Debattierfreudig und humorvoll: der neue EKD-Vize

Portrait Stephan Schaede
© epd-bild/Jens Schulze
Stephan Schaede wird zum 1. August 2023 neuer Vizepräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland.
Stephan Schaede tritt Amt an
Debattierfreudig und humorvoll: der neue EKD-Vize
Stephan Schaede ist ein Mann, der Debatten nicht scheut. Der promovierte Theologe ist neuer Vizepräsident der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Der frühere Akademiedirektor gilt als Ethik-Experte. Zuletzt war er Regionalbischof in Lüneburg.

Ein exzellenter Theologe mit Humor - so charakterisiert der hannoversche Landesbischof Ralf Meister den künftigen Vizepräsidenten der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Stephan Schaede war zuletzt Regionalbischof im Kirchensprengel Lüneburg der hannoverschen Landeskirche. An diesem Dienstag (1. August) tritt der 59 Jahre alte, promovierte Theologe die Nachfolge von Horst Gorski an, der in den Ruhestand gegangen ist. Ein lausbübisches Lachen zählt zu seinen Merkmalen.

Schaede leitet künftig die Hauptabteilung II im Kirchenamt in Hannover, in der es um kirchliche Handlungsfelder, Bildung und öffentliche Verantwortung geht, sowie den Amtsbereich der Vereinigten Evangelisch-Lutherischen Kirche Deutschlands (VELKD). Er freue sich auf das Amt, sagt er. "Ich hoffe, dass die EKD ein produktives Drehkreuz für gute Ideen und kreative Lösungen angesichts neuer Herausforderungen werden kann."

Zwei Jahre lang war Schaede zuletzt Regionalbischof in Lüneburg. In der Region zwischen Hamburg, Heide und Wendland spiegelt sich eine Vielfalt an gesellschaftlichen Themen. Sie reichen von der Energiepolitik mit dem symbolträchtigen Standort Gorleben bis hin zu Sicherheitsfragen mit großen Militärbasen wie in Munster, die nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine noch mehr im Fokus stehen.

Befürworter von Waffenlieferungen an Ukraine

Schaede diskutierte unter anderem öffentlich mit dem Brigadegeneral Christian Freuding, der im Verteidigungsministerium das Lagezentrum Ukraine leitet. Der Theologe zählt innerhalb der Kirche zu denjenigen, die militärische Hilfe für die Ukraine angesichts des russischen Aggressors befürworten. Vor Menschen, die für den Frieden demonstrieren, habe er "hohen Respekt", unterstrich er im Gespräch mit Freuding. Eine strikt pazifistische Haltung teile er aber nicht.

In der Energiepolitik müsse die Kirche angesichts des Klimawandels mehr vorankommen, so wünscht es sich Schaede. Für sein eigenes Verhalten hat er sich zum Ziel gesetzt, wann immer möglich auf den Dienstwagen zu verzichten. "Fahrrad und Eisenbahn werden meine Verkehrsmittel sein", sagt er. Und er fügt lachend an: "Auch wenn ich dann mal zu spät komme."

Petra Bahr: ein Mann, der echte Debatten nicht scheut

Mehr als elf Jahre lang war der Theologe Direktor der Akademie in Loccum bei Nienburg - eine Zeit, die ihn geprägt hat. Schaede ist in der akademischen Welt zu Hause. Neben Theologie studierte er auch Philosophie. Er sei ein Mann, der echte Debatten nicht scheue, attestierte ihm die hannoversche Regionalbischöfin und Ethik-Expertin Petra Bahr zu seinem Abschied in Loccum. "Sein Freimut aus christlicher Überzeugung setzt darauf, dass man sich Differenzen gegenseitig zumuten kann."

Schaede gilt ebenfalls als Ethik-Experte. Unter anderem war er einer der Gründungsmitglieder der Initiative "Niedersächsischer Ethikrat", die sich in der Corona-Pandemie als unabhängiges Gremium von Expertinnen und Experten und von zivilgesellschaftlichen Akteuren gegründet hatte.

Von 2004 bis 2010 führte er den Forschungsbereich Religion, Recht und Kultur der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg, einem Institut der EKD. Doch auch Landpfarrer im Solling nahe der Weser sei er vier Jahre lang sehr gern gewesen, erzählt er. Schaede ist in zweiter Ehe verheiratet mit der Theologin Ina Schaede und hat vier Töchter.

Menschen zusammenzubringen, manchmal trotz gegensätzlicher Positionen, das reize ihn, sagt er. Das gilt etwa für das Miteinander der Konfessionen - beim gemeinsamen Studium in Rom vor vielen Jahren hat er Freundschaft mit dem heutigen Hildesheimer katholischen Bischof Heiner Wilmer geschlossen.

Das gilt aber auch für andere Religionen und diejenigen, denen die Kirche fremd ist. Nach den Erfahrungen aus der Corona-Pandemie hat er vorgeschlagen, mit den Gottesdiensten öfter mal vor die Kirchentüren auf die Vorplätze zu gehen. Doch auch in den neuen Medien sieht Schaede Chancen für die kirchliche Kommunikation.