So hat Corona die Kirche ausgebremst

Schutzhinweise für die Gottesdienstbesucher vor der Frauenkirche Dresden
© epd-bild/Matthias Rietschel
Die Weihnachtsfeiertage standen 2020 ganz unter dem Eindruck der Corona-Pandemie, dementsprechend gab es Heiligabend nur noch 1.220 Gottesdienste mit gerade einmal 138.000 Besuchern statt wie sonst mit 500.000 Gläubigen.
Das Pandemie-Jahr in Zahlen
So hat Corona die Kirche ausgebremst
Die Corona-Pandemie hat das Leben der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) im vergangenen Jahr stark beeinträchtigt. Die Auswirkungen hat Kirchenpräsident Volker Jung in dem Jahresbericht 2020/2021 zusammengefasst.

Gottesdienste waren vielerorts zeitweilig abgesagt, dann in physischer Präsenz nur bei begrenzter Teilnehmerzahl mit Abstand, Maske und ohne Gesang erlaubt, erinnert Jung bei der Vorstellung des Jahresberichts am Montag in Darmstadt. Chöre durften nicht proben, Gruppen sich nicht oder nur eingeschränkt treffen. Großveranstaltungen wie der Ökumenische Kirchentag in Frankfurt oder die Feier zum 500-Jahr-Jubiläum der Reformation in Worms konnten im Wesentlichen nur digital stattfinden.

Die Zahl der Gottesdienste (Heiligabend ausgenommen) sank dem Bericht zufolge von knapp 65.000 im Jahr 2019 auf knapp 42.700 im Jahr 2020. Besonders stark wirkte sich kurz nach Verschärfung des Lockdowns die Absage von Weihnachtsgottesdiensten aus. Gab es im Jahr 2019 noch 2.620 Gottesdienste allein an Heiligabend mit mehr als 500.000 Besuchern, waren es 2020 nur noch 1.220 Gottesdienste mit gerade einmal 138.000 Besuchern. Abendmahlfeiern fanden in Gemeindegottesdiensten nur noch selten statt, statt knapp 543.000 Teilnehmern wie im Jahr 2019 nahmen 2020 nur noch 70.000 Teilnehmer Brot und Wein zu sich.

Taufen nahmen zu, Konfirmationen ab

Auch Kinder und Jugendliche in der Kirche waren von den Einschränkungen betroffen. Bei den Kindergruppen sank die Zahl der Teilnehmer zwischen 2019 und 2020 laut dem Jahresbericht von 9.650 auf 7.110, bei den Jugendgruppen von 5.480 auf 4.100. Die Besucherzahl von Veranstaltungen der Kinder- und Jugendarbeit sank um über die Hälfte von 22.400 auf 10.500.

Die kirchlichen Feiern im Lebenslauf entwickelten sich im Corona-Jahr sehr unterschiedlich. Die Zahl der Trauerfeiern bei Bestattungen stieg im Jahresvergleich geringfügig von 19.400 auf 19.470. Die Konfirmationen hingegen nahmen von 11.880 auf 8.340 ab. Die Zahl der Taufen schrumpfte um mehr als die Hälfte von 11.550 auf 5.750, und Trauungen wurden meist verschoben: Nur noch 590 fanden im Jahr 2020 statt gegenüber 2.750 im Vorjahr.

Jung: "Kirchliche Arbeit war sehr schwierig"

Auch die Kirchenmusik litt stark unter den Pandemie-Beschränkungen. Die Zahl der Konzerte fiel im Vergleich zum Vorjahr von 4.060 auf 1.610, die der Teilnehmer von 369.000 auf 84.000. Kirchenfeste wurden meist abgesagt: Statt 1.800 Feste mit 191.000 Teilnehmern fanden nur noch 380 Feste mit knapp 22.000 Teilnehmern statt.

Bei den Einnahmen hingegen verzeichnete die EKHN im vergangenen Jahr nur geringe Einbußen. Die Kirchensteuer sank gegenüber dem Vorjahr um 2,2 Prozent, was zu einem Minus von 15 Millionen Euro gegenüber dem Haushaltsplan führte. In den ersten vier Monaten dieses Jahres lägen die Kirchensteuer-Einnahmen wieder auf dem Niveau von 2019, erläuterte der Leiter der Kirchenverwaltung, Heinz Thomas Striegler. Für dieses Jahr erwarte er nicht, dass wie 2020 wegen einem Einnahmenrückgang ein Nachtragshaushalt nötig werde.

„Die kirchliche Arbeit war im vergangenen Jahr sehr schwierig“, fasste Kirchenpräsident Jung zusammen. Trotzdem hätten viele Engagierte Wege gefunden, „das zu tun, was möglich war“. Die Kirche habe nicht auf alle Fragen des Lebens eine Antwort, schrieb Jung. „Wir können zum Beispiel nicht erklären, warum es - auch durch die Pandemie - so viel Leidvolles in der Welt gibt. Wir können aber mit dazu beitragen, auf das zu achten, wofür wir als Menschen verantwortlich sind.“