Antisemitische Plastik bald verhüllt

Fotomontage der Blätter Plastik, die sich um die Chimäre an der Stephanikirche windet.
Fotomontage: Thomas Leu
So, wie auf dieser Fotomontage, soll die Plastik an der Stephani-Kirche nach der Neugestaltung aussehen.
Kunst als clevere Lösung
Antisemitische Plastik bald verhüllt
Eine antisemitische Darstellung an einer Kirche in Sachsen-Anhalt soll künftig dauerhaft mit einem Kunstwerk verhüllt werden. Dieses soll die bisherige temporäre Abdeckung der judenfeindlichen Chimäre, einem Mischwesen, an der St.-Stephani-Kirche in Calbe (Saale) ersetzen und ihr ein neues, dauerhaftes Gesicht geben.

Das teilte die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland (EKM) am Mittwoch in Magdeburg mit. Die Plastik, die vermutlich aus dem 19. Jahrhundert stammt, sorgt seit Jahren für Kontroversen. Der Wasserspeier zeigt einen Rabbiner, der Teile seines Gesichts an den Hintern eines Schweins drückt, das im Judentum als unrein gilt.

Nach der Sanierung aller 14 Wasserspeier-Figuren Ende 2019 hatte der Gemeindekirchenrat beschlossen, die Figur nicht mehr an der Fassade der Kirche anzubringen. Die Denkmalbehörden lehnten den Antrag jedoch ab. Im Sommer 2020 wurde die Plastik wieder installiert und ist seitdem mit einem Netz und Stricken teilweise verhüllt.

Schließlich erhielt der Hallenser Künstler Thomas Leu den Auftrag, eine dauerhafte Einfriedung der Schmähplastik zu gestalten. Entstanden ist den Angaben zufolge ein Geflecht aus Zweigen, das den Blick auf die Figur beschränken soll. Der Entwurf bestehe aus Ölzweigen, die sich wie ein Korb um die Chimäre legen, sagte Leu.

"Der Hass, den diese Figur zum Ausdruck bringt, soll gebunden werden", sagte Liane Hilfert, Vorsitzende des Gemeindekirchenrates. Der mitteldeutsche Landesbischof Friedrich Kramer sagte, es sei gut, dass über die Kontextualisierung mit Informationstafeln hinaus eine kluge Form der Verhüllung gefunden worden sei.