Auf den ersten Blick sehen die knallgrünen Kajaks wackelig aus. "Aber keine Angst - das sind Sit-On-Top Kajaks", erklärt Finn Witt von der Lübeck Port Authority (LPA). "Im schlimmsten Fall fällt man ins Wasser und klettert dann wieder auf das Kajak drauf." Seit Mai gibt es in Lübeck vier Kajaks der dänische Nichtregierungsorganisation Greenkayak. Die Idee: Paddelausflüge mit Umweltschutz kombinieren. "Das kostenfreie Angebot soll Menschen dazu bewegen, aufs Wasser zu gehen und Müll einzusammeln", erklärt Jana Sperlich von den Entsorgungsbetrieben Lübeck, die das Projekt mit der Hafenbehörde an die Trave geholt hat.
Ausgestattet mit Paddel, Schwimmweste, Kescher und Mülltonne können sich Freiwillige beim Kajakfahren für die Umwelt einsetzen. Neben Lübeck gibt es in Norddeutschland bereits fünf Standorte in Hamburg und einen in Flensburg.
Deutschlandweit konnten mit rund 20 aktiven Kajaks im vergangenen Jahr mehr als 9.800 Kilogramm Müll aus Gewässern entfernt werden, weltweit waren es rund 134 Tonnen. Greenkayak ist vor allem in Dänemark, Norwegen, Schweden und Deutschland an Fjorden, Förden, Flüssen und Seen zu finden.
Von Chipstüte bis E-Roller
Über die Webseite oder die Greenkayak-App können die Boote kostenlos reserviert und für zwei Stunden ausgeliehen werden. In Lübeck sind es vier Kajaks an zwei Standorten. "Es ist eine auf zwei Jahre ausgelegte Testphase", sagt Witt und freut sich: "Bis jetzt läuft es richtig gut." Im ersten Monat konnten bereits mehr als 170 Kilogramm Müll aus der Trave geholt werden.
Der meiste Müll sei Verpackungsmüll. "Man findet Plastiktüten, Plastikflaschen, aber auch Chipstüten, Glasflaschen und Verpackungen von Grillgut", zählt Sperlich auf. Selten sei auch mal ein Fahrrad oder ein E-Roller dabei. "Um so etwas aus dem Wasser zu ziehen sind schon mal Leute nach der Kajak-Tour mit der Sackkarre wiedergekommen und haben den Müll dann aus dem Wasser gezogen", erzählt sie. Nach der Fahrt mit den grünen Booten wird der Müll in großen Tonnen gesammelt, gewogen und vom Lübecker Entsorgungsbetrieb abgeholt.
"Es gibt tatsächlich seit kurzem einen positiven Trend", sagt Sperlich. Der Müll an Stränden werde weniger. Das Problem sei der Abfall, der bereits in den Gewässern ist. Trotzdem ist es Sperlich und Witt wichtig, dass sich Menschen, die das Angebot ausprobieren, nicht unter Druck gesetzt fühlen. "Wenn man keinen Müll findet, ist das nicht schlimm. Dann zählt die Erfahrung", erklärt Sperlich. "Wir wollen einen Fokus für das Thema schaffen und auf diese Art von Umweltverschmutzung aufmerksam machen." Dabei gehe es nicht nur ums Müllsammeln. Wenn Menschen durch Greenkayaks etwas mehr Umweltbewusstsein bekommen, sei schon viel gewonnen.