Der Chor am Hamburger Michel probt wieder

Jörg Endebrock an der Orgel der Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg
© epd-bild/Stephan Wallocha
Jörg Endebrock an der Orgel des Michel in Hamburg. Er hat die Proben mit dem Chor in Kleingruppen nach der Corona-Pause wieder aufgenommen.
Der Chor am Hamburger Michel probt wieder
In kleinen Gruppen mit zwei bis drei Metern Abstand untereinander hat Jörg Endebrock, Kantor an der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis das Singen in der Kirche wieder aufgenommen. Ein Hoffungszeichen in Corona-Zeiten. Auf sein erstes großes Konzert muss der Musiker weiter warten.

Der Chor an der Hamburger Hauptkirche St. Michaelis probt wieder. "Die Freude ist riesengroß", sagt Kantor Jörg Endebrock. "Der Chor ist wie ausgehungert, endlich wieder singen zu dürfen." In diesen Zeiten, in denen es der Michel auch wirtschaftlich schwer hat, ist das ein tröstliches Signal. Angefangen wird jetzt mit Proben in Kleingruppen aus jeweils 15 Sängern der verschiedenen Stimmen.

Das ist auch für den neuen Michel-Kantor eine große Freude. Bei seinem Einführungsgottesdienst Anfang Februar konnte er sich immerhin schon einmal der Gemeinde vorstellen. Doch dann kam Corona - und alle geplanten Proben wurden abgesagt. "Das war natürlich tragisch, weil ich noch kein einziges Chorkonzert machen durfte." Die geplanten Konzerte für Ostern und Pfingsten, alljährliche Groß-Events am Michel, fielen in diesem Jahr aus.

Bewusst keine Video-Proben

Aktuell wartet Endebrock darauf, sich auch einem größeren Hamburger Publikum vorstellen zu dürfen: "Ich hoffe, dass das jetzt in der zweiten Jahreshälfte etwas werden kann", wünscht er sich. Der geborene Osnabrücker studierte Kirchenmusik in Hamburg und Paris. Neun Jahre lang war er Kantor an der Christuskirche in Freiburg, 2008 ging er an die Lutherkirche in Wiesbaden. In Hamburg wurde er Nachfolger von Christoph Schoener, der nach fast 22 Michel-Jahren Ende 2019 in den Ruhestand getreten war.

Corona-Proben mit Video-Technik hat Endebrock bewusst nicht angeboten: "Online-Proben halte ich eher für ineffizient", sagt er. Zwar hätten sich viele Chormitglieder untereinander in Videokonferenzen getroffen, um den Kontakt zu halten. Doch Singen im Chor lebe vor allem von echter Gemeinschaft: "Diese Momente, wenn man das Gefühl hat, da sind 80 Menschen und alle wollen und fühlen dasselbe, und durch meine Impulse wird das erweckt und geht ins Publikum - das ist wirklich das höchste Glück."

Jetzt startet Endebrock mit neuer Motivation in die zweite Jahreshälfte. Neben den Klassikern wie dem Brahms-Requiem oder der Matthäus-Passion von Johann Sebastian Bach soll es von ihm künftig auch neuere Klänge zu hören geben: Ein "Stabat Mater" von Francis Poulenc oder auch ein Psalm der französischen Komponisten Lili Boulanger waren für Karfreitag geplant - beide sind noch nie im Michel erklungen. "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben", sagt Endebrock.