"Wenn die Kirche es nötig hat, sich einzumischen, dann hat vorher meistens die Politik etwas falsch gemacht", sagte der ehemalige CSU-Chef Seehofer der "Zeit" für einen am Mittwoch online veröffentlichten Beitrag: "Die Forderung, die Kirche aus der Politik herauszuhalten, zeigt eher die Schwäche der Politiker, die das fordern."
Ministerpräsident Markus Söder (CSU) etwa hatte im Bundestagswahlkampf im Frühjahr die Kirchen für ihre Einmischung in die Asylpolitik kritisiert, auch Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU) beklagte im April eine übertriebene Einmischung der Kirchen in die Tagespolitik im Stile von Nichtregierungsorganisationen.
Der 76 Jahre alte Seehofer verteidigte die Kirchen. "Wer schaut denn darauf, dass Politiker tatsächlich tun, was sie sagen?", fragte der Katholik. "Auch das gehört zu den Aufgaben der Kirche - an Wahrhaftigkeit erinnern und der Politik auf die Finger zu schauen." Gerade bei Grundsatzfragen wie der Bewahrung der Schöpfung oder dem Lebensschutz müssten Christen "kritische Wächter" sein.