Jüdisches Festival lädt Leon de Winter aus

Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter - Porträt
Arne Dedert/dpa
Der niederländische Schriftsteller Leon de Winter auf der Buchmesse in Frankfurt am Main.
Wenn Flucht zur Männersache wird
Jüdisches Festival lädt Leon de Winter aus
Das Jüdische Kulturfestival Osnabrück hat die Einladung an Leon de Winter zurückgezogen – wegen seiner umstrittenen Kolumne in der "Welt". Der Schriftsteller zeigt sich irritiert und verteidigt seine Aussagen. In seiner neuesten Kolumne geht er sogar noch weiter: Europa solle Männern bis 55 Jahren kein Asyl gewähren – stattdessen sollten sie in ihren Herkunftsländern für Frieden kämpfen.

Der niederländisch-jüdische Schriftsteller Leon de Winter zeigt sich verwundert über die Ausladung vom Jüdischen Kulturfestival Osnabrück. Er könne in seiner eigenen Kolumne in der Tageszeitung "Die Welt", die der Anlass für die Absage gewesen war, "nichts Faschistisches oder Neonazistisches finden", schreibt der Autor in seiner neuen Kolumne.

Der künstlerische Leiter des Festivals, Avi Toubiana, sagte dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Montag, er respektiere die Entscheidung der Jüdischen Gemeinde Osnabrück, de Winter auszuladen.

Er könne die Beweggründe nachvollziehen, betonte Toubiana, der auch die Kulturtage in Berlin organisiert und die Geschäfte des Landesverbands der Jüdischen Gemeinden in Niedersachsen führt: "Ich bin nach dem Festival wieder weg, aber die Gemeindevertreter müssen in Osnabrück die Kritik aushalten." Er sei aber weiterhin von de Winters künstlerischer Leistung überzeugt. Das Festival vom 4. bis 7. September wolle die jüdische Kultur verbreiten und nicht über Politik diskutieren. De Winter hätte aus seinem neuen Roman "Stadt der Hunde" gelesen.

"Menschen aus zutiefst rückständigen Kulturen"

De Winter hatte in seiner ersten, am 5. Mai erschienen Kolumne für die "Welt" Verständnis für Aussagen der AfD geäußert, die Migrationspolitik habe "zum 100.000-fachen Import von Menschen aus zutiefst rückständigen und frauenfeindlichen Kulturen geführt". Auch er sehe, dass zu viele Migranten in Europa aus rückständigen Kulturen kämen, in denen Frauen Männern untergeordnet seien und Juden gehasst würden. "Bin ich jetzt gesichert rechtsextrem?" Auch andere Aussagen von AfD-Spitzenleuten empfinde er "nach meinen niederländischen Maßstäben eher ziemlich harmlos".

Die Jüdische Gemeinde betonte in einem Pressestatement, die Kolumne sei weit nach der Einladung des Autors zum Festival erschienen. Die darin vertretenen Positionen stünden "in deutlichem Gegensatz zu den Grundwerten der Jüdischen Gemeinde und dem, was wir mit unserem Festival erreichen wollen", sagte der Vorsitzende Michael Grünberg. Deshalb habe die Gemeinde "nach reiflicher Überlegung" entschieden, de Winter wieder abzusagen.

Das erste Jüdische Kulturfestival Osnabrück wolle den Menschen jüdische Musik, Literatur, Kunst und Filme näherbringen, betonte Grünberg. Es gehe darum, die Kreativität und Vielfalt des jüdischen Lebens zu zeigen und Brücken zu bauen.

De Winter betonte in seiner neuen Kolumne, er meine, dass Europa Männern bis 55 Jahren überhaupt kein Asyl gewähren sollte. "Wenn sie vor Unrecht und Tyrannei fliehen - und davon ist die Welt voll -, dann sollen sie für Frieden und Freiheit in den Ländern kämpfen, aus denen sie fortgegangen sind."