TV-Tipp: "Die Drei von der Müllabfuhr: Altlasten"

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20. Oktober, ARD, 20:15 Uhr
TV-Tipp: "Die Drei von der Müllabfuhr: Altlasten"
Ein geräumiger Keller hat auch seine Nachteile: weil er dazu verführt, Dinge aufzuheben, die irgendwann vielleicht mal von Nutzen sein könnten. Der mehrdeutige Titel des neunten Films über das engagierte Trio von der Berliner Müllabfuhr bezieht sich allerdings nicht nur auf vermeintliche Schätze.

Das Drehbuch von Julia Drache – sie hat auch die Vorlage für die letzte Episode geschrieben, "(K)Eine saubere Sache", 2022 – und Koautorin Viktoria Assenov beeindruckt ohnehin durch seinen Facettenreichtum. Ähnlich wie "Billy Kuckuck" oder "Klara Sonntag" verknüpft die 2019 gestartete Reihe "Die Drei von der Müllabfuhr" regelmäßig heitere mit nachdenklichen Momenten. 
Oft sind die Themen sozialer Natur, weil sich Werner Träsch (Uwe Ochsenknecht) sowie seine Kollegen Ralle und Tarik (Jörn Hentschel, Aram Arami) für Menschen engagieren, denen Unrecht geschieht. Ihr Brotberuf gerät deshalb schon mal in den Hintergrund, aber diesmal geht es tatsächlich um Müll, selbst wenn die titelgebenden "Altlasten" nicht ausschließlich materieller Natur sind.

Nebenbei öffnet das Drehbuch neue Horizonte: Werner lernt, dass es sich hin und wieder lohnen kann, die eingefahrenen Wege zu verlassen. Hagen Bodanski (Regie und Kamera) hat die Reihe mit dem dritten Film (2020) übernommen. Wie es ihm und den Autorinnen gelungen ist, die vielen verschiedenen Aspekte in einen plausiblen Handlungsfluss zu betten, ohne die Geschichte sprunghaft wirken zu lassen, ist gleichfalls eindrucksvoll. 

Im Mittelpunkt der zentralen Erzählung steht Werners Freund und Vorgesetzter: Rüdiger (Rainer Strecker) hat das Eigenheim seiner Eltern geerbt. Während er noch ein paar Worte mit der sympathischen Nachbarin Mona (Julia Jäger) wechselt, will Werner schon mal mit dem Entrümpeln beginnen. Als ihm im Wohnzimmer ein Hängeschrank entgegenkommt, entdeckt er, dass in dem Haus Asbest verbaut worden ist.

Mona kann umgehend mit einer Empfehlung dienen, der Rüdiger gern folgt, aber dann kommt es zu einem Skandal. In unmittelbarer Nähe von Monas Waldkindergarten ist irgendwann illegal Müll deponiert worden; im Lauf der Zeit ist eine regelrechte Halde entstanden. Als sie dort Säcke mit Rüdigers Asbest entdeckt, zerplatzen seine Hoffnungen, mit ihr mehr als nur eine Nachbarschaft zu pflegen. Außerdem wäre er als Leiter der Müllabfuhr natürlich nicht mehr tragbar. Dass er die Säcke dort nicht abgestellt hat, steht außer Frage, aber auch Entsorgungsunternehmer Katzbach (Dirk Martens) weist den Verdacht empört von sich: Sein Betrieb ist ausgelastet, warum sollte er seinen guten Ruf für ein paar hundert Euro riskieren? 

Das mag ein bisschen nach Krimi klingen, aber es lässt sich recht bald erahnen, wer der Übeltäter war, selbst wenn Buch und Regie alles tun, um den Verdacht auf den gerade wegen seines schroffen Umgangs mit dem erwachsenen Sohn (Maximilian Ehrenreich) nicht sonderlich sympathischen Katzbach zu lenken.

Um Altlasten im übertragenen Sinn geht es auf der obligaten Beziehungsebene, deren Reiz diesmal vor allem aus dem Gegensatz zwischen Werner und seiner Freundin resultiert. Späti-Betreiberin Gabi (Adelheid Kleineidam) interessiert sich für Kunst, Kultur und kulinarische Abenteuer, Werner ist eher der Typ Pasta und Pizza. Als Gabi von einer Kundin Karten für eine stets ausverkaufte Volksbühnenaufführung von "Der zerbrochene Krug" bekommt und Werner nichts Gutes schwant, schickt ihr das Schicksal Hendrik: Der Verflossene möchte alte Schulden begleichen und versichert, er sei nicht mehr der Hallodri von einst; kulturbeflissen ist er obendrein, weshalb sich Gabi nach dem gemeinsamen Theaterbesuch zu einem Kuss hinreißen lässt. Die Besetzung der Gastrolle mit Leander Haussmann ist ein kleiner Knüller; der Theaterregisseur hat selbstredend auch schon an der Volksbühne inszeniert. 

Die Musik ist sympathisch, die Einrichtung von Rüdigers Elternhaus ist eine fröhliche Hommage an die Siebziger, aber ansonsten lebt der Film vor allem vom Drehbuch und der Spielfreude, mit der das Ensemble die vielen Anregungen der Autorinnen umgesetzt hat. Eine der Nebenhandlungen gilt Tarik: Er hat den Keller seiner Freundin (Laura Louisa Garde) mit lauter nutzlosem Krempel zugestellt und muss lernen, loszulassen. Rüdigers zumeist belächelter Stellvertreter Gerald (Martin Glade) wiederum nutzt die Abwesenheit des Chefs, um die Belegschaft zu mehr Achtsamkeit zu animieren; und so schaffen es alle Beteiligten scheinbar unangestrengt und mühelos, diverse Botschaften unters Fernsehvolk zu bringen.