Die Zahl der Suizide ist "alarmierend hoch"

Symbolbild Telefonseelsorge
epd-bild/Jens Schulze
Die Telefonseelsorge Lübeck hilft immer wieder auch Menschen in akuten seelischen Notlagen.
Lübecker Telefonseelsorge
Die Zahl der Suizide ist "alarmierend hoch"
Die Lübecker Telefonseelsorge berichtet von wachsender Not und vielen verzweifelten Menschen, die sich Gedanken darüber machen, ihr Leben freiwillig zu beenden. 2023 wurde bei über 10.000 Menschen in Deutschland trauriger Ernst daraus.

Trotz zahlreicher Hilfsangebote bleibe die Zahl der Selbsttötungen seit zwei Jahrzehnten relativ konstant und sei zuletzt wieder leicht gestiegen, teilte der Kirchenkreis Lübeck-Lauenburg am Dienstag mit. 2023 nahmen sich bundesweit nach Angaben des Statistischen Bundesamtes 10.304 Menschen das Leben, hieß es anlässlich des Welttages der Suizidprävention am 10. September. "Damit sterben mehr Menschen durch Suizid als durch Verkehrsunfälle, Drogen oder Gewalttaten zusammen", erklärte Pastor Frank Gottschalk, Leiter der Lübecker Telefonseelsorge. Besonders betroffen seien Männer mit 72,6 Prozent der Fälle.

Dazu kämen jedes Jahr über 100.000 Suizidversuche in Deutschland. "Diese Zahl macht deutlich, wie viele Menschen sich in einer tiefen Krise befinden - und wie dringend es ist, dass sie Gehör finden", sagte Gottschalk. Auch die Telefonseelsorge Lübeck helfe immer wieder Menschen in akuten seelischen Notlagen. "Die Suizidprävention ist fester Bestandteil unserer Arbeit", sagte Gottschalk. Hinter all diesen Zahlen stünden Menschen, die am Leben verzweifeln. "Wir dürfen sie nicht alleinlassen", erklärte der Pastor.
Für die Telefonseelsorge arbeiten in Lübeck mehr als 70 Ehrenamtliche. Bundesweit seien es rund 7.900. Allein 2024 hätten diese mehr als 1,3 Millionen Anrufe entgegengenommen.

"Über 22 Prozent unserer Gespräche drehen sich um Einsamkeit", sagte Gottschalk. Mehr als 60 Prozent der Anrufenden würden allein leben, über 35 Prozent hätten eine psychische Erkrankung. "Mehr als sechs Prozent sprechen offen über Suizidgedanken. Das sind erschütternde Zahlen", sagte der Pastor.
Gerade deshalb sei das Zuhören entscheidend. "Menschen mit Suizidgedanken können bei uns offen über ihre Gefühle sprechen - ohne bewertet zu werden", erklärte Gottschalk. Schon ein Gespräch könne Hoffnung schenken.

Um dieses Angebot zu sichern, suche die Telefonseelsorge Lübeck ehrenamtliche Verstärkung. Im Herbst starte ein neuer Ausbildungskurs. Interessierte könnten sich bis Ende September unter Tel. 0451/30 24 81 oder per Mail an fgottschalk@kirche-LL.de melden.

Wenn Sie daran denken, sich das Leben zu nehmen, oder jemanden kennen, der suizidgefährdet ist, suchen Sie Hilfe. Die Telefonseelsorge ist anonym, kostenlos und rund um die Uhr erreichbar. Die Telefonnummern sind 0800/1110111 und 0800/1110222. Auch ein Kontakt per Chat und E-Mail ist möglich: www.telefonseelsorge.de