41. Geisendörfer-Preis: Das sind die Gewinner:innen

Gruppenbild mit den Ausgezeichneten des 41. Robert Geisendörfer-Preises
Bettina Theuerkauf/Geisendörferpreis
Gruppenbild mit den Ausgezeichneten beim 41. Robert Geisendörfer-Preis in Hamburg.
Preisverleihung in Hamburg
41. Geisendörfer-Preis: Das sind die Gewinner:innen
Die feierliche Verleihung des Robert Geisendörfer Preises 2025 hat heute beim Norddeutschen Rundfunk (NDR) in Hamburg stattgefunden. In diesem Jahr erhielten insgesamt sieben Produktionen den evangelischen Medienpreis. Die Jury "Allgemeine Programme" vergibt jeweils zwei Preise für Hörfunk- und Fernsehformate sowie einen Preis für ein Onlineformat. Die Jury "Kindermedien" verleiht ebenfalls zwei Preise. Außerdem erfolgte die Ehrung der Sonderpreisträgerin der Jury.

Die Jury "Allgemeine Programme" des Robert Geisendörfer Preises unter Leitung von Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst zeichnet folgende Produktionen aus:

Hörfunk

"Mädchen, Frau etc.", Hörspiel nach dem Bestseller von Bernardine Evaristo produziert vom Hessischen Rundfunk 2024 (Hörspielredaktion, verantwortliche Redakteurin: Cordula Huth). Den Preis erhalten Laura Laabs (Regisseurin), Sebastian M. Purfürst (Komponist/Editor) und Jackie Thomae (Autorin). "Mädchen, Frau etc. von Jackie Thomae erzählt von den unterschiedlichen Lebenswegen und Erfahrungen Schwarzer Frauen und Queers in Großbritannien", so die Begründung der Jury. "Es beinhaltet viel: toll gezeichnete Charaktere, wichtige intersektional geprägte Themen sowie Rhythmus und Geschwindigkeit, die die Zuhörer:innen durchs Hörspiel tragen. Was dem Format besonders gelingt, ist, Gefühl, Wärme und Offenheit auch in vermeintlich harten Themen finden - das macht die Produktion so besonders."

"Keine Namen, niemand", Dokumentarhörspiel produziert von Deutschlandfunk Kultur 2024 (Redaktion Feature, Hörspiel, Radiokunst, verantwortliche Redakteurin: Barbara Gerland). Den Preis erhalten Annette Kufner (Autorin) und Franziska Stuhr (Regisseurin). "Das dokumentarische Hörspiel ,Keine Namen, niemand' von Annette Kufner macht eindringlich erfahrbar, wie Sinti und Roma in einem kleinen Ort zur Zeit des Nationalsozialismus drangsaliert, deportiert und ausgelöscht wurden. Gestützt auf Dokumente und Zeitzeugenberichte erzählt Kufner so anschaulich wie bedrückend, wie Verfolgung, Mitläufertum und Vertuschung ineinandergriffen. Franziska Stuhr inszeniert zurückhaltend und präzise, die Sprecher:innen geben den Überlebenden ihre Stimmen. So entsteht ein wichtiges Stück Erinnerung, das über eine lange verschwiegene Geschichte aufklärt", so die Begründung der Jury.

Fernsehen

Dokumentation "Ausgesetzt in der Wüste", realisiert wurde sie vom Bayerischer Rundfunk in Co-Produktion mit DW, NDR und Lighthouse Reports 2024 - Programmbereich Kultur, verantwortliche Redakteur:innen: Astrid Harms-Limmer (BR), Elisabeth Lehmann (DW), Klaas von Dijken (Lighthouse Reports), Ben Bolz (NDR). Den Preis erhalten Philipp Grüll (Autor) und Erik Häußler (Regisseur). Die Begründung der Jury:"Philipp Grüll und Erik Häußler zeigen in ihrem unter gefährlichen Umständen entstandenen Dokumentarfilm erschütternde Einblicke in die Folgen der EU-Migrationsabkommen mit nordafrikanischen Staaten. Schockierende Bilder dokumentieren die systematische Verschleppung von Flüchtlingen in die Wüste, Misshandlung und Tod. Der herausragende Film gibt diesen Menschen ein Gesicht und eine Stimme – jenseits von Zahlen und sicherheitspolitischen Erwägungen. Soll das "der Preis unserer Sicherheit" sein?"

Fernsehfilm "Ein Mann seiner Klasse", nach dem Roman von Christian Baron. Den Preis erhalten Nicole Armbruster (Autorin), Marc Brummund (Autor/Regisseur), Leonard Kunz (Schauspieler) und Camille Moltzen (Schauspieler). Realisiert wurde der Film vom Südwestrundfunk in Co-Produktion mit dem BR, 2024, Film und Planung (SWR), verantwortliche Redakteur:innen: Monika Denisch (SWR), Patricius Mayer (BR). Begründung der Jury: "Der Fernsehfilm ,Ein Mann seiner Klasse' erzählt bewegend die Kindheit eines Jungen in prekären Verhältnissen, geprägt von Gewalt, Alkohol und schmerzhafter Vatersuche, aber auch von Menschen, die Hoffnung geben. Die Produktion vermeidet Klischees, zeigt empathisch und undramatisch gesellschaftliche Wirklichkeit und plädiert für Chancengerechtigkeit jenseits von Milieuschubladen. Sie verbindet erzählerische Dichte mit gesellschaftlicher Relevanz – und setzt damit Maßstäbe für engagiertes Fernsehen. Dieser Film nimmt ein Milieu in den Blick, das selten eine Bühne bekommt – differenziert, kunstvoll und ohne moralische Überheblichkeit."

