Zwei Drittel seines Lebens vergeudete Ozzy Osbourne, indem er mit Alkohol und Drogen sein "Hirn in einen Pudding" verwandelte, wie er selbst sagte. Mit der Drei-Minuten-Nummer "Paranoid" schuf er 1970 als Sänger von "Black Sabbath" die Hymne aller Fans des harten Rocks. Vor zwei Wochen gab der an Parkinson erkrankte Sänger in seiner britischen Heimatstadt Birmingham sein Abschiedskonzert.
Am Dienstag ist er im Alter von 76 Jahren gestorben, wie seine Familie mitteilte. "Er war einer der lustigsten Menschen, die ich je getroffen habe", würdigte ihn sein Freund, der britische Sänger Elton John, mit dem er 2020 den Song "Ordinary Man" aufnahm. "Er wird mir sehr fehlen."
Für seine Fans war Ozzy, der 1948 als John Michael Osbourne geboren wurde, der "Madman" (Verrückte) des Heavy Metal. Nuschelnd, mit irrem Blick und Jammergesang schlurfte der selbst ernannte "Fürst der Finsternis" auf den Bühnen umher, beschoss sein Publikum mit der Wasserpistole. Bei einem Konzert biss er einer Fledermaus den Kopf ab, weil er sie angeblich für ein Gummitier hielt. Anfang des neuen Jahrtausends wurde er mit der schrägen Familien-Doku-Soap "The Osbournes" des Musiksenders MTV ein Kultstar des Reality-Fernsehens. Mit "Black Sabbath" und als Solokünstler verkaufte Osbourne mehr als 100 Millionen Alben.
Ab 1968 begann Osbourne mit seinen Kumpels Tony Iommi (Gitarre), Geezer Butler (Bass) und Bill Ward (Schlagzeug) als einer der ersten überhaupt, mit schweren Gitarrenriffs und düsteren Texten den Heavy Metal zu gießen. Zuvor hatte er Jobs als Klempner und Schlachter, saß wegen Einbruchs sechs Wochen im Gefängnis. Zu Glockenläuten und Donnerschlag sang er in dem Titel "Black Sabbath" aus dem gleichnamigen Debütalbum der Band (1970) über die schwarze Gestalt, die in der Nacht kommt, um die Seele zu holen.
"Wir wollten einfach beängstigende Musik machen", erinnerte sich Osbourne in seiner Autobiografie von 2009. In den Songs geht es etwa um Händeschütteln mit dem Antichristen ("N.I.B"), apokalyptische Alpträume ("Sabbath Bloody Sabbath"), Kriegstreiber ("War Pigs") und tanzende Elfen ("Fairies Wear Boots"). Der "Blödsinn mit schwarzer Magie" sei nicht ernst gemeint, versicherte er immer wieder.
Konservative Christ:innen empörte Ozzy Osbourne
Auf das Spiel der Düsterrocker mit dem gesellschaftlich Verbotenen und Anstößigen, aber auch dem, was religiösen Menschen heilig ist, reagierten besonders konservative Christen mit Empörung. "Black Sabbath" seien Rattenfänger und führten junge Menschen ins Verderben, führten Kritiker an. Radiosender und Schallplattenläden boykottierten die "satanistische Musik".
1979 warfen ihn seine Bandkollegen entnervt wegen seiner Drogeneskapaden heraus. Mithilfe seiner neuen Frau und Managerin Sharon startete Osbourne 1980 eine erfolgreiche Solokarriere. Die ersten Alben "Blizzard of Ozz" (1980) und "Diary of a Madman" (1981) sowie Songs wie "Crazy Train" und "Mr. Crowley" gelten als Klassiker des Genres.
1986 klagten ihn amerikanische Eltern an, weil sie glaubten, der Song "Suicide Solution" habe ihren Sohn in den Suizid getrieben. Darin geht es um die tödlichen Gefahren des Alkohols, die Klage wurden schließlich abgewiesen. Dennoch trat der Fall eine beispiellose Klagewelle christlicher Gruppen in den USA gegen Rock- und Heavy-Metal-Gruppen wegen angeblicher Satanismusumtriebe los.
"Danke euch, Gott segne euch alle." Ozzy Osbourne
Mit der Ballade "Dreamer" (2002) gelang Osbourne der letzte große Soloerfolg. 2012 vereinigten sich "Black Sabbath" erneut, gute Kritiken erhielt das ein Jahr später veröffentlichte Album "13". Bei einem Unfall mit seinem Quad und einem Sturz verletzte er sich schwer. Gesundheitlich angeschlagen inszenierte Ozzy Osbourne seinen Abschied von der Bühne auf Raten: 2012 gaben "Black Sabbath" eine "The End"-Welttour. Vier 2019 in Deutschland angekündigte Abschiedskonzerte als Solist kamen nie zustande.
Endgültig "Goodbye" sagten "Black Sabbath" nun am 5. Juli in Birmingham bei einem Konzert mit prominenten Musikerkollegen vor rund 42.000 Fans aus aller Welt. Die Band spendete die Einnahmen an eine Organisation zur Erforschung von Parkinson sowie an ein Kinderkrankenhaus und ein Kinderhospiz. Osbourne wurde für seine letzte, kurze Show auf einem schwarzen Fledermaus-Thron auf die Bühne gerollt: "Danke euch, Gott segne euch alle."
Biografie:
Ozzy Osbourne/Chris Ayres: Ozzy. Die Autobiografie. Wilhelm Heyne Verlag, München 2009.