"Konsequent auf erneuerbare Energien setzen"

Heinrich Bedford-Strohm
© epd-bild/Anestis Aslanidis
Der bayrische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm fordert Taten von den G7-Staaten im Kampf gegen den Klimawandel und die weltweite Hungerkrise.
Bedford-Strohm zu G7-Gipfel
"Konsequent auf erneuerbare Energien setzen"
Mission EineWelt zeigt sich ernüchtert von G7-Beschlüssen
Die G7-Staaten wollen 4,5 Milliarden US-Dollar im Kampf gegen den Hunger in die Hand nehmen. Laut UN-Berechnungen ist das viel zu wenig. Landesbischof Bedford-Strohm fordert, dass die G7-Staaten die versprochenen Gelder diesmal auch liefern müssen.

Der bayerische evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm fordert die G7-Staaten nach ihrem Gipfel auf Schloss Elmau auf, ihren Worten auch Taten folgen zu lassen. Die Milliarden von US-Dollar, die die G7-Staaten im Kampf gegen den Klimawandel und die weltweite Hungerkrise beschlossen haben, müssten nun auch tatsächlich fließen, sagte er dem epd am späten Dienstagabend. In der Vergangenheit habe es leider zu oft Versprechen gegeben, die später nicht eingehalten worden seien.

Bedford-Strohm sagte, dass in der Debatte um die Bekämpfung des Klimawandels zwingend auch die soziale Komponente mitgedacht werden müsse. Südafrika, das von den G7-Staaten auf seinem Weg zur Klimaneutralität finanziell unterstützt wird, etwa sei immens abhängig von Kohle. Wenn plötzlich die vielen Beschäftigten im Kohleabbau arbeitslos würden, würde das zu erheblichen sozialen Verwerfungen führen. "Die ökologische Transformation muss auch sozial verlaufen", forderte Bedford-Strohm. Hier müssten die G7-Staaten genügend Geld in die Hand nehmen.

Eine vorübergehende Rückkehr zur Atomkraft, um die Energiekrise im Zuge des Ukraine-Krieges zu bewältigen, hält Bedford-Strohm für keine gute Idee. "Man kann eine Unverantwortlichkeit nicht mit einer anderen Unverantwortlichkeit bekämpfen." Stattdessen müssten Deutschland und die übrigen westlichen Industrienationen konsequent auf erneuerbare Energien setzen. Vor allem müssten die Menschen bereit sein, deutlich mehr Energie zu sparen. Auch den G7-Beschluss, neue Gasfelder in Afrika zu erschließen als Zwischenlösung hin zu erneuerbaren Energien hält der Landesbischof für "keinen guten Weg".

Gasfelder in Afrika wären "historischer Rückschritt"

Ähnlich sieht es das Partnerschaftswerk der bayerischen evangelischen Landeskirche, Mission EineWelt (Neuendettelsau). Neue Gasfelder in Afrika wären ein "historischer Rückschritt", sagte die Fachreferentin für Entwicklung und Politik, Gisela Voltz, am Dienstagabend. Sie empfinde es außerdem als "hochproblematisch", dass Afrika wieder mal nur als Rohstofflieferant für reiche Industrieländer gesehen werde.

Die G7-Staaten hatten auf Schloss Elmau vereinbart, bis 2035 bei der Stromerzeugung weitgehend oder vollständig aus fossilen Energieträgern aussteigen. Dazu sollen erneuerbare Energien massiv ausgebaut werden. Wegen des Ukraine-Krieges sei es aber nötig, vorübergehend neue Gas-Projekte zu fördern. Dies müsse aber im Einklang mit den Zielen des Pariser Klimaabkommens stehen. Voltz sagte, dass es schön wäre, wenn der Ausstieg bis 2035 tatsächlich klappen würde - und zwar "ohne faule Kompromisse".

Auch von den Beschlüssen zur Bekämpfung der weltweiten Hungerkrisen hätten sich Bedford-Strohm und Voltz mehr erhofft. Die von den G7-Staaten zugesagten zusätzlichen 4,5 Milliarden US-Dollar (rund 4,3 Milliarden Euro) seien viel zu wenig, betonten beide. Laut den Vereinten Nationen brauche es umgerechnet 44 Milliarden Euro, um die aktuelle Nahrungsmittelkrise erfolgreich einzudämmen. Insgesamt kommen die G7-Staaten in diesem Jahr auf eine Summe von 13 Milliarden Euro im Kampf gegen die Ernährungskrise - also immer noch deutlich unter der UN-Forderung.

Gisela Voltz von Mission EineWelt hätte sich außerdem einen Beschluss der G7 gewünscht, dass landwirtschaftliche Flächen nur noch begrenzt für den Anbau von Tierfutter oder erneuerbaren Energien verwendet werden dürfen. Die Anbauflächen müssten stattdessen wieder mehr für den Anbau von Nahrungsmitteln genutzt werden.

Unterm Strich reihe sich der oberbayerische G7-Gipfel wohl in die übrigen Gipfel ein, sagte Voltz. "Wenn man Jahre später draufschaut, was aus den Beschlüssen geworden ist, bleibt kaum was übrig." Die Beschlüsse halte sie für "keinen großen Wurf". Die G7-Staaten seien hinter ihren Möglichkeiten zurückgeblieben. "Da wäre mehr drin gewesen."

Von Sonntag bis Dienstag hatten sich die sieben führenden westlichen Industrienationen (Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, USA) zu ihrem Gipfel auf Schloss Elmau bei Garmisch-Partenkirchen getroffen.