Online

Podcastserie "Diagnose: Unangepasst – Der Albtraum Tripperburg", produziert beim Mitteldeutschen Rundfunk 2024 (Redaktion: MDR next). Den Preis erhalten die Autorinnen Ann-Kathrin Canjé, Sophie Rauch und Charlotte Witt. Die Begründung der Jury: ",Diagnose: Unangepasst' erzählt eindrücklich von den berüchtigten ,Tripperburgen' der DDR – geschlossenen Kliniken, in denen als unangepasst geltende Mädchen Zwangsuntersuchungen, Gewalt und Demütigung erlitten. Charlotte Witt, Ann-Kathrin Canjé und Sophie Rauch machen mit engagierter Recherche, sensiblen Interviews und innovativem Sounddesign ein verdrängtes Kapitel deutscher Geschichte sichtbar. Der Podcast meistert die Gratwanderung zwischen Aufklärung und Respekt und erinnert daran, wie wichtig es ist, Unrecht nicht zu vergessen und Demokratie zu bewahren."

Kindermedien

Die Jury "Kindermedien" des Robert Geisendörfer Preises unter Leitung des Vorsitzenden Udo Hahn verleiht ihre Preise an folgende Produktionen:

Kinderwissenssendung "Checker Tobi – Der Krebs-Check", eine Produktion des Bayerischen Rundfunks 2024 (Redaktion Kinder, verantwortliche Redakteurinnen: Monika E. Schweiger und Tina Petersen).
Den Preis erhalten Tobias Krell (Moderator) und Antonia Simm (Autorin/Regisseurin). Begründung der Jury: "Der ,Krebs-Check' aus der BR-Reihe ,Checker Tobi' erklärt die Krankheit sachlich, kindgerecht und ohne Angst zu schüren. Antonia Simm findet in Buch und Regie ein vorbildliches Gleichgewicht, Tobias Krell überzeugt mit Anschaulichkeit und Augenhöhe. Hoffnung weckt insbesondere das Gespräch mit einem neunjährigen Mädchen mit Knochenkrebs. Die Sendung vermittelt komplexe Medizin einfühlsam, verständlich und mit einer konkreten Handlungsoption – ein herausragender Wissensbeitrag voller Empathie und Zuversicht."

Checker Tobi mit der 9-jährigen Marlene und Erzieherin Jess

Animationsserie "Fritzi und Sophie" und die Dokumentation "Auf Fritzis Spuren – Wie war das so in der DDR?". Die Sendungen entstanden beim Mitteldeutschen Rundfunk 2024 (Redaktion Kinder und Familie), in Co-Produktion mit SWR und WDR - verantwortliche Redakteur:innen: Sabine Scheuring, Anke Lindemann, Alexander Roth und Florian Walter Friedrich (MDR), Stefanie von Ehrenstein (SWR), Jens Opatz (WDR) in Zusammenarbeit mit Andrea Gentsch (Regisseurin) und Thomas Meyer-Hermann. Den Preis erhalten die Regisseure Matthias Bruhn und Ralf Kukula. Begründung der Jury: "Den Regisseuren Ralf Kukula und Matthias Bruhn ist gemeinsam mit Andrea Gensch sowie Thomas Meyer-Hermann mit ,Auf Fritzis Spuren – Wie war das so in der DDR?' die innovativste und mutigste Produktion des Kinderfernsehjahrgangs 2024 gelungen. Gemeinsam mit der Zeichentrickserie ,Fritzi und Sophie' gelingt es der Dokuserie, ein wichtiges Kapitel deutsch-deutscher Geschichte verständlich zu erzählen und dabei große Empathie zu wecken."

Sonderpreis

Den Sonderpreis der Jury des Robert Geisendörfer Preises 2025 erhält die Schauspielerin, Kabarettistin und Sängerin Maren Kroymann. Die Jury würdigt damit das jahrzehntelange künstlerische Wirken einer außergewöhnlichen Frau, die mit Mut, Scharfsinn und Humor Maßstäbe in der deutschen Medienlandschaft gesetzt hat. Die Laudatio hält Klaudia Wick, Deutsche Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen.

Maren Kroymann erhielt den Sonderpreis

Begründung der Jury: ",Ist die Kroymann noch gut?', fragte die Preisträgerin zuletzt selbstironisch in ihrer eigenen Show. Die Jury fand: Sie ist nicht nur immer noch gut – sie wird immer besser! Maren Kroymann verkörpert seit über 40 Jahren auf Bühnen, Leinwand und im Fernsehen in einzigartiger Weise, was Robert Geisendörfer vorschwebte: mutig die Stimme erheben, unbequem sein, für Gleichberechtigung kämpfen, die Menschen in den Blick nehmen! Das tut Maren Kroymann mit Schärfe und Humor, überaus geistreich, begabt und wortgewaltig, unterhaltend, komisch, befreiend und entlarvend."

Moderiert wird die Verleihung des Robert Geisendörfer Preises von der Fernsehmoderatorin Julia Westlake. An dem Wettbewerb beteiligen sich jährlich öffentlich-rechtliche und private Rundfunkveranstalter sowie Verantwortliche und Kreative von Onlineformaten. Ausgezeichnet werden Hörfunk-, Fernseh- und Onlineformate aus allen Programmsparten, die das persönliche und soziale Verantwortungsbewusstsein stärken, zum guten Miteinander von Einzelnen, Gruppen, Völkern und zur gegenseitigen Achtung der Geschlechter beitragen. Die Preise sind jeweils mit 5.000 Euro dotiert, der Sonderpreis ist undotiert.