"Jeder sollte das Recht haben zu duschen"

Duschbus GoBanyo
GoBanyo
Unter dem Motto "GoBanyo on Tour - Mit dem Duschbus durch die Stadt" bietet die Initiative GoBanyo Obdachlosen die Möglichkeit, zu duschen.
Duschen für Obdachlose
"Jeder sollte das Recht haben zu duschen"
Unter dem Motto "GoBanyo on Tour - Mit dem Duschbus durch die Stadt" wird der "GoBanyo"-Duschbus mit Botschafter Dominik Bloh an Bord einen Tag lang durch die Stadt Hamburg fahren und an Orten halten, um Obdachlosen eine Duschgelegenheit zu bieten.

Das Hamburger Sozialprojekt "GoBanyo" plant für den 9. September von 10 bis 17 Uhr eine spezielle Duschbus-Tour. Mit dabei ist der Initiator des Projekts "GoBanyo", Dominik Bloh, der mit seinem Bus an Orten halten wird, für die Einzelpersonen, Hausgemeinschaften oder Teams zuvor einen Stopp angemeldet haben. 

Der 1988 geborene Bloh war einst selbst obdachlos. Heute ist er Sozialaktivist und Autor. Das Buch "Unter Palmen aus Stahl - Die Geschichte eines Straßenjungen", das er über seine Zeit auf Hamburgs Straßen schrieb, wurde zum "Spiegel"-Bestseller. Im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagt er, Waschen sei ein menschliches Grundbedürfnis.

epd: Sie wurden im Alter von 16 Jahren obdachlos. Wie kam es dazu?

Dominik Bloh: Wie die meisten anderen Menschen auch, bin ich unverschuldet in die Obdachlosigkeit geraten. Es war eine Familiengeschichte. Meine Mutter war alleinerziehend und wurde sehr krank, psychisch. Sie konnte nicht länger meine Mutter sein, sie war so überfordert, legte ihre Vormundschaft ab und warf mich raus, als ich 16 Jahre alt war. Meiner Mutter gebe ich aber auch keine Schuld. Sie war sehr depressiv. Es war bestimmt die schwerste Entscheidung ihres Lebens.

Sie sind Mitgründer des "GoBanyo"-Projekts, das obdachlosen Menschen Körperpflege in einem sicheren Umfeld ermöglicht. Wie funktioniert das und wie viele Menschen nutzen die Möglichkeiten, die Sie ihnen bieten?

Bloh: Der Duschbus ist leicht erklärt. Es ist ein Bus, wie man ihn aus dem öffentlichen Nahverkehr kennt. Die Besonderheit ist: Statt Sitze sind dort voll ausgestattete Badezimmer eingebaut. Alles was es braucht für einen Badezimmerdurchgang. Waschen ist ein menschliches Grundbedürfnis. Jeder sollte das Recht haben zu duschen. Es ist Hilfe zur Selbsthilfe.

n die goldenen Regeln im Duschbus GoBanyo sollten sich alle halten.

Seit fünf Jahren sind wir unterwegs, über 30.000 Duschen sind bei uns angegangen. Jetzt haben wir einen zweiten Bus und sammeln Spenden, um noch mehr Menschen ein Stück Würde zurückzugeben.

Wie lautet der wichtigste Ratschlag, den Sie obdachlosen Menschen geben, damit ihnen der Weg aus der Obdachlosigkeit gelingt?

Bloh: Nicht aufgeben.

Der Zusammenschluss "GoBanyo" aus Initiativen und engagierten Privatpersonen will Menschen in prekären Lebenssituationen Zugang zu sauberen Sanitäranlagen bieten. Unter dem Motto "Waschen ist Würde" bietet "GoBanyo" seit 2019 mobile Duschlösungen für Menschen, die auf der Straße leben müssen. Interessierte können auch über Social Media mit Bloh über das Thema Obdachlosenhilfe sprechen und Kleidung spenden. Anlass für die spezielle Duschbus-Tour ist der Tag der Wohnungslosen am Donnerstag.