Präses Kurschus sieht Corona-Lockerungen skeptisch

Präses Kurschuss
©EKvW/Barbara Frommann
Die Menschen müssten lernen, mit der latenten Gefahr durch Corona zu leben, sagt Präses Annette Kurschus.
Corona-Maßnahmen
Präses Kurschus sieht Corona-Lockerungen skeptisch
Angesichts steigender Infektionszahlen mahnt die westfälische Präses Annette Kurschus weiterhin zur Vorsicht. Sie wirbt aber auch für Toleranz: Man müsse mit der latenten Gefahr leben und den Umgang damit stärker dem Einzelnen überlassen.

Die westfälische Präses Annette Kurschus blickt angesichts steigender Infektionszahlen skeptisch auf die Aufhebung von Corona-Maßnahmen. Ihr persönlich sei "in größeren Menschenansammlungen immer noch unbehaglich zumute", sagte die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) dem Evangelischen Pressedienst. "Da bin ich persönlich weiterhin vorsichtig." Kurschus warb für Toleranz gegenüber Menschen, die trotz der Lockerungen weiter vorsichtig bleiben und beispielsweise weiterhin eine Maske tragen oder an Veranstaltungen digital teilnehmen wollen.

Die neue Phase der Pandemie werde sein, "dass wir den Umgang mit dieser Situation stärker den einzelnen Menschen überlassen müssen", sagte die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen. Da die Viren nicht verschwinden würden, werde es "darauf ankommen, mit dieser latenten Gefahr leben zu lernen". Die Kirche könne mit ihrer Botschaft, die auf Vertrauen und Hoffnung setze, entscheidend beitragen "zu einem zuversichtlichen Leben, das um seine Verletzlichkeit weiß".

Angesichts einer Spaltung der Gesellschaft im Umgang mit der Pandemie sieht es die 58-jährige Theologin als Aufgabe der Kirche, Räume zu schaffen für offene und kontroverse Debatten. "Unterschiedliche Perspektiven müssen zu Wort kommen können, damit wir im Diskurs bleiben", sagte Kurschus, die seit 2015 dem Rat der EKD angehört und bei der bevorstehenden EKD-Synode in Bremen wieder für das Leitungsgremium kandidiert.

"Offensichtlich sind Menschen nicht mehr bereit, miteinander ihre Interessen abzugleichen und nach Kompromissen zu suchen." Wichtiger Auftrag der Kirche sei es, angesichts zunehmender Zersplitterung den Gemeinsinn in der Gesellschaft zu fördern.

Im Blick auf Gottesdienste unter Corona-Bedingungen befürwortet Kurschus die Teilnahme für Geimpfte, Genesene und Getestete (3G). Selbst Menschen, die nicht geimpft werden könnten oder wollten, könnten sich jederzeit testen lassen. "Wir sind eine Gemeinschaft, in der es nicht allein um mich geht, sondern auch um die anderen Menschen, die ich gefährden könnte", unterstrich Kurschus. Es werde niemand ausgeschlossen. Wer diese Regelungen nicht akzeptiere, schließe sich selbst aus.