Verschwinden bald die Altkleidercontainer?

Eine junge Frau wirft an einem Altkleidercontainer eine Hose ein.
epd-bild / Stefan Arend
Schon heute ist es fast ein Glücksfall einen Altkleidercontainer zu finden, indem noch Platz ist. (Archivbild)
Deutsches Rotes Kreuz in Sorge
Verschwinden bald die Altkleidercontainer?
Die Tüte ist rappelvoll mit getragener Kleidung. Sie soll aber dennoch etwas "Gutes" bewirken und wird zum nächsten Altkleidercontainer gebracht. Genau das könnte bald nicht mehr möglich sein.

Erst hätten in der Corona-Krise die Verwerter keine Spediteure aus Osteuropa mehr bekommen, sagte der stellvertretende Geschäftsführer des DRK-Landesverbands Hessen, Michael Rückert, dem Evangelischen Pressedienst (epd). Dann seien in den vergangenen Jahren die Kleidermärkte in der Ukraine durch Russlands Angriff und in afrikanischen Ländern durch chinesische Textiloffensiven weggebrochen. Zusätzliche Konkurrenz zum Recycling von Kleidung komme von Billigst-Discountern, die Textilien günstiger als Second-Hand-Ware anböten.

Die Folge sei, dass DRK-Kreisverbände, die Annahmestellen für Altkleider haben, keine Vergütung von Verwertern mehr bekommen, sagte Rückert. Im Gegenteil sollten sie für die Abgabe bezahlen. Die Lager seien daher übervoll. Bei anderen Kreisverbänden, die einen Komplettvertrag mit Verwertern geschlossen haben, würden Container nur noch verzögert abgeholt mit der Folge, dass diese überquellen. Verschärft werde die Situation durch die zu Jahresbeginn eingeführte EU-Pflicht, Textilabfälle getrennt zu sammeln. Viele Bürger würden Textilmüll in die Altkleidercontainer werfen, wo sie nicht hingehörten und die verwertbare Kleidung verunreinigten.

Aufgrund dieser Entwicklung hätten einzelne DRK-Kreisverbände sich aus der Altkleidersammlung verabschiedet und die Container abgezogen. Aber auch Verwerter, die kurz vor der Zahlungsunfähigkeit stünden, hätten Verträge mit dem DRK gekündigt. Bisher habe das DRK in Hessen jährlich bis zu 80.000 Tonnen Altkleider gesammelt, die Hälfte davon sei noch tragbar. DRK-Kreisverbände hätten durch den Verkauf in eigenen Läden und den Verkauf an Verwerter fünf- bis sechsstellige Beträge im Jahr eingenommen und damit ehrenamtliche Arbeit wie die Jugendarbeit finanziert, erklärte Rückert. Infolge des Zusammenbruchs des Altkleidermarktes leide die soziale Arbeit der Wohlfahrtsverbände.

Kleidersammler zahlen wie die Müllabfuhr?

Eine Lösung könne darin bestehen, dass Kommunen den Verwertern eine Vergütung für das Mitnehmen der Altkleidersammlung zahlen, schlug Rückert vor. Dies würde vermeiden, dass sonst das Restmüllaufkommen und damit die Gebühren steigen, der Rohstoff Textilien nicht genutzt wird und die gemeinnützige Arbeit von Wohlfahrtsverbänden leidet.

In anderen Ländern sei dies bereits Praxis. Eine Unterstützung des Recyclings wäre auch die Einführung einer erweiterten Herstellerverantwortung für Textilien wie bei elektronischen Produkten. Bei letzteren können Verbraucher Altgeräte in Geschäften zurückgeben. In anderen Ländern gebe es diese Rücknahmepflicht für Textilien bereits, in Deutschland steht das Vorhaben im Koalitionsvertrag.