Die Beauftragte für Schulseelsorge in der Evangelischen Kirche der Pfalz, Pfarrerin Anke Lind, ruft angesichts von wachsender Gewalt an Schulen dazu auf, Kinder, Jugendliche und deren Familien zu stärken. "Es gibt kein einfaches Allheilmittel, um dagegen anzugehen", sagt Lind, die dem siebenköpfigen Team der "Notfallseelsorge/Krisenintervention in der Schule" der Landeskirche und des katholischen Bistums Speyer angehört.
Nötig seien vor allem "verlässliche Bezugspersonen" in Familie, Schule oder auch in Vereinen. Diese könnten junge Menschen dabei unterstützen, nicht in Frust, Hass und auch Gewalt abzurutschen. Es sei "eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe", durch bessere Bildungsangebote und soziale Fördermaßnahmen ein Umfeld zu schaffen, das Gewalt vermeide, appelliert Lind auch mit Blick auf die Ereignisse an der Ludwigshafener Karolina-Burger-Realschule plus.
Dort kam es infolge von zahlreichen Körperverletzungen, Bedrohungen von Schülern und Lehrern und zuletzt einem Amokalarm zu einer Serie von Polizeieinsätzen, der Fall sorgte bundesweit für Aufsehen. Der rheinland-pfälzische Bildungsminister Sven Teuber (SPD) sagte vor Ort die Hilfe des Landes zu.
Keine Ratschläge mit dem Zeigefinger
Es sei nicht hilfreich, Schulen "mit dem Zeigefinger" Ratschläge für Probleme erteilten zu wollen, sagt Lind, die Religionslehrerin an einer Ludwigshafener Schule ist. Die Gesellschaft als Ganze müsse sich besser um das Wohl von Kindern und Jugendlichen kümmern. So seien neben mehr Angeboten wie Gewaltprävention an Schulen und Straßensozialarbeit vor allem positive Vorbilder nötig. Erwachsene müssten für jüngere Menschen Werte wie Solidarität und Mitgefühl mit Anderen vorleben, sagt die ehemalige pfälzische Landessynodale.
Die Schulsozialarbeit und auch die von den beiden großen Kirchen verantwortete Schulseelsorge könnten für ein friedliches Miteinander an Schulen einen wichtigen Beitrag leisten, sagt Lind. Das Kriseninterventionsteam der Ökumenischen Schulseelsorge stehe auf Anfrage in akuten Notfällen bereit, wenn es etwa zu Todesfällen, Unfällen oder Gewalttaten komme. Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte könnten durch Beratung und Gespräche gestärkt werden.
Die ausgebildeten Religionslehrerinnen und -lehrer wurden Lind zufolge in der Pfalz und Saarpfalz im vergangenen Jahr zu 25 Einsätzen an Schulen gerufen, dazu kamen elf Beratungen telefonisch oder per E-Mail. Bei der Beratung durch die Schulseelsorger gehe es vor allem darum, "eigene Ressourcen anzuzapfen", sagt Lind. Im Mittelpunkt stehe dabei die Frage "Was tut Dir gut?".
Gemeinsamer Sport, Musik oder auch das Spielen am Computer könnten junge Menschen bei traumatischen Erlebnissen entlasten. Auch ein "Raum der Stille" könne ein Rückzugsort sein, an dem Jugendliche offen über ihre Sorgen sprechen oder auch beten könnten. Mit religiös-spirituellen Angeboten hielten sich die Schulseelsorger in akuten Krisensituationen allerdings zurück: "Man muss sensibel sein und darf nichts überstülpen", sagte Lind.



