Potsdam (epd). Die Menschenrechtsorganisation Pro Asyl und die Flüchtlingsräte der Bundesländer fordern förmlichen Abschiebestopp nach Afghanistan. Die Bundesregierung dürfe keine direkten oder indirekten Gespräche mit der afghanischen Regierung führen, um Flüchtlinge in das Land zurückzuschicken, heißt es in einer am Montag in Potsdam verbreiteten Erklärung von Pro Asyl und den Flüchtlingsräten. Die Taliban unterdrückten in Afghanistan „seit fast vier Jahren mit eiserner Hand ihre eigene Bevölkerung“.
Der kürzlich gegen Taliban-Chef Hebatullah Achundsada und Justizminister Abdul Hakim Hakkani erlassene Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs werfe ein Schlaglicht darauf, was in Afghanistan täglich geschehe, betonten die Flüchtlingsräte und Pro Asyl. Die Menschen dort seien schwerwiegenden Menschenrechtsverletzungen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit ausgesetzt.
Die rechtspolitische Sprecherin von Pro Asyl, Wiebke Judith, erklärte, „Abschiebungen in ein Land, in dem Frauen aus der Öffentlichkeit verbannt sind und in dem es zu öffentlichen Auspeitschungen und Hinrichtungen kommt“, seien „eindeutig völkerrechtswidrig“. Der Geschäftsführer des Hessischen Flüchtlingsrats, Timmo Scherenberg, erklärte: „Das Anbiedern an das verbrecherische Taliban-Regime auch vonseiten der Hessischen Landesregierung ist mehr als bedenklich.“