TV-Tipp: "Nord bei Nordwest: Im Namen des Vaters"

© Getty Images/iStockphoto/vicnt
TV-Tipp: "Nord bei Nordwest: Im Namen des Vaters"
21. Januar, ARD, 20.15 Uhr
Ein ehemaliger Kommissar aus Hamburg hängt seinen Job an den Nagel und wird Tierarzt in der ostholsteinischen Provinz: So begann 2014 die ARD-Erfolgsreihe "Nord bei Nordwest". Schon bald stellte sich jedoch heraus, dass Hauke Jacobs (Hinnerk Schönemann) ein spezieller Polizist war.

Jacobs hatte als verdeckter Ermittler das Vertrauen eines Mafiabosses gewonnen und brauchte eine neue Identität. Weil die Gangster natürlich Rache wollten, tauchten immer wieder düstere Dämonen aus Jacobs’ Vergangenheit im beschaulichen Schwanitz auf.

Mit dem 14. Film - "Im Namen des Vaters" ist gleichzeitig auch der Abschluss der aktuellen Trilogie - endet dieses Kapitel vermutlich, denn Drehbuchautor Niels Holle, der die Reihe von Holger Karsten Schmidt übernommen hat, schließt den Kreis. Das kann der als Revierleiter in seinen Beruf zurückgekehrte Jacobs, der nebenbei weiter als Tierarzt arbeitet, natürlich nicht ahnen, als er gemeinsam mit seiner neuen Kollegin Hannah Wagner (Jana Klinge) das Auto eines Wäschereibesitzers anhält. Auf der Ladefläche finden sie einen Koffer mit unappetitlichem Inhalt: Es handelt sich um den Daumen des Sohnes von Andrea Rinaldi (Michele Oliveri), just jenes Mafiabosses, der mit Jacobs noch eine Rechung offen hat. Der Wäschereibesitzer war bloß ein Kurier und hatte keine Ahnung vom Inhalt des Koffers; kurz drauf wird er von seinem vermeintlichen Anwalt Erlemann (Thomas Arnold) erschossen.

Ganz im Stil seines Vorgängers entwirft Holle zu Beginn mehrere Handlungsstränge, die sich nebeneinander her entwickeln. Die Geschichte beginnt mit dem Tod eines Familienvaters, der im Meer in eine tückische Strömung geraten ist. Auf einer weiteren Ebene erfährt Jacobs’ Assistentin Jule (Marleen Lohse) von einem Skandal, als eine junge Frau einen verletzten Makaken in die Praxis bringt: Stella (Luzia Oppermann) hat den kleinen Affen aus einem Gehege entwendet; sie ist überzeugt, dass dort im Auftrag der Pharmaindustrie illegale Tierversuche stattfinden. Derweil findet Jacobs heraus, dass ein Konkurrent Rinaldis harmlose Zeitgenossen engagiert, um Drogen zu transportieren (eine kleine Reminiszenz an Clint Eastwoods Spätwerk "The Mule", 2018). Wenn irgendwas schief läuft, sollen sie Erlemann informieren, der die Sache dann bereinigt; und zwar endgültig.

Was das mit den angeblichen Tierversuchen zu tun hat, bleibt lange ein reizvolles Rätsel, aber wie Holle die verschiedenen Stränge schließlich miteinander verknüpft und in ein bleihaltiges Finale münden lässt, ist ein echtes Vergnügen. Im Verlauf der weiteren Handlung bringt er zudem noch den neuen Schwanitzer Pfarrer (Paul Behren) ins Spiel. Dank dessen Mitwirkung bekommt nun auch der tragische Tod des Familienvaters seine Funktion innerhalb dieser stets plausiblen und auch dramaturgisch clever konzipierten Geschichte. Am Ende ist es jedoch Jacobs, der dafür sorgt, dass die Witwe nicht den Glauben an das Gute im Menschen verliert. Wie Schmidt, so würzt auch Holle sein Drehbuch immer wieder mit witzigen Situationen und Dialogen; so freut sich zum Beispiel Jules Freundin Bine (Victoria Fleer) über den schmucken jungen Pastor, denn: "Das Auge betet mit." Umso bedauerlicher, dass die Freude erstens einseitig und zweitens nicht von Dauer ist.

Regie führte Philipp Osthus. "Im Namen des Vaters" ist sein "Nord bei Nordwest"-Debüt. Zuletzt hat er die vier bisherigen Episoden der ausgezeichneten ARD-Freitagsfilmreihe "Käthe und ich" (über einen Psychologen und seinen Therapiehund) inszeniert. Wie gut er es versteht, eine gute Balance zwischen Krimi und Komödie zu finden, hat er zuvor bei 16 Folgen der ARD-Vorabendreihe "Hubert und Staller" bewiesen. Seine Inszenierung knüpft an die Qualität der letzten beiden Filme der Reihe an, auch den mitunter makabren Tonfall hat er gut getroffen; die beiden Actionszenen sind ebenfalls überzeugend. Als gebürtigem Niedersachen (Stade) ist ihm der spezielle Humor, der die Filme prägt, ohnehin quasi in die Wiege gelegt worden, aber mindestens ebenso wichtig ist hier die Arbeit mit den Schauspielern. Dass Osthus diesen Teil des Regiehandwerks ausgezeichnet beherrscht, hat er bei "Käthe und ich" hinlänglich bewiesen. Das gilt bei "Im Namen des Vaters" nicht nur für die gleichfalls wichtige Führung der mit Ausnahme Arnolds wenig bekannten Nebendarsteller. Jacobs und Wagner – und damit in gewisser Weise auch Schönemann und Klinge - sind ja noch im Findungsprozess, zumal das Polizistenduo diesmal wieder auf Distanz geht: Der Hauptkommissar will seine Kollegin nicht in die Auseinandersetzung mit der Mafia reinziehen, sie wirft ihm mangelnde Teamfähigkeit vor.