Yad Vashem ehrt Pastorenehepaar

Besucher in der "Halle der Namen" in der Gedenkstaette Yad Vashem
© epd-bild/Debbie Hill
Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem nimmt das Ehepaar Jannasch als "Gerechte unter den Völkern" auf.
"Gerechte unter den Völkern"
Yad Vashem ehrt Pastorenehepaar
Der Lübecker Pastor Wilhelm Jannasch und seine Frau Elisabeth haben während der NS-Zeit Juden und Christen jüdischer Herkunft das Leben gerettet. Die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem ehrt sie nun als "Gerechte unter den Völkern".

Das Ehepaar Jannasch habe die Grenzen zu illegalem Handeln übertreten und sich einem hohen Risiko ausgesetzt, teilte die evangelische Nordkirche mit. Wilhelm Jannasch (1888-1966) war von 1914 bis 1934 Hauptpastor der Lübecker Innenstadtkirche St. Aegidien. 1946 wurde er auf Vermittlung Martin Niemöllers als Gründungsdekan und Professor für Praktische Theologie an die Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz berufen. Er starb am 4. Juni 1966 in Frankfurt, Elisabeth Jannasch am 6. Juni 1970 in Mainz.

Bereits vor der NS-Machtübernahme habe sich Wilhelm Jannasch öffentlich gegen Antisemitismus ausgesprochen, erläuterte die Nordkirche. Den NS-Staat lehnte er konsequent ab.

Seine offene Positionierung sorgte dafür, dass ihn die NS-nahe Lübecker Kirchenleitung im April 1934 mit sofortiger Wirkung in den Ruhestand versetzte. 1935 wurde er für sieben Tage inhaftiert und musste Lübeck unter Androhung einer erneuten Verhaftung verlassen.

Das Ehepaar Jannasch ging nach Berlin. Auch dort kritisierte der Theologe den NS-Staat und gab im Juni 1936 die Denkschrift der Bekennenden Kirche "An den Führer und Reichskanzler" persönlich in der Reichskanzlei ab. 1939 übernahm er das Pfarramt der Notgemeinde der Bekennenden Kirche in Berlin-Friedenau. Dort erhielten viele NS-Verfolgte Unterkunft, Arbeit, Lebensmittel und weiterführende Kontakte. 1943 engagierte sich Wilhelm Jannasch gegen Gesetzespläne zur Zwangsscheidung sogenannter Mischehen.

Viele Einzelheiten unbekannt

Über Elisabeth Jannasch sei kaum etwas in Erfahrung zu bringen, sagte der Historiker Hansjörg Buss, der im Auftrag der Aegidien-Gemeinde die Geschichte des Ehepaares recherchiert hat. Es stehe aber außer Zweifel, dass sie die Aktivitäten ihres Mannes aktiv unterstützt habe. Buss: "Viele Einzelheiten sind heute nicht mehr bekannt, da aus verständlichen Gründen wenig Schriftliches hinterlassen wurde."

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"Der Antrag in Yad Vashem ist der Versuch einer Wiedergutmachung angesichts des eigenen Versagens", sagte Aegidien-Pastor Thomas Baltrock. Die Gemeinde wolle endlich sichtbar machen, was Wilhelm und Elisabeth Jannasch getan hätten. Die internationale Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem würdigt mit den "Gerechten unter den Völkern" Menschen, die während des Holocaust ihr Leben aufs Spiel setzten, um Juden zu retten.