Wieder Roggenernte am Mauerstreifen

Mähdrescher im Einsatz bei der Roggenernte an der Kappelle der Versöhnung in Berlin
epd/Hans Scherhaufer
Zum 20. Mal wird an der Berliner Kappelle der Versöhnung Roggen geerntet. Die Aktion erinnert an die Teilung Deutschlands und deren Überwindung.
Kappelle der Versöhnung
Wieder Roggenernte am Mauerstreifen
An der Kapelle der Versöhnung in Berlin-Mitte ist wieder Roggen geerntet worden. Die Aktion findet zum 20. Mal statt und erinnert an die Überwindung der Teilung Deutschlands, von Angst und Gewalt.

Die Ernte des etwa 1.000 Quadratmeter großen Roggenfelds an der Bernauer Straße werde in diesem Jahr rund 300 Kilogramm Roggenkorn erbringen, sagte Frank Ellmer, emeritierter Agrarprofessor und einer der Initiatoren. Die traditionelle Ernte fand in diesem Jahr bereits zum 20. Mal statt.

Projektleiterin Christina-Luise Roß erklärte bei der Ernte: "Die Idee, die dahintersteht, ist, auf dem ehemaligen Todesstreifen wieder etwas Lebendiges zu schaffen und Völker zusammenzubringen." Der Anbau von Roggen soll an die deutsche Teilung erinnern und symbolhaft für die Überwindung von Angst und Gewalt an diesem historischen Ort stehen.

Der abgeerntete Roggen wird zumeist für verschiedene Projekte eingesetzt. Unter anderem wird er mit Getreide aus elf mittel- und südosteuropäischen Ländern vermischt und gemahlen, woraus dann ein gemeinsam europäisches "Friedensbrot" gebacken wird. Jüngst wurde laut Roß auch die Ukraine als neuer Partner des Projekts aufgenommen worden.

Um die Pflege, Aussaat und Ernte des Roggenfelds kümmern sich laut der Stiftung Berliner Mauer seit 2006 Studierende der Humboldt-Universität Berlin. Bereits im Frühjahr 1990 hatten Bewohnerinnen und Bewohner Ost-Berlins begonnen, Lupinen an dieser Stelle auszusäen. Später übernahmen Mitglieder der Versöhnungsgemeinde die Aussaat auf dem geschichtsträchtigen Boden. Dort, wo einst die Berliner Mauer stand und die innerdeutsche Grenze verlief, sollte wieder etwas wachsen.