Corona-Pandemie erhöht Gefahr für Flüchtlinge

Die durch den Wirbelsturm Harold zerstörte Aula einer Schule in Luganville, die zweitgrößte Stadt des pazifischen Inselstaats Vanuatu
© dpa/PR image/Julian Bluett
Die durch den Wirbelsturm Harold zerstörte Aula einer Schule in Luganville, die zweitgrößte Stadt des pazifischen Inselstaats Vanuatu
Corona-Pandemie erhöht Gefahr für Flüchtlinge
Weltrisikobericht 2020 benennt mögliche Auswirkungen von Katastrophen
Corona erhöht das Katastrophenrisiko für die Ärmsten und Verwundbarsten. Das betont der Weltrisikobericht 2020. Nach Ländern liegen Vanuatu und Tonga beim Katastrophenrisiko ganz vorn, Deutschland ist mit Platz 162 von 181 nur sehr gering gefährdet.

Im gefährlichen Zusammenspiel aus Krisen und Flucht hat die Corona-Pandemie laut dem neuen Weltrisikobericht die besondere Verletzlichkeit von Migranten verstärkt. Der Klimawandel und Naturextreme wie Überschwemmungen und Stürme trieben Menschen in die Flucht, wo sie meist in prekären Verhältnissen lebten und Krisen wenig entgegenzusetzen hätten, heißt es in dem am 15. September veröffentlichten Bericht von Bündnis "Entwicklung Hilft" und dem Friedensinstitut der Uni Bochum. Damit steige das Risiko, dass die Situation zur Katastrophe wird. Corona habe die Gefahr noch einmal erhöht.

Der Bericht verweist etwa auf mangelhafte Hygienebedingungen und Infektionsschutzmaßnahmen in überfüllten Flüchtlingscamps, auf Grenzschließungen und Beeinträchtigungen in der Versorgung, unter denen Geflüchtete und Vertriebene oder auch Wanderarbeiter besonders litten. "Im Fall eines extremen Naturereignisses sind sie daher besonders verwundbar", betonen die Autoren. "Folglich besteht ein erhöhtes Risiko, dass ein solches Ereignis zur humanitären Katastrophe wird."

Schlecht auf Gefahren vorbereitet

Für Dürren oder Stürme gelte ebenso wie für neu auftretende Viruserkrankungen: "Naturgefahren lösen dann eine Katastrophe aus, wenn Gesellschaften unzureichend darauf vorbereitet sind", erklärte die Wissenschaftliche Leiterin des Berichts, Katrin Radtke. Daher werden in der Berechnung des Weltrisikoindex die Gefährdung durch extreme Naturereignisse und die gesellschaftliche Verwundbarkeit miteinander kombiniert.

Der im Bericht enthaltene Weltrisikoindex 2020 wägt für 181 Länder das Risiko ab, dass dort ein extremes Naturereignis zu einer Katastrophe führt. Die drei Länder mit dem höchsten Katastrophenrisiko sind demnach die tropischen Inselstaaten Vanuatu, Tonga und Dominica. Insgesamt sind die Risiko-Regionen am ehesten in Ozeanien, Südostasien, Mittelamerika sowie in West- und Zentralafrika zu finden. Deutschland liegt mit einem sehr geringen Katastrophenrisiko auf Rang 162. Das geringste Risiko wird Malta und Katar zugeschrieben.

Als extreme Naturereignisse berücksichtigt der Index Erdbeben, Stürme, Dürren, Überschwemmungen und den Meeresspiegelanstieg. Dabei gilt Ozeanien als am stärksten gegenüber extremen Naturereignissen gefährdet, Afrika ist laut Bericht der Brennpunkt der gesellschaftlichen Verwundbarkeit.

Der Weltrisikobericht wird seit 2011 jährlich von "Bündnis Entwicklung Hilft" herausgegeben, einem Zusammenschluss der Hilfsorganisationen "Brot für die Welt", Christoffel-Blindenmission, Deutsche Lepra- und Tuberkulosehilfe, Kindernothilfe, medico international, Misereor, terre des hommes, Plan International und Welthungerhilfe. Assoziiert sind außerdem German Doctors und Oxfam. Seit 2018 wird der Bericht vom Institut für Friedenssicherungsrecht und Humanitäres Völkerrecht der Ruhr-Universität Bochum mit veröffentlicht. Dort wird auch der Index berechnet.