"Brot für die Welt" für solidarische Landwirtschaft

Bauerndemo mit Traktor
© Stefanie Loos/Brot für die Welt
"Brot für die Welt" wirbt für die alternative Bauerndemo "Wir haben es satt", die jedes Jahr im Januar für eine faire und ökologische Landwirtschaft eintritt.
Verständnis für Nöte der Bauern
"Brot für die Welt" für solidarische Landwirtschaft
Den Bauern stinkts gewaltig. Preise im Keller, kaum Freizeit, hohes Risiko und Subventionen, die vor allem Großbetriebe begünstigen. "Brot für die Welt" wirbt für einen Wandel in der Landwirtschaft mit vielen engagierten Kleinbauern in Deutschland. Im Gespräch mit evangelisch.de erläutert der Landwirtschaftsexperte, wie eine gerechtere Landwirtschaft aussehen könnte. Bei den Bauernprotesten des Deutschen Bauernverbandes haben sie sich nicht beteiligt.

Die evangelische NGO "Brot für die Welt" setzt sich nicht nur weltweit, sondern auch in Deutschland für eine faire Landwirtschaft ein. Der Landwirtschaftsexperte Stig Tanzmann sagte im Gespräch mit evangelisch.de, dass "grundsätzlich ein Umdenken erforderlich" sei, wenn man Landwirte entlasten wolle. Bei den Protesten des Deutschen Bauernverbandes hat sich die Organisation nicht beteiligt. 

So beobachtet "Brot für die Welt", dass es große Probleme gebe, die auch zu einem Hofsterben geführt haben. Jedes Jahr müssten Tausende Bauern und Bäuerinnen ihren Hof aufgeben, weil die finanziellen Engpässe nicht mehr zu überbrücken seien. Um das Sterben der kleinen Höfe abzuwenden, brauche es eine stärkere, lösungsorientierte Politik. Die Frustration vieler Bauern könne er verstehen, denn es gebe viele Versäumnisse. Grundsätzlich wäre es gut, wenn es "mehr Wertschätzung der bäuerlichen Arbeit" gebe. Und zwar für alle Menschen im Agrarsektor, auch auf den Schlachthöfen. "Ein Problem sind beispielsweise die sehr niedrigen Erzeugerpreise", sagte Tanzmann. Ein Teil der Produktion gehe zudem in Entwicklungsländer und zerstöre dort die Märkte.

"Ehrliche Entlohnung" für Agrarerzeugnisse

In Deutschland brauche es eine "ehrliche Entlohnung" für Agrarerzeugnisse wie Milch, Gemüse und Fleisch. Das Problem sei komplex. "Da gibt es auch eine unglaubliche Marktmacht des Handels, die die niedrigen Preise diktiere". Billige Lebensmittel seien offenbar politisch erwünscht - "das Problem ist, das die sozialen und ökologischen Kosten bei der Preisbildung nicht berücksichtigt werden". Es müsste auch bei den internationalen Rahmenabkommen für die WTO Agrarabkommen nachgebessert werden, sagte Tanzmann. 

Der Landwirtschaftsreferent von "Brot für die Welt" sieht Versäumnisse sowohl bei den Verantwortlichen in der Politik als auch in einigen Interessenverbänden, die die Debatten nicht ehrlich geführt hätten. So habe es 2023 schon Diskussionen über "angeblich zu hohe Düngemittelpreise" gegeben. Dabei hängen laut Tanzmann die niedrigen Erzeugerpreise im Agrarbereich mit den "extrem niedrigen und auch klimapolitisch zu niedrigen Energiepreisen zusammen". Diese Debatte sei kaum geführt worden. 

"Brot für die Welt" setzt sich für die Bauern-Demo "Wir haben es satt" ein, die am 20. Januar ausgerichtet wird. Die Protestierenden setzen sich für eine soziale und umweltfreundliche Landwirtschaft ein, gegen Massentierhaltung. Die Demo gebe es seit Jahren, dort kämen mehr als 20.000 Menschen aus dem Agrarsektor zusammen. Dort grenze man sich seit Jahren "auch gegen rassistische Hetze und Rechtsextremismus" ab.