Die Wahl des US-Amerikaners Robert Francis Prevost zum neuen Papst weckt Hoffnungen auf neue Friedensimpulse der Kirche in der krisenhaften Weltlage. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, hält es für möglich, dass der neue Papst Leo XIV. einen politischen Gegenpol zu US-Präsident Donald Trump bildet. Er sei "ein völlig anderer Charakter als Donald Trump", sagte er am Freitag im Deutschlandfunk. Der neue Papst rief in Rom in seiner ersten Messe zur Verbreitung des christlichen Glaubens auch in säkularen Umfeldern auf.
Der Reformprozess des Synodalen Wegs in Deutschland zeige bereits erste Erfolge, betonte Bätzing. Dazu gehöre eine Verständigung auf die Gestaltung von Segnungsfeiern für Menschen, die nicht verheiratet sind. Die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, sagte, bei der Tagung solle intensiv über die Eckpunkte der künftigen synodalen Gremien diskutiert werden.
Bei den Beratungen zu dem Grundlagentext zur künftigen Zusammenarbeit von Geistlichen und Laien geht es laut Bätzing darum, wie Synodalität verstanden werden soll. Diskutieren werden die Ausschussmitglieder auch über Themen wie Gewissensentscheidungen in Fragen der Empfängnisverhütung und Maßnahmen gegen sexuellen Missbrauch.
Rückenwind für Katholiken in Deutschland
Stetter-Karp zeigte sich überzeugt, dass der neue Papst den Weg der Synodalität fortsetzen und weiterentwickeln werde. Sie hoffe auf Rückenwind, betonte sie. Vertreter des ZdK-Präsidiums hätten im Februar den heutigen Papst und damaligen Kurienkardinal Robert Prevost im Vatikan getroffen. Er sei gut über die Situation in der Kirche in Deutschland informiert gewesen und habe für das innerkirchliche und politische Engagement der katholischen Laien gedankt.
Der Synodale Ausschuss ist die Fortsetzung des Synodalen Wegs. Dieser war 2019 von katholischen Bischöfen und Laien in Deutschland als Reaktion auf die Vertrauenskrise infolge kirchlicher Missbrauchsskandale ins Leben gerufen worden. Bis März 2023 wurden zunächst mehr als ein Dutzend Reformvorschläge erarbeitet, unter anderem für mehr Gewaltenteilung und Frauenrechte in der katholischen Kirche.
Bätzing erinnerte daran, dass Prevost den umstrittenen Vorstellungen von Nächstenliebe des US-Vizepräsidenten JD Vance widersprochen habe. Vance hatte mit Blick auf die Migrationspolitik erklärt, es sei ein "christliches Konzept", dass man zuerst seine Familie liebe, dann die Mitbürger und erst dann den Rest der Welt. "Da hat sich Kardinal Prevost sehr deutlich eingeschaltet und gesagt: Nächstenliebe kennt keine Kategorisierung", sagte der Limburger Bischof.
Bundesratspräsidentin Anke Rehlinger (SPD) bezeichnete die Wahl als "mutiges Signal in der immer komplizierter werdenden Weltlage". Der integrative Kurs von Franziskus, der stark auf soziale Gerechtigkeit und globalen Ausgleich gesetzt habe, dürfte von Leo XIV. fortgesetzt werden, erklärte die saarländische Ministerpräsidentin.
Erste Messe als Papst
Papst Leo XIV. leitete am Freitag seine erste Messe als Oberhaupt der katholischen Kirche. Der 69-Jährige warb für die Verbreitung des Glaubens auch an Orten, die dafür wenig empfänglich seien. Der christliche Glaube werde teils als "etwas Absurdes" angesehen, "als etwas für schwache und wenig intelligente Menschen", sagte er in der Sixtinischen Kapelle vor den Kardinälen. In solchen Umfeldern, "in denen Gläubige verspottet, bekämpft, verachtet oder bestenfalls geduldet und bemitleidet werden", sei es nicht leicht, das Evangelium zu bezeugen und zu verkünden.
Spitzenvertreter der deutschen Katholiken erhoffen sich vom neuen Papst Leo XIV. Unterstützung für ihren Reformkurs. Der frühere Leiter der Vatikanbehörde für die Bischöfe kenne sich sehr gut mit der Lage in Deutschland aus, hieß es von der katholischen Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken. Die Katholische Frauengemeinschaft Deutschlands (kfd) forderte vom neuen Papst konkrete Schritte im Hinblick auf die Gleichberechtigung von Frauen in der Kirche.
Der Münchner Erzbischof Reinhard Marx, der zu den 133 wahlberechtigten Kardinälen gehörte, sagte im "heute journal", Leo XIV. sei "ein Mann des Zuhörens". Für die anstehenden weiteren Diskussionen um den Synodalen Weg zu Veränderungen der katholischen Kirche in Deutschland sei er daher "sehr, sehr zuversichtlich".
Die Wahl von Robert Prevost löste auch in seiner langjährigen Wahlheimat Peru Begeisterung aus. Präsidentin Dina Boluarte sprach von einem historischen Moment für das südamerikanische Land. "Der Papst ist Peruaner. Gott liebt Peru. Lang lebe Papst Leo XIV. Lang lebe Peru!", sagte sie in einer am Donnerstag (Ortszeit) auf X übertragenen Ansprache.
Die Kardinäle hatten Prevost am zweiten Tag des Konklaves zum Nachfolger von Papst Franziskus gewählt. Der 267. Papst ist der erste US-Amerikaner auf dem Heiligen Stuhl. Die Verbindung des in Chicago geborenen Papstes mit dem südamerikanischen Land ist eng: Mehr als 30 Jahre wirkte er dort in verschiedenen Positionen, unter anderem als Bischof. Seit 2015 besitzt der US-Amerikaner auch die peruanische Staatsbürgerschaft.
In den armen ländlichen Gemeinden in Peru brachte Prevost als Augustinerpater und Bischof soziale Programme auf den Weg und kümmerte sich um alleinerziehende Mütter. Damit steht er auch in der Tradition des letzten Papstes, der den Namen Leo trug. Leo XIII. (1878-1903) gilt als Begründer der katholischen Soziallehre.