Berliner Stadtmission hilft Obdachlosen bei Hitze

Ausgabefenster der Berliner Bahnhofsmission
© epd-bild/Hans Scherhaufer
Die Mitarbeiter der in der Berliner Bahnhofsmission am Bahnhof Zoo verteilen bei Hitze nicht nur Wasser, sondern auch Baseball-Kappen, Sonnencreme und Regenschirme, die ebenso gut gegen die Sonne schützen.
Wasser, Sonnencreme und Melonen
Berliner Stadtmission hilft Obdachlosen bei Hitze
Obdachlose sind Hitzewellen meist schutzlos ausgeliefert. Die Berliner Bahnhofsmission am Zoo bemüht sich, mit Getränken und Sonnenschutz die Not von Menschen zu lindern, die keinen Wasserhahn, keinen Kühlschrank und keine frische Wäsche haben.

"Soll ich die Flasche vollmachen?", fragt Stefanie Richter von der Berliner Bahnhofsmission Zoo und nimmt einem Mann, der draußen in der prallen Sonne im Rollstuhl sitzt, eine leere Plastikflasche ab. Hinter der Eingangstür steht ein Soda-Spender, aus dem die Gäste der Einrichtung Wasser abgefüllt bekommen. Viele bringen keine Flaschen mit, denn "zwei Pfandflaschen sind ein Brötchen", sagt die junge Frau mit den hellrot lackierten Nägeln. Jeder, der die Leiterin der Einrichtung anspricht, erhält eine freundliche Antwort und bekommt ein Getränk angeboten.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Einrichtung am Bahnhof Zoo verteilen bei Hitze nicht nur Wasser, sondern auch Baseball-Kappen, Sonnencreme und Regenschirme, die ebenso gut gegen die Sonne schützen. Auf den gelben Kappen steht das Motto der Berliner Bewerbung um die Olympischen Sommerspiele für das Jahr 2000 "Berlin kann nur gewinnen", die 1993 aber an Sydney vergeben wurde. Schatten spenden die Kappen auch knapp 30 Jahre später.

Extremtemperaturen machten obdachlosen Menschen das Leben besonders schwer, sagt Richter. Sie hätten keine Rückzugsmöglichkeit, könnten nicht beschließen, zu Hause zu bleiben oder mal eben zu duschen. Das größte Risiko sei, dass sie zu wenig Flüssigkeit zu sich nehmen und unter Alkoholeinfluss in der Sonne einschlafen.

Ehrenamtliche hätten in der Vergangenheit mitunter im Schatten eingeschlafene Menschen, die in der prallen Sonne liegen blieben, auf die andere Straßenseite in den Schatten getragen, erzählt Freya Bulgurcu. Wenn es heiß ist, mischt sie in der Küche der Bahnhofsmission Schorle aus Zitrone, Apfelsaft und Sodawasser. "Man hat keinen Kühlschrank, wenn man auf der Straße lebt", erklärt die Schichtleitern. Viele seien dazu verdammt, warmes Bier zu trinken, fügt sie im Hinblick auf Alkoholiker unter den Gästen der evangelischen Einrichtung hinzu.

Sie füllt Apfelschorle in Plastikbecher und bietet sie auf einem Tablett den Menschen an, die draußen auf ihr Mittagessen warten. "Wir lassen uns immer etwas einfallen, wir improvisieren viel", sagt Bulgurcu mit strahlendem Lächeln.
An diesem Tag gibt es Naturjoghurt und Rote Grütze aus den von der Berliner Tafel eingesammelten Spenden als Nachtisch. Die halb in der Sonne, halb im Schatten Schlange stehenden Menschen freuen sich. "Mit viel Zucker", sagt die gut gelaunte Schichtleiterin. "Bei unseren Gästen muss es immer besonders süß sein." Auch Melonen werden im Sommer häufig gereicht.

Bei Hitze werden nicht nur die Fassade und die Straße vor der Bahnhofsmission mit einem Schlauch abgespritzt, um für Kühlung zu sorgen. Auch T-Shirts werden angefeuchtet. "Es fehlt an öffentlichen Trinkbrunnen und Zugängen zu Wasser", klagt Richter.

Gewöhnlich trügen von Obdachlosigkeit betroffene Menschen dunkle Kleidung, "damit man den Schmutz nicht sieht", sagt die Leiterin der Bahnhofsmission. Im Sommer seien dagegen weiße T-Shirts besonders gefragt. Alex steht in der Schlange und trägt trotz sommerlicher Temperaturen eine dicke Jacke. In deren drei Taschen ist alles enthalten, was er besitzt. Am meisten vermisst er Getränke und Duschen. "Das ist das Schlimmste", sagt der 48-Jährige. Für ihn wäre es ein Luxus, sich umziehen zu können, "um nicht zu sehr zu stinken".
Für Dimitri aus Moldawien ist der Schmutz das Schlimmste bei der Hitze. Ihm fehlt es besonders an sauberem Wasser und gesundem Essen, sagt der 32-Jährige.

Einige Kirchengemeinden zögen mit Bollerwagen durch die Straßen, um Wasser und Sonnencreme zu verteilen, sagt Barbara Breuer von der Stadtmission, die die Bahnhofsmission betreibt. Dabei habe sie erlebt, wie ein Mann mit einem starken Sonnenbrand die angebotene Creme zunächst abgelehnt habe. Er wolle ihr nichts wegnehmen, habe er gesagt und den Sonnenschutz erst angenommen, als sie ihm versichert habe, dass die Creme eigens für ihn sei.