Die Initiative "Fundi-Watch" hat das Treffen des christlichen Netzwerks "Miteinander in Europa", das vom 27. bis 29. Juni in der Münchner Matthäuskirche stattfindet, als fundamentalistisch und in Teilen queerfeindlich kritisiert. In einem offenen Brief an Kardinal Reinhard Marx und Regionalbischof Thomas Prieto Peral, der dem Evangelischen Pressedienst (epd) vorliegt, bemängelte der Sprecher der vierköpfigen Initiative, Matthias Pöhl, die Unterstützung des Treffens durch die Amtskirchen.
Er forderte von ihnen eine "deutliche Absage und Distanzierung zum zunehmenden Einfluss herrschafts-theologischer Ambitionen" und christlichem Fundamentalismus. Pöhl verwies darauf, dass Mitglieder von "Miteinander in Europa" auch zu den Unterstützern der umstrittenen Glaubenskonferenz "Unum24" gehört hatten, die im vergangenen Jahr zeitgleich zum Christopher-Street-Day (CSD) in der Münchner Olympiahalle stattgefunden hatte.
Auch das diesjährige Treffen finde genau am Wochenende des CSD statt. Es sei unklar, welche christlichen Werte bei dem Glaubenstreffen vertreten würden und wie diese sich zu den Rechten queerer Menschen verhielten, die sich zunehmenden Bedrohungen ausgesetzt sähen. Regionalbischof Prieto Peral dankte Fundi-Watch für ihr "beherztes Eintreten für die Botschaft von der unbedingten Liebe Gottes, die allen Menschen gilt".
Peral: Innerhalb der Kirche im Dialog bleiben
In einem offenen Antwortbrief vom Donnerstag, der dem epd ebenfalls vorliegt, betonte der Theologe, dass sich die Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern bei ihrer Frühjahrssynode 2025 "mit großer Klarheit zur Würde und Gleichberechtigung queerer Menschen bekannt" habe. Er habe seine Teilnahme an dem Netzwerktreffen sorgfältig abgewogen, gerade weil er "nicht alle Positionen aller Beteiligten" teile. Er habe nicht vor, "einem christlichen Fundamentalismus das Wort zu reden" sondern wolle im Gegenteil seine Haltung "klar vertreten und sichtbar machen".
Prieto Peral verwies darauf, dass auch im Lutherischen Weltbund, dem weltweit 151 Kirchen angehören, viele Gemeinschaften vertreten seien, die Homosexualität ablehnten. Dennoch müsse man mit ihnen und mit konservativen Bewegungen innerhalb der Kirche im Dialog bleiben, "um der betroffenen Menschen willen". Er selbst stehe "für eine Kirche, die offen ist, die Vielfalt achtet und die sich klar gegen jede Form von Ausgrenzung stellt", betonte der Regionalbischof. Auch die katholische Kirche stellte auf epd-Anfrage am Donnerstag klar, dass man jede Diskriminierung von Minderheiten ablehne. Das Erzbistum München und Freising habe ein eigenes Projekt zur Queerpastoral; Kardinal Reinhard Marx selbst predige bei queeren Gottesdiensten.
Am Jahrestreffen des Netzwerks "Miteinander in Europa" nehmen von diesem Freitag bis Sonntag (27. bis 29. Juni) in der evangelischen Kirche St. Matthäus laut Veranstalterangaben rund 250 Personen teil. Das Motto lautet "Suchet der Stadt Bestes". Regionalbischof Prieto Peral und - in Vertretung von Kardinal Marx - Generalvikar Christoph Klingan sind beim Eröffnungspodium zu Gast. "Fundi-Watch" ruft am Freitagabend zu einer Kundgebung gegen christlichen Fundamentalismus vor der Matthäuskirche auf.
Zum Netzwerk "Miteinander in Europa" gehören laut Homepage europaweit rund 400 Bewegungen. In Deutschland zählen rund 200 geistliche Gemeinschaften dazu, darunter zahlreiche Regionalverbände des CVJM, Communitäten wie der Casteller Ring, Strömungen wie Sant'Egidio, ProChrist oder die Fokolarbewegung sowie Freikirchen wie das Gospel Life Center und die Jordan-Stiftung, die laut "Fundi-Watch" Gebete zur "Heilung von Homosexualität" anbiete.