Spielerisch deutsche Osterbräuche kennenlernen

Ukrainerin als Detektivin in Thearter "Das Geheimnis des Ostereis"
© epd-bild/Evelyn Sander
Sängerin Anastasiia Shevchuk bringt das Mitmach-Theaterstück "Das Geheimnis des Ostereis" auf die Bühne, um ukrainischen Kindern Osterhasen und Eiersuche näher zu bringen.
Mitmach-Theater für ukrainische Kinder
Spielerisch deutsche Osterbräuche kennenlernen
Sängerin Anastasiia Shevchuk will Kindern aus der Ukraine die deutschen Osterbräuche zeigen und ihnen helfen, sich zu Hause zu fühlen. Viele von Ihnen kennen es nicht, dass beispielsweise Ostersträuße geschmückt oder Eier versteckt werden. In Hamburg bringt sie als Mitmach-Theater "Das Geheimnis des Ostereis" auf die Bühne.

Anastasiia Shevchuk zieht den braun-karierten Sherlock Holmes-Hut tiefer ins Gesicht und lächelt. Schon bald wird die Ukrainerin als Detektivin "Das Geheimnis des Ostereis" lüften. Mit dabei sind "Osterhase" Volodymyr Milushkin und die beiden "Eichhörnchen" Vlada Koieva und Ielyzaveta Kablotska. Doch nicht sie werden das Rätsel lösen, sondern hunderte ukrainische Kinder, die am 14. April - zwei Tage vor dem orthodoxen Osterfest - zum Mitmach-Theater in Hamburg erwartet werden. Es ist bereits das dritte ukrainische Stück, das die 31-Jährige für die Körber-Stiftung auf die Bühne bringt. Ihre Motivation: "Ich möchte, dass sich die geflüchteten Kinder wie zu Hause fühlen." Gleichzeitig will sie ihnen deutsche Musik und Kultur näher bringen.

Wie bei der TV-Show "Wer wird Millionär" lösen die Kinder Rätsel und lernen dabei spielerisch deutsche Osterbräuche kennen. Shevchuk: "Viele Kinder haben vom Osterhasen noch nie etwas gehört, auch die Tradition, Ostersträuße zu schmücken oder Eier zu verstecken, gibt es bei uns nicht." In der Ukraine werden aber auch Eier gefärbt und verziert. Es ist ein Familienfest. "Zusammen sind wir früh morgens mit Osterkörben zur Kirche gegangen, um dort das Essen, unser Osterbrot Paska und die Ostereier weihen zu lassen", erinnert sich Shevchuk.

Bei ihrem Mitmachtheater werden die geflüchteten Kinder wie hierzulande üblich nach Eiern suchen, sie singen ein umgetextetes Osterhasenlied und lernen ganz nebenbei ein paar Noten und den Komponisten Johann Sebastian Bach (1658-1750) kennen. "Musik verbindet Nationen, Jung und Alt. Aber sie macht vor allem viel Spaß", sagt die Sängerin.

Shevchuk kam für ihr Musikstudium vor fünf Jahren nach Hamburg, 2022 machte sie ihren Master-Abschluss. Mittlerweile arbeitet sie als private Musiklehrerin für Klavier und Gesang und tritt als Konzertsängerin auf. Bei der Körber-Stiftung kümmert sie sich um Kultur-Projekte für schutzsuchende ukrainischen Menschen. "Ich möchte, so viel wie es geht, ukrainische Kinder in Deutschland unterstützen", sagt sie. Im Rahmen der Stiftungs-Aktion "Ein Stückchen Heimat in Buchform", bei der 10.500 ukrainische Kinderbücher in Norddeutschland verteilt wurden, entwickelte sie auch das interaktive Musikprojekt "Im Zauberwald".

Der Schildkröte Mut machen

Für jede Jahreszeit schuf sie eine eigene Geschichte. "Ich möchte die Figuren aus den Kinderbüchern lebendig werden lassen", erzählt Shevchuk. Die Stücke bringt sie gemeinsam mit schutzsuchenden ukrainischen Musikerinnen und Musikern auf die Bühne. Beim ersten Mitmachkonzert im Sommer 2022 in der Hamburger Zentralbibliothek wurden Tiere interviewt. Dabei haben die Kinder der Schildkröte geholfen, die nicht singen mag, weil sie die Sprache nicht richtig kann und Angst davor hat, ausgelacht zu werden. "Es war schön zu sehen, wie die Kinder ihr Mut zugesprochen und ihre eigenen Erfahrungen eingebracht haben", lächelt Shevchuk.

Die bisherigen Kinder-Mitmachkonzerte waren "wirklich berührende Erlebnisse für alle", sagt Kai-Michael Hartig, Leiter des Bereichs Kultur bei der Körber-Stiftung. "Für geflüchtete Kinder ist es wichtig, den Kontakt zu ihrer Heimat zu behalten." Das gelinge mit Liedern, die zugleich die Gemeinschaft förderten, und mit Erzählungen in Buchform. "Ein Buch kann auch helfen, für einen Moment Abstand zum Alltag zu finden, einen Moment der Ruhe und Entspannung", sagt Hartig.

Beim Kindertheater ist dagegen Action angesagt, schließlich wird im aktuellen Stück aus dem Museum des Zauberwaldes das Osterei gestohlen. Detektivin Shevchuk kommt mit hochkarätiger musikalischer Begleitung: "Osterhase" Milushkin war Solist der Philharmonie in Odessa, "Eichhörnchen" Koieva ist Solistin des nationalen Opernhauses in Odessa und das Geige spielende "Eichhörnchen" Kablotska war Solist eines Barockensembles in Kiew. Shevchuk nimmt ihren Sherlock Holmes-Hut ab. Sie und ihr kleines Team haben vor allem ein Ziel: Kinder glücklich machen. "Sie sollen einfach vergessen können, wo sie sind." Und natürlich wird der Osterhase am Schluss nicht nur das verschwundene Ei finden, sondern auch einen riesengroßen Korb mit Schokoladeneiern für alle.