"Praktizierende Religiöse werden mit einem rigiden Moralismus gezeichnet", sagte der Straßburger Professor für Kirchenmusik der in Hamburg erscheinenden "Zeit"-Beilage "Christ & Welt" (Donnerstag). "So rigide, dass dann mitunter der religiöse Mensch mordet, um beispielsweise wieder Gerechtigkeit herzustellen, weil jemand anders eine Sünde begangen hat."
Föllmi hat für ein Forschungsprojekt 900 Krimi-Folgen im deutschsprachigen Fernsehen untersucht. Bei einem Pfarrer werde der Glaube zwar nie als problematisch inszeniert, sagte er, "der gehört ja zum Berufsbild". Alle anderen religiösen Figuren hingegen würden fast immer negativ dargestellt oder lächerlich gemacht.
Klöster spielten in Krimis oft eine Rolle als "ein Hort des Bösen", sagte Föllmi. Mönche kämen bei vielen Drehbuchautoren ganz schlecht weg. Klostergeistlichen würden oft Worte aus dem Alten Testament in den Mund gelegt, in denen es um Gewalt gehe oder die Fanatismus rechtfertigten. "Mein ist die Rache, spricht der Herr", sei so ein Beispiel.
Betrunkene in der Eifel sehen die Jungfrau Maria
Religiosität in ländlichen Regionen sei in Krimis oft ein Indiz für Rückständigkeit, etwa in Süddeutschland oder in der Eifel, erläuterte der Theologe. In einem Krimi habe er den Satz gehört: "Wenn sie betrunken sind, sehen die Eifler anstatt grünen Männchen gleich die Jungfrau Maria". Zudem ist nach Föllmis Worten in vielen Drehbüchern "religiöser Analphabetismus" verbreitet. In der ARD-Serie "Mord mit Aussicht" sei beispielsweise eine "katholische Freikirche" vorgekommen. Dabei könne es so etwas gar nicht geben. "Bei den Katholiken sind Sie entweder drin oder draußen", sagte der Professor.
Beat Föllmi hat die Ergebnisse seines Forschungsprojekts in einem Buch veröffentlicht (Föllmi, Beat: "Kruzifix und Geisterbeschwörung. Religionen in deutschen Vorabendkrimis", Aschendorff Verlag, Münster 2023, 222 Seiten, 36 Euro).