Der Pfingstgeist bedeute Trost, Wahrhaftigkeit und Frieden, sagte die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, in ihrer Predigt in der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis. Viele Menschen machten sich derzeit angesichts von Kriegen und "furchtbaren Menschenrechtsverletzungen" an vielen Orten in der Welt Sorgen um die Zukunft. Sie kämpften mit Traurigkeit und Fassungslosigkeit.
Die Hamburger Bischöfin rief dazu auf, sich nicht mit dem Schrecken über so viel Unfrieden abzufinden. "Heute fassen wir uns ein Herz! Und morgen und übermorgen auch", sagte sie. "Zukunft braucht Aufbruch. Unseren Lebensmut. Vertrauen, dass jeder Mensch die Welt verändern kann. Das ist für mich in diesem Jahr die besondere Kraft der Pfingsten."
Fehrs erinnerte an das Pfingstwunder nach dem Tod Jesu vor mehr als 2.000 Jahren. "In furchtbar kritischer Zeit erblickte damals die Kirche der Hoffnung das Licht der Welt. Ehrlich, kein Mensch hatte damit gerechnet. Mit diesem Aufbruch." Pfingsten erzähle davon, "dass Menschen frei werden. Dass sie aufatmen und ihr Herz weit wird."
Der Geist des Friedens und der Verständigung sei derzeit in höchster Gefahr, sagte die Bischöfin in ihrer Predigt. "Grenzen werden unaufhörlich gezogen, statt überwunden." Umso wichtiger sei es, als Christenmenschen "interkulturelle Pfingstoffenheit" zu behalten. Christen müssten einstehen "für eine Gesellschaft, die die Würde des Menschen verteidigt, unabhängig von Herkunft oder Aussehen oder Fähigkeiten.
Für unser Land, in das fast jeder dritte Mensch eine Migrationsgeschichte einbringt und das dadurch vor allem stark geworden ist. Für unsere Demokratie, die wir noch immer als die beste Staatsform verstehen, und für die wir uns gerade jetzt mit aller Kraft, die uns zur Verfügung steht, einsetzen müssen." Das Grundrecht auf Asyl dürfe niemals zur Disposition stehen, "gerade in unserem Land nicht. Ein Grundrecht der Menschlichkeit, schon aus biblischer Tradition nicht verhandelbar", betonte Fehrs.