Mit einem ökumenischen Gottesdienst und einem Festakt mit Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier ist am Freitag in der Berliner Genezarethkirche das 50-jährige Bestehen der Interkulturellen Woche (IKW) der Kirchen gefeiert worden. In seiner Rede dankte Steinmeier der evangelischen, der katholischen und der griechisch-orthodoxen Kirche für die 1975 gestartete bundesweite Initiative. Mit der Interkulturellen Woche zeigten die Kirchen immer wieder "Realismus und Respekt". Dabei gehe ihr Engagement für Einwanderer und Flüchtlinge weit über diese Woche hinaus.
Die Frage um Einwanderung sei die große politische Frage der Gegenwart geworden. "Und wir sollten diese Aufgabe in ihrer Größe und Tragweite ehrlich anerkennen", sagte der Bundespräsident. Zuwanderung sei nie einfach gewesen, sie sei aber nicht nur eine Problem-, sondern auch eine Erfolgsgeschichte: "Vorbehalte und Ressentiments hat es immer gegeben, wichtig ist, wie wir damit umgehen, wie wir gemeinsam zu Verständigung kommen."
Es sei den Kirchen zu danken, dass sie in den polarisierenden Debatten immer wieder Humanität einforderten und einfordern. Sie hätten immer wieder darauf hingewiesen, dass nicht Arbeitsmaschinen nach Deutschland gekommen waren, sondern Menschen mit Bedürfnissen und dem Anspruch auf Respekt. Heute hätten 21 Millionen Menschen in Deutschland eine Migrationsgeschichte. Mit Blick auf aktuelle kontroverse Debatten sagte Steinmeier, aus den Erfolgen sollte Zuversicht geschöpft werden: "Es gilt in der ganzen Polarisierung nicht die Nerven zu verlieren, den Blick auf die Menschen zu behalten. Das tut die Interkulturelle Woche."
Die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Kirsten Fehrs, nannte die Initiative eine "begeisternd lange Geschichte von Orten und Menschen aller Nationen, Konfessionen und Religionen", die seit 1975 konsequent und mit Neugier auf das Fremde aufeinander zugegangen seien. Die vielen dahinterstehenden lokalen Initiativen seien "role-models für eine gesegnete vielfältige Gemeinschaft", mit einer klaren Haltung gegen Rassismus. Es sei wichtig, in einem Land, in dem fast jeder dritte Mensch eine Migrationsgeschichte hat, die Würde und das Recht jedes einzelnen Menschen unabhängig von Herkunft oder Aussehen oder Fähigkeiten zu verteidigen.
Die Hamburger Bischöfin betonte zugleich, dass das Grundrecht auf Asyl niemals zur Disposition stehen dürfe, gerade in Deutschland nicht. Ein "Grundrecht auf Menschlichkeit" sei "schon aus biblischer Tradition nicht verhandelbar".
Die Interkulturelle Woche findet immer Ende September statt. Die Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der EKD und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie war lange unter dem Namen "Woche des ausländischen Mitbürgers" bekannt. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, sagte, die Interkulturelle Woche habe sich zu einem wichtigen zivilgesellschaftlichen Player entwickelt, mit tausenden Veranstaltungen an mehr als 600 Orten bundesweit.