Leo XIV. wird die Bemühungen der katholischen Kirche um Frieden in der Welt verstärken. Das wurde bereits bei seinem ersten Auftritt auf der Benediktionsloggia des Petersdoms klar. Dabei sprach er unter anderem vom waffenlosen und entwaffnenden Frieden Jesu Christi. Zu erwarten war dies aber bereits ein paar Minuten eher, als der Kardinalprotodiakon Dominique Mamberti den Namen des neuen Pontifex verkündete. Schließlich war der Vatikan schon unter seinem Namensvetter Leo XIII. sehr um internationalen Frieden bemüht. Hatte der Vatikan doch während seines Pontifikates in 11 internationalen Konflikten eine wichtige Vermittlerrolle eingenommen.
Theologisch wird sich Leo XIV. jedoch kaum von seinen Vorgängern unterscheiden. Zwar begrüßte er die Initiative Papst Franziskus‘, dass Frauen auch höchste Leitungspositionen innerhalb der römischen Kurie einnehmen können. Zu einer Weihe von Frauen zu Diakoninnen oder gar zu Priesterinnen wird es unter dem neuen Papst aber mit Sicherheit nicht kommen. Die Weihe von Frauen "löst nicht zwangsläufig Probleme und schafft womöglich sogar neue Schwierigkeiten", sagte Leo XIV. während seiner Zeit an der Kurie.
2023 begrüßte er aber die Ernennung von drei Frauen zu Mitgliedern des Dikasteriums für die Bischöfe, dem er zu dieser Zeit als Präfekt vorstand. Ihre Standpunkte stimmten oft mit denen der anderen Mitglieder überein, sie würden aber einige wertvolle neue Perspektiven einbringen. Bei weiteren kirchenpolitischen Themen bleibt abzuwarten, wie sich der neue Papst positionieren und inwieweit er sich von seinen Vorgängern unterscheiden oder ihre Linie fortführen wird.
Lehnt Recht auf Abtreibung ab
Als Präfekt des Dikasteriums für die Bischöfe betonte er, dass für einen Bischof Glaube und Gebet wichtiger seien als administrative Aufgaben. Die oberste Priorität der Bischöfe sei es "die Schönheit des Glaubens, die Schönheit und Freude Jesus zu kennen" zu verkünden. Leo XIV. lehnt, genau wie seine Vorgänger, das Recht auf Abtreibungen, die Sterbehilfe oder die Todesstrafe ab.
Als Bischof von Chiclayo in Peru machte er mehrfach seine Opposition zum Thema Gender deutlich. Das betraf dieses Thema insbesondere auf den Lehrplänen der peruanischen Schulen, da dort "Gender gelehrt werden, die nicht existieren."
2012 kritisierte er die Position der Gesellschaft gegenüber dem "homosexuellen Lifestyle" und gleichgeschlechtliche Familien. Er machte auch deutlich, dass er "Überzeugungen, die dem Evangelium widersprechen" kritisch gegenübersteht. Deshalb trat er auch teilweise in Opposition gegenüber der Erklärung Fiducia supplicans von Papst Franziskus, in der dieser die Segnung gleichgeschlechtlicher Paare außerhalb der Liturgie ermöglicht hat. Leo XIV. sagte dazu, die lokalen Bischofskonferenzen sollten Fiducia supplicans im Kontext ihrer lokalen Situation interpretieren und anwenden und dabei auch bewusst die kulturellen Unterschiede vor Ort wahrnehmen.
Keine "Tyrannei" über die Natur
Als Kardinal hat sich Leo XIV. deutlich für ein starkes Engagement der Kirche gegen den Klimawandel ausgesprochen. So sagte er bei einer Tagung im Jahre 2024 "Herrschaft über die Natur" dürfe nicht zu "Tyrannei" führen.
Ein wichtiges Thema für Leo XIV., bereits in seiner Zeit als Bischof von Chiclayo, sind die Sorgen und Probleme von Flüchtlingen. Er trat in Peru als tatkräftiger Unterstützer der Menschen auf, die insbesondere aus Venezuela geflohen waren und in Peru Schutz gesucht haben. Des Weiteren kritisierte er mehrfach scharf den amerikanischen Präsidenten Donald Trump und seinen Vizepräsidenten JD Vance für ihre Einwanderungspolitik.
Kirche, die von Offenheit geprägt ist
Fortsetzen wird Leo XIV. die Bemühungen seines Vorgängers Papst Franziskus um eine Kirche, die synodal ist und sich gemeinsam auf den Weg macht, um für Frieden und Gerechtigkeit zu kämpfen. Er betonte sein Bild von Kirche, die durch Offenheit, Treue gegenüber dem Evangelium, Nähe zu den Leidenden auf dieser Welt und das Gebet zur Gottesmutter Maria, die immer nah sei, missionarisch ist.
Außerdem wurde durch seine zweifache Betonung, dass man keine Angst zu haben bräuchte, eine Nähe zu einem weiteren Vorgänger, dem heiligen Johannes Paul II. deutlich. Hatte dieser doch einst bei seiner ersten Ansprache als Papst zu den Gläubigen gesagt: "Habt keine Angst, die Tore weit für Christus zu öffnen."
Leo XIV. betonte auch die Hilfe Gottes dabei, Brücken zueinander zu bauen, sodass "wir alle ein Volk in dauerhaftem Frieden" sein können. Das wurde auch bereits durch das Motto auf seinem Bischofwappen "In illo uno unum" (In Christus, der einer ist, sind wir alle eins) deutlich.
Es ist also kein großer Bruch mit den Lehrmeinungen seiner Vorgänger zu erwarten, wobei der neue Papst Leo XIV. mit Sicherheit neue Akzente setzen wird. Bis die deutlich hervortreten, werden wir aber wohl noch warten müssen. Schließlich braucht es auch im Papstamt, wie in jedem normalen Job auch, erst einmal eine gewisse Eingewöhnungszeit. Bleiben wir also gespannt!