Missbrauchsvorwürfe gegen Ex-Mitarbeiter

Kreuz vor Himmel
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Die Evangelische Kirche von Westfalen erklärte, sie nehme Aussagen und Berichte von Betroffenen sehr ernst und gehe Beschuldigungen sexualisierter Gewalt konsequent nach.
Kirchenkreis Siegen
Missbrauchsvorwürfe gegen Ex-Mitarbeiter
Die Staatsanwaltschaft Siegen ermittelt gegen einen ehemaligen Beschäftigten des Evangelischen Kirchenkreises Siegen-Wittgenstein wegen des Vorwurfs sexualisierter Gewalt in mehreren Fällen. Es gehe um den Vorwurf des Missbrauchs Schutzbefohlener, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Die Evangelische Kirche von Westfalen erklärte auf epd-Anfrage, sie nehme Aussagen und Berichte von Betroffenen sehr ernst und gehe Beschuldigungen sexualisierter Gewalt konsequent nach. Die "Siegener Zeitung" (Online/Samstag) hatte zuerst über den Fall berichtet.

Die Staatsanwaltschaft prüfe eine strafrechtliche Relevanz der mutmaßlichen Missbrauchsfälle, sagte der Sprecher. Dabei spielten auch eine mögliche Verjährung und das Alter der Opfer zum Zeitpunkt der mutmaßlichen Übergriffe eine Rolle. Bislang gebe es lediglich Zeugen in "überschaubarer Zahl", die alle volljährig seien. Die "Siegener Zeitung" berichtete, sie gehe nach Gesprächen mit mehreren mutmaßlichen Opfern von mindestens acht Männern aus, die dem Beschuldigten Missbrauch vorwerfen. Die Taten seien nach deren Angaben über Jahrzehnte begangen worden.

Die westfälische Kirche erklärte in Bielefeld, unmittelbar nach Bekanntwerden von Verdachtsmomenten Anfang dieses Jahres habe der Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein die Ermittlungsbehörden eingeschaltet und vor Ort ein Interventionsteam eingerichtet. "In jedem Fall wird der Verdachtsfall nach Abschluss der behördlichen Ermittlungen extern aufgeklärt und aufgearbeitet", kündigte die viertgrößte deutsche Landeskirche an. Die landeskirchliche Ansprechstelle für den Umgang mit Verletzungen der sexuellen Selbstbestimmung stehe mit Betroffenen in engem Austausch: "Sie erhalten neben seelsorglicher Begleitung auch Hilfsangebote wie bei Bedarf längerfristige rechtliche und psychologische Unterstützung."

Die westfälische Präses und Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Annette Kurschus, reagierte entsetzt auf den Missbrauchsverdacht - sie war von 2005 bis 2012 Superintendentin des Kirchenkreises Siegen. Auf Nachfrage zu diesem Vorfall auf der Synode sagte sie: " Die betroffene Person kenne ich seit meiner Zeit in Siegen. Ich bin wütend so etwas zu erfahren". "Die Vorwürfe erschüttern sie umso mehr, als sich die Präses seit Jahren mit Nachdruck für die Bekämpfung und Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt in der westfälischen Landeskirche und darüber hinaus einsetzt", erklärte ein Sprecher der Landeskirche. Der Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein war am 1. Januar dieses Jahres aus der Vereinigung der Kirchenkreise Siegen und Wittgenstein hervorgegangen.