestellt wurde auch eine neue "Arbeitshilfe für eine gendersensible und queerfreundliche Praxis". Die Publikation mit Anregungen für die kirchliche Arbeit werde im Januar an alle Gemeinden, Kirchenkreise und Einrichtungen verschickt, sagte die Gleichstellungsbeauftragte Cornelia Dassler vor der Landessynode in Hannover.

Viele Mitarbeiter in Pfarrämtern, Kirchenvorständen sowie auf Kirchenkreisebene hätten wenig Erfahrung im Umgang mit queeren Menschen, erläuterte Dassler. Oft sei nicht Böswilligkeit, sondern eher Unwissenheit der Grund dafür, wenn solche Menschen oder das Thema ausgeschlossen oder ausgegrenzt würden.

Vorschläge für Gottesdienste und Jugendarbeit

Die fast 200 Seiten starke Arbeitshilfe enthält Beiträge zu inklusiver Sprache sowie Hinweise für die Seelsorge und Kommunikation mit Personen, deren geschlechtliche Identität nicht der heterosexuellen Norm entspricht. Aufgenommen wurden auch Vorschläge für die Gottesdienstgestaltung und die Jugendarbeit sowie Erläuterungen zu biblischen und theologischen Hintergründen.

Insgesamt werden den Angaben zufolge rund 3.000 Exemplare versendet. Die hannoversche Landeskirche ist mit mehr als 1.200 Gemeinden zwischen dem Landkreis Göttingen und der Nordsee die größte evangelische Landeskirche in Deutschland.