Weltkirchenrat: Israel übt Apartheid aus

Israel Flagge flattert in Jesusalem
Taylor Brandon/Unsplash
ÖRK nennt Israels System "Apartheid".
ÖRK fordert Sanktionen
Weltkirchenrat: Israel übt Apartheid aus
Der Weltkirchenrat nennt Israels Vorgehen gegenüber Palästinensern erstmals offen "Apartheid". In einer Erklärung fordert er Sanktionen und ruft Kirchen weltweit zum Handeln auf. Der Begriff in Bezug auf Israel ist in der Ökumene umstritten.

Der Weltkirchenrat bezeichnet das von Israel gegen das palästinensische Volk angewandte System als Apartheid und fordert die internationale Gemeinschaft zu entschlossenem Handeln auf. Die Krise in Palästina und Israel habe ein Ausmaß erreicht, das "einen eklatanten Verstoß gegen das humanitäre Völkerrecht und die Menschenrechte sowie gegen die grundlegendsten Prinzipien der Moral darstellt", erklärte der Zentralausschuss des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) am Dienstag zum Abschluss seiner Tagung im südafrikanischen Johannesburg.

"Wir nehmen das von Israel dem palästinensischen Volk auferlegte System als Apartheid wahr, das gegen das Völkerrecht und das moralische Gewissen verstößt, und prangern es an", heißt es in der Erklärung. In dem Text wird gefordert, die "Realität der Apartheid beim Namen zu nennen".

Der Begriff Apartheid mit Bezug auf Israel ist in der Ökumene hochumstritten. Die elfte Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen (ÖRK) in Karlsruhe im September 2022 endete mit einem Kompromiss: Der Weltkirchenrat hatte Israel damals nicht zum Apartheidstaat erklärt. Davor hatten insbesondere Antisemitismus-Beauftragte und jüdisch-christliche Verbände gewarnt.

In der jetzt in Südafrika veröffentlichten Erklärung des ÖRK-Leitungsgremiums heißt es: "Wir erkennen einen klaren Unterschied zwischen dem jüdischen Volk, unseren Glaubensgeschwistern, und den Handlungen der israelischen Regierung an und bekräftigen, dass der ÖRK entschieden gegen jede Form von Rassismus, einschließlich Antisemitismus, antiarabischem Rassismus und Islamfeindlichkeit, eintritt." Den Menschen in Gaza werde unerträgliches Leid zugefügt. Die eskalierende Gewalt und Unterdrückung im Westjordanland und in Jerusalem würden die weltweite Gemeinschaft der Kirchen dazu zwingen, sich klar für die Grundsätze der Gerechtigkeit nach internationalem Recht einzusetzen.

Die Erklärung fordert "Staaten, Kirchen und internationale Institutionen auf, Konsequenzen für Verstöße gegen das Völkerrecht zu verhängen, darunter gezielte Sanktionen, Desinvestitionen und Waffenembargos". "Der Internationale Strafgerichtshof und die Mechanismen der Vereinten Nationen, die mögliche Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit untersuchen, müssen uneingeschränkt unterstützt werden."

Der ÖRK, auch als Weltkirchenrat bekannt, umfasst 352 christliche Kirchen, die weltweit mehr als 580 Millionen Christinnen und Christen vertreten. Die katholische Kirche ist nicht Mitglied, arbeitet mit dem Weltkirchenrat aber zusammen.