TV-Tipp: "Väter allein zu Haus: Timo"

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TV-Tipp: "Väter allein zu Haus: Timo"
19. Februar, ARD, 20.15 Uhr
Es ist schon eine Weile her, dass die ARD die ersten beiden Teile von "Väter allein zu Haus" (2019) ausgestrahlt hat. Das macht aber nichts: Anders als bei anderen Reihen muss man nicht lange rätseln, wie die handelnden Personen miteinander in Beziehung stehen, weil sich die Handlung ohnehin auf den Titelhelden Timo konzentriert.

In diesem Fall von "Väter allein zu Haus: Timo" entpuppt sich eine gewisse Vergesslichkeit sogar als reizvoll: Das Drehbuchduo Jan Martin Scharf und Arne Nolting wartet mit einer Überraschung auf, die aber in der Tat eine kleine Erinnerungslücke voraussetzt, um zu funktionieren.

Im Zentrum der vier Filme über familiären Rollentausch stehen der Reihe nach die Mitglieder eines befreundeten Männerquartetts. Zum Auftakt musste sich Schreiner Gerd (Peter Lohmeyer) als Hausmann gegen eine weibliche Übermacht behaupten. In der Fortsetzung kehrte Werbefachmann Mark (David Rott) halbtags in seinen Beruf zurück und erlebte prompt all’ das, was in der Regel Frauen widerfährt: Seine Frau, eine erfolgreiche Klinikärztin, verstieß ständig gegen die gemeinsamen Abmachungen.

Teil drei erzählt eine völlig andere Geschichte: Timo (Tim Oliver Schultz) hat eine gescheiterte Laufbahn als Profifußballer hinter sich und ist viel zu früh Vater geworden. Ehefrau Nicki (Yasemin Cetinkaya) hat sich von ihm getrennt, aber den Nachwuchs und das Eigenheim behalten; dort ist nun Timos Manager Robert (Carlos Lobo) eingezogen. Der erweist sich jetzt als treibende Kraft, um das geschiedene Paar endgültig auseinanderzubringen: Er besorgt dem Kicker einen Profivertrag in Portugal.

Für Timo wäre Portugal ein versöhnlicher Karriereabschluss, aber seine Kinder würde er praktisch nicht mehr sehen. Als er das Angebot deshalb ablehnt, greift Robert zu mieseren Methoden und überzeugt Nicki, vor Gericht das alleinige Sorgerecht zu erstreiten. Timos Chancen stehen dank seines unsteten Lebenswandels und seiner Unzuverlässigkeit mehr als schlecht; und da ahnt er nicht mal, dass Robert, der ihm nach Haus und Frau offenbar auch die Kinder wegnehmen will, noch viel Böseres im Schilde führt.

Der besondere Reiz dieses dritten Teils liegt im Wandel des Vorzeichens. Der Film beginnt als Komödie mit romantischem Beiklang, weil sich Timo, der einen Job als Türsteher in einer Bar gefunden hat, in die Kollegin Lucy (Zoe Moore) verliebt. Mit Liebe zum Detail reicht das Drehbuch seinen Absturz nach; die Chronik von Auf- und Abstieg wird durch die Titelseiten von Zeitschriften und Zeitungen illustriert. In Fan-Kreisen gilt er als "die Schande von Altona", weil er in einem Pokalspiel den entscheidenden Strafstoß verschossen hat. Damals hieß es, er sei bestochen worden; in Wirklichkeit lähmte ihm der Restalkohol die Beine.

Mittlerweile gibt es in Timos Leben abgesehen von seinen sechsjährigen Zwillingen nicht mehr viel Grund zur Heiterkeit. Den Jungs ist er immerhin ein klasse Vater, wenn auch mitunter etwas unkonventionell; da kann es schon mal passieren, dass einer der beiden mit Schlafanzughose in die Schule geht.

Die entsprechenden Szenen hat Esther Gronenborn mit scheinbar leichter Hand inszeniert, die Kinder sind ausgezeichnet geführt. Sehr schön ist auch die Romanze mit Jura-Studentin Lucy. Zoe Moore ist ohnehin immer ein Einschaltgrund, aber Tim Oliver Schultz, der Star aus "Club der roten Bänder", ist ebenfalls eine ausgezeichnete Besetzung für diesen großen Jungen, der gerade erst lernt, erwachsen zu werden. Scharf und Nolting haben sich für das Paar eine ganze Reihe witziger Szenen ausgedacht, zumal sich Lucys Vater als ziemlich eifersüchtig entpuppt; und Timo kennt ihn besser, als ihm in diesem Fall lieb ist.

Je mehr sich jedoch die ständigen Auseinandersetzungen mit Ex-Frau Nicki zum juristischen Streit entwickeln, desto düsterer wird die Handlung; gegen Ende, als Timo das Schicksal eines entsorgten Erzeugers droht, wird die Geschichte endgültig zum Drama.

Gronenborn hat auch beim Abschluss der Tetralogie Regie geführt: Im Mittelpunkt des nächsten Films, den die ARD am kommenden Freitag zeigt, steht Andreas (Tobias van Dieken). Er spielt ebenfalls eine etwas andere Vaterrolle: Andreas ist schwul; seine "Tochter" ist die Nichte seines Ehemanns. Die Filme der Regisseurin sind ohnehin in der Regel sehenswert. Ihre letzte Arbeit, die muntere ARD-Freitagskomödie "Ziemlich russische Freunde" (2020) mit Oliver Mommsen, trieb ein amüsantes Spiel mit Klischees und Vorurteilen. Zuvor hat sie "Ein Wochenende im August" (2019) gedreht, eine sehenswerte Liebesgeschichte mit Nadja Uhl als verheiratete Frau, deren Leben durch die Begegnung mit einem Fremden in Unordnung gerät.