"Wir brauchen Hoffnungsbilder, damit wir mutig und stark für sie eintreten können", sagte Käßmann am Montag laut Redemanuskript beim Friedensgebet in der Leipziger Nikolaikirche. Ein solches Bild könne sein, "dass auch Russland und die Ukraine sich wieder versöhnen", wie dies nach dem Zweiten Weltkrieg zwischen Deutschland und Frankreich sowie Deutschland und Polen möglich gewesen sei.
"Europa kann wieder ein Hoffnungsbild von Frieden werden, und Russland wieder Teil Europas", sagte die Theologin. Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) rief zudem dazu auf, der "Spirale der Aufrüstung" etwas entgegenzusetzen.
"Zukunftsfähig werden wir auf jeden Fall durch Verhandlungen, Abrüstung, Frieden, Verträge, vertrauensbildende Maßnahmen - auch mit Russland", sagte sie und appellierte: "Lasst uns also mutig und stark sein, damit wir nicht 'kriegstüchtig' werden, sondern friedensfähig."
Käßmann ermutigte die Kirchen, sich durchaus in politische Debatten einzubringen. Die "mutige, klare Stimme der Kirchen wird gebraucht in unserem Land, gerade heute", sagte die Theologin und widersprach damit Bundestagspräsidentin Julia Klöckner (CDU). Diese hatte sich von den Kirchen mehr Sinnstiftung und weniger Stellungnahmen zu tagesaktuellen Themen gewünscht.
Christinnen und Christen seien "mitten in der politischen Welt und nicht im spirituellen Abseits", sagte Käßmann. Der Glaube sei "nicht irgendeine Nische, in die wir uns ab und an zurückziehen".