TV-Tipp: "Ein starkes Team: Die letzte Reise"

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14. Mai, ZDF, 20.15 Uhr
TV-Tipp: "Ein starkes Team: Die letzte Reise"
Eine spannende Geschichte rund um den Ex-Kommissar Ben Kolberg, der plötzlich wieder in der Serie auftaucht. Die Inszenierung ist leider nicht immer ideal und auch ein wenig klischeebehaftet, meint unser Autor.

Nehmen Ensemble-Mitglieder einer lang laufenden Reihe oder Serie irgendwann ihren Hut, weil sie neue Herausforderungen suchen, ist dies in der Regel ein Abschied für immer. Stirbt ihre Rolle, ist das Comeback ohnehin ausgeschlossen.

Als Kai Lentrodt 2017 nach zwölf Jahren beim ZDF-Dauerbrenner "Ein starkes Team" ausgestiegen ist, hat ihm das Drehbuch jedoch ein Hintertürchen offen gelassen. Autor war damals Jürgen Pomorin, unter seinem Künstlernamen Leo P. Ard seit Jahrzehnten Jahren vielbeschäftigter Krimiautor und Stammkraft der Reihe. Nun beschert er Lentrodt zur Freude der "Team"-Fans ein Comeback.

Otto Garber (Florian Martens) traut seinen Augen nicht, als er Ben Kolberg, den er als Strandbarbetreiber in der Karibik wähnt, auf dem Bild einer Überwachungskamera erkennt. Das Foto zeigt den ehemaligen Kollegen gemeinsam mit zwei Männern, die am späten Abend mit offenkundig unguten Absichten im Berliner Westhafen einen Unternehmer aufgesucht haben; kurz drauf ist ein Wachmann erstochen worden.

Während Kolberg-Nachfolger Klöckner (Matthi Faust) die Möglichkeit ins Spiel bringt, dass sein Vorgänger die Seiten gewechselt haben könnte, wäre Garber bereit, seine Hand für den Freund ins Feuer zu legen. Auch Linett Wachow (Stefanie Stappenbeck) ist überzeugt, dass Kolberg nach wie vor zu den Guten gehört.

Tatsächlich bezieht der Film seine nicht unerhebliche Spannung aus einer ganz anderen Frage, mit der Pomorin geschickt an Kolbergs früheres Rollenprofil anknüpft: Der sympathische Kriminaloberkommissar hat sich regelmäßig in die Bredouille gebracht, weil er sich ständig in die falschen Frauen verliebte.

Clever lässt das Drehbuch lange offen, ob er nun tatsächlich, wie er in einer Nachricht mitgeteilt hatte, die große Liebe seines Lebens gefunden hat. Klar ist zumindest, dass die attraktive Alicia (Isabel Thierauch) etwas zu verbergen hat. In ihrem Auftrag hat sich Kolberg auf ein riskantes Unterfangen eingelassen und den kolumbianischen Inselnachbarn Luis Gonzales (Oscar Ortega Sánchez) als Dolmetscher zu dem Berliner Unternehmer begleitet: Uwe Kunze (Johann von Bülow) nimmt mit seiner Firma Container-Frachtgut aus Rotterdam in Empfang und sorgt für die weitere Verteilung. Auf diese Weise will Gonzales Drogen nach Berlin schmuggeln. Damit Kunze spurt, hat der Kolumbianer seine Tochter Celina (Mia Kasalo) als Geisel genommen.

Schon allein die Grundidee der Geschichte ist vielversprechend, zumal sie Gelegenheiten für diverse krimitypische Spannungsszenen bietet: Während Gonzales beim Shopping ist, durchsuchen Wachow und Garber sein Hotelzimmer. Klöckner soll sie warnen, wenn der Kolumbianer zurückkommt, aber weil er schon die Nacht damit verbracht hat, den Mann zu observieren, fallen ihm irgendwann die Augen zu. Derweil versucht Kolberg, die misstrauische Celina davon zu überzeugen, dass er auf ihrer Seite ist.

Die Story ist klasse, aber die Inszenierung entspricht diesem Niveau zumindest nicht durchgehend. Das gilt ausdrücklich nicht für die Bildgestaltung (Roman Nowocien): Die Bilder wirken auch dank ihres kühlen Blaus sehr hochwertig. Gerade die Revierszenen fallen jedoch aus dem Rahmen, weil die Dialoge der erfahrenen Ensemble-Mitglieder nicht immer natürlich klingen. Hier liegt womöglich auch eine für die Reihe allerdings typische Drehbuchschwäche: Wenn Garber und Wachow ihren Chef, Kriminalrat Reddemann (Arnfried Lerche), auf den Stand der Ermittlungen bringen, gelten die entsprechenden Informationen selbstredend dem Publikum. Das erinnert mitunter an Informationsmagazine aus dem Kinderfernsehen, in denen es zwischendurch gern mal eine Zusammenfassung der bisherigen Erkenntnisse gibt.

Die Motive der Berliner Impressionen, die für Großstadtatmosphäre sorgen sollen, sind ebenfalls recht abgegriffen. Dafür ist die Musik von Axel Donner umso besser, und das nicht nur in den Thrillerpassagen. Amüsant ist immerhin die obligate Nebenebene mit Präsidiumsfaktotum Sputnik (Jaecki Schwarz), der diesmal Produkte mit dem Wirkstoff Cannabidiol feilbietet, weshalb sich Reddemann bereits mittwochs tiefenentspannt ins Wochenende verabschiedet; ein launiger Kontrapunkt zur gänzlich unkomischen und stellenweise sehr bewegenden Krimiebene, die schließlich in ein fesselndes Finale mündet. Regie führte Herwig Fischer, der vor und nach einem sehenswerten "Tatort" aus dem Kölner Verlagsmilieu ("Unter Druck", 2011) größtenteils für Serien wie "Lindenstraße", "In aller Freundschaft", "Der Alte" oder "Soko Leipzig") gearbeitet hat.