Opferbeauftragter dankt Notfallseelsorgern

Albertville Realschule nach dem Amoklauf
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Ein Notfallseelsorger tröstet einen Schüler vor der Albertville Realschule nach dem Amoklauf an der Albertville Realschule in Winnenden.
Opferbeauftragter dankt Notfallseelsorgern
Mehr als 7.000 Notfallseelsorger und Kriseninterventionshelfer jährlich zu 25.000 Einsätzen gerufen
Der Opferbeauftragte der Bundesregierung, Edgar Franke (SPD), hat das Engagement Tausender Helfer in der Notfallseelsorge und der Krisenintervention gewürdigt. "Ich bin hier, um Danke zu sagen", erklärte Franke am Mittwoch zum Auftakt des 19. Bundeskongresses Notfallseelsorge und Krisenintervention im Erfurter Augustinerkloster.

Notfallseelsorger und Kriseninterventionshelfer werden deutschlandweit jährlich zu etwa 25.000 Einsätzen nach Unfällen oder Katastrophen gerufen. Es sei sichergestellt, dass den lokalen Leitstellen immer ein Team zur Verfügung stehe, sagte der Vorsitzende der Konferenz Evangelische Notfallseelsorge (KEN), Ralf Radix, am Mittwoch in Erfurt. Zehn Jahre nach dem Amoklauf an der Albertville-Realschule im württembergischen Winnenden und 17 Jahre nach den tödlichen Schüssen am Erfurter Gutenberg-Gymnasium kamen im Augustinerkloster der Thüringer Landeshauptstadt rund 350 Mitarbeiter von Kirchen, Hilfsorganisationen, Rettungsdiensten und Feuerwehren zum 19. Bundeskongresses Notfallseelsorge und Krisenintervention unter dem Motto "Schulische Notfälle" zusammen.

Der Opfer-Beauftragte der Bundesregierung, Edgar Franke, würdigte zu Beginn das Engagement Tausender ehrenamtlicher Helfer. "Ich bin hier, um Danke zu sagen", erklärte er zum Auftakt des dreitägigen Kongresses. Er betonte dessen Wichtigkeit für die notwendige Vernetzung aller an dem Thema Krisenbewältigung Beteiligten.

7.000 Engagierte

Nach Angaben von Radix engagierten sich deutschlandweit mehr als 7.000 Männer und Frauen bei der Unterstützung traumatisierter Menschen. Dabei spiele die von den beiden großen Kirchen getragene Notfallseelsorge im Westen der Republik eine größere Rolle, im Osten seien es vor allem Kriseninterventionