Schüler*innen haben Zukunftsängste

seelische Unterstützung von Seelsorger etwa einem Krisentelefon für Schüler.
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Schüler benötigen auch außerhalb des Schulgebäudes Unterstützung von Seelsorgern, etwa durch ein Krisentelefon.
Schüler*innen haben Zukunftsängste
Konzentrationsschwächen, Verunsicherung und eine starke Gereiztheit beobachten Schulseelsorger derzeit bei vielen Jugendlichen. Sie begleiten die Schülerinnen und Schüler zunehmend auch wieder mit Angeboten vor Ort.

"Die Grundstimmung ist anders als sonst, vor allem bei älteren Schülern", sagte die Landespfarrerin für Schulseelsorge der Evangelischen Kirche im Rheinland, Sabine Lindemeyer, dem Evangelischen Pressedienst. "Die Schulseelsorger melden mir zurück, dass es eine große Sensibilisierung unter den Schülern gibt." Gerade Schulabgänger hätten konkrete Zukunftsängste: "Sie fragen sich, wie das mit Corona nun alles wird."

Auch während des Lockdowns zur Eindämmung der Corona-Pandemie und der Schulschließungen habe sich die Schulseelsorge bemüht, weiterhin für die Schüler da zu sein, berichtete Lindemeyer. Vielerorts hätten Seelsorger etwa ein Krisentelefon eingerichtet, an das sich die Schüler wenden können mit ihren Sorgen und Ängsten. "Andere schreiben Trostbriefe an die gesamte Schülerschaft oder setzen aufbauende Videobotschaften auf die Schulwebsite." Eine beliebte Methode sei auch ein Schulseelsorge-Padlet, eine Art digitale Pinnwand, auf der sich Schüler und Seelsorger austauschen könnten. "Wichtig ist es, den Schülerinnen und Schülern Halt zu geben und sie zu stärken."

Abschlussfeiern trotz Einschränkung

"Seit die Schulen wieder offen sind, machen wir auch wieder Angebote vor Ort", sagte die Theologin. Das könne etwa ein Seelsorge-Café auf dem Schulhof sein oder ein eigens eingerichteter Corona-Raum, in dem man zur Ruhe kommen und über seine Sorgen sprechen könne. "Diese Angebote werden auch sehr gut angenommen", sagte Lindemeyer. "Viele Schüler merken erst jetzt, wo sie wieder in der Schule sind, was Ihnen während des Lockdowns gefehlt hat." Das Angebot der Schulseelsorge richte sich dabei stets an alle Schüler, unabhängig von ihrer Konfession. "Und auch an alle Lehrer, die ja auch Teil der Schule sind."

Zum Ende des Schuljahrs 2019/20 machen sich die Schulseelsorger nun verstärkt Gedanken darüber, wie die Zeugnisausgabe und die Abschlussfeiern trotz der Corona-Einschränkungen so nett wie möglich gestalten werden können. "Manche Schulen planen etwa einen Online-Schulgottesdienst oder digitale Grußbotschaften an die Schüler", erklärte Lindemeyer, die Dozentin am Pädagogisch-Theologischen Institut der rheinischen Kirche in Bonn ist.

Durch die Corona-Krise wurde die Schulseelsorge nach Lindemeyers Erfahrung deutlich bekannter. Viele Schulleitungen fragten nun an, wann Kollegen zu Schulseelsorgern weitergebildet werden können: "Sie erkennen, dass die Schulseelsorge ein deutlicher Mehrwert für eine Schule ist. Darüber freuen wir uns natürlich sehr, denn für die 8000 Schulen in Nordrhein-Westfalen gibt es bislang nur 150 Schulseelsorgerinnen und -seelsorger." Die meisten von ihnen sind Religionslehrer, die über die Landeskirche eine einjährige Fortbildung und eine Abschlussprüfung gemacht haben.