TV-Tipp: "McLenBurger"

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11. November, ARD, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "McLenBurger"
Eltern und Kinder im selben Betrieb: Klar, das kann klappen; aber als Film-Erzählung ist es natürlich reizvoller, wenn die Zusammenarbeit hinten und vorne nicht funktioniert. Deshalb beginnt die Komödie "McLenBurger" mit einer Trennung.

Da Hilde Bornowski (Steffi Kühnert) regelmäßig einen Obdachlosen mit Essen versorgt und auf die Burger gern eine zweite Scheibe Speck legt, weil sie dann besser schmecken, bleibt Sohn Thomas (Lasse Myhr), der in der vorpommerschen Provinz die Imbissfiliale einer großen Burger-Kette leitet, nichts anderes übrig, als sie zu entlassen; für den Betriebsfrieden wäre es nicht gut, wenn seine Mutter dauernd eine Extrawurst kriegt.

Völlig überraschend kommt das nicht: Hilde war einst jüngste Kantinenchefin in der DDR und hat 25 Jahre lang eine Werksküche geleitet, aber dann ging der Betrieb pleite. Seither hat sie es nie besonders lang irgendwo ausgehalten, weil sie regelmäßig Krach mit ihren Chefs bekam.

Jetzt ist Hilde um die sechzig und fragt sich, was das Leben ihr noch zu bieten hat. Weil sie keine Lust auf die vom Arbeitsamt angebotene Stelle als Küchenhilfe hat, entwickelt sie eine Idee, wie sie gemeinsam mit ihren ebenfalls bei Thomas angestellten langjährigen Weggefährtinnen Lore (Anne-Kathrin Gummich) und Angie (Judith Engel) auf eigenen Füßen stehen kann.

Das Trio soll sich selbstständig machen und im Gegensatz zur seelenlosen Imbisskette, deren Läden überall gleich aussehen, gemäß der grandiosen Wortschöpfung "McLenBurger" Hausmannskost aus der Region anbieten: "Alle Speisen ein Stück Heimat". Thomas ist verständlicherweise alles andere als erfreut über die Konkurrenz, aber auch bei Hildes langzeitarbeitslosem Mann Ronnie (Martin Brambach) hält sich die Begeisterung in Grenzen.

Plan A sieht vor, den Imbiss im leerstehenden Vereinsheim des Fußballclubs zu eröffnen, in dem Ronnie für ein symbolisches Gehalt Trainer der von Thomas unterstützten Mädchenmannschaft ist. Mit den Sponsorengeldern dürfte dann Schluss sein, weshalb der Verein einen Rückzieher macht.

Aber Hilde überrascht ihre Freundinnen mit Plan B: Sie werden die alte Werkskantine neu eröffnen. Während die zögerliche Angie sanft zu ihrem Glück gezwungen werden muss, ist die zupackende Lore umgehend Feuer und Flamme; für den nötigen Kredit würde sie mit dem Haus ihrer dementen Mutter bürgen. Beim Bankgespräch erlebt sie jedoch eine unangenehme Überraschung; und das wird nicht der letzte Rückschlag für das Trio bleiben. Unterkriegen lassen sie sich trotzdem nicht: Wer träumt, sagt Hilde, steht auf; wer Illusionen hat, bleibt sitzen. 

Der Handlungskern erinnert an "Tina mobil" mit Gabriela Maria Schmeide als Berliner Backwarenverkäuferin, die sich nach ihrer Entlassung selbstständig macht und das Brandenburger Umland allmorgendlich mit Brot und Brötchen versorgt. Die ARD-Serie war eine Hommage an den heroischen Trotz kleiner Leute, die sich großen Herausforderungen stellen. Für "McLenBurger – 100 % Heimat" gilt das nicht minder, auch wenn Hilde als Tinas Schwester im Geiste umgehend mit der rauen Realität konfrontiert wird: Der Traum entpuppt sich als finanzielles Wagnis, das sich prompt als mindestens eine Nummer zu groß erweist.

Regisseur Markus Herling hat für die ARD-Tochter Degeto einige ausnahmslos sehenswerte Tragikomödien gedreht, die allesamt weitaus einfallsreicher als ihre Titel waren: "Opa wird Papa", "Oma ist verknallt" (beide 2018), "Papa auf Wolke 7" (2020). Seine letzte Arbeit war "Oskar, das Schlitzohr und Fanny Supergirl" (2022), ein berührender Film mit Dieter Hallervorden als Ex-Knacki, der seine autistische Enkelin aus ihrer Rolle als Außenseiterin befreit.

Das Drehbuch stammt von Natalie Tielke und Johannes Rotter, die allerlei ostalgische Bezüge einbauen, wenn die Frauen zum Beispiel von Sauren Eiern schwärmen, allerdings ohne die Vergangenheit zu verklären. Das zu zweifelhaftem historischen Ruhm gekommene Helmut-Kohl-Zitat von den "blühenden Landschaften" fällt ebenfalls nicht, doch eine Schnittfolge mit Bildern von Industriebrachen ist beredet genug.

Sentimental wird es nur, wenn sich Ronnie an die Band erinnert, die er einst zusammen mit Angie hatte. Sein Akkordeon war ein Produkt der Harmonikawerke Klingenthal, aber dass Angie den alten Zeiten nachtrauert, hat andere Gründe. Für viel Authentizität sorgt auch die Besetzung. Das zentrale Trio stammt zwar nicht aus Mecklenburg, hat aber immerhin eine ostdeutsche Vergangenheit; und sehenswert sind die drei erfahrenen Schauspielerinnen ohnehin.