Der größte Kirchturm Niedersachsens, der 114,5 Meter hohe Turm der evangelisch-lutherischen Andreaskirche in Hildesheim, soll bald auch die größte Glocke des Landes beherbergen. Um für das Vorhaben zu werben und Spenden zu sammeln, hat sich jetzt der Verein "Friedensglocke St. Andreas" gegründet. Die Kosten werden auf 850.000 Euro geschätzt. Man wolle der Arbeit am Frieden in den Gesellschaften und unter den Völkern und Staaten "einen für alle vernehmlichen Ton geben", sagt der ehemalige Oberkirchenrat und frühere Hildesheimer Superintendent Helmut Aßmann, einer der Mitinitiatoren des Projekts, dem epd.
Bis zum Zweiten Weltkrieg hing eine ähnlich große Glocke im Turm der Andreaskirche, die 11 Tonnen schwere "Gloriosa". Sie wurde für die Herstellung von Waffen eingeschmolzen. Das am 22. März 1945 schwer zerbombte Hildesheim erinnert jährlich mit einem Friedenstag an dieses Datum. Die größte Glocke in Niedersachsen ist derzeit die gut 10 Tonnen schwere Christus- und Friedensglocke der hannoverschen Marktkirche.
Glocken dieser Größe werden in Deutschland nicht mehr hergestellt, teilte der Verein mit. Daher werde man sie wohl in Österreich oder in den Niederlanden gießen lassen müssen. Die neue Glocke werde zu den fünf größten Glocken Deutschlands gehören, erläuterte der Physiker und Glockensachverständige Andreas Philipp. Zuvor müsse allerdings geprüft werden, ob der Turm der Andreaskirche, in dem jetzt vier wesentlich kleinere Glocken hängen, die große Glocke überhaupt tragen könne. Platz sei jedenfalls vorhanden.
Vereinsvorsitzender ist der Hildesheimer Unternehmer Matthias Mehler. Er ist zuversichtlich, dass das Projekt in Hildesheim viel Zuspruch findet. "Wir glauben, dass Hildesheim das kann." Auch bei der aufwendigen Renovierung des Hildesheimer Domes habe eine Dombaugesellschaft geholfen. Helmut Aßmann betonte: "Diese Glocke wird nicht nur eine große Kirchenglocke am höchsten Turm sein, sondern eine Bürgerglocke." Gerade in Zeiten, die durch schrille Töne gekennzeichnet werden, sei der Klang solcher Glocken eine "einfache Zeitansage, die überall gehört wird".
Der Verein hofft, dass sich das Projekt in drei Jahren verwirklichen lässt. Ingenieur Jürgen Götz sieht sich technisch vor große Herausforderungen gestellt. "Da müssen 12,5 Tonnen hoch mit einem Durchmesser von 2,75 Metern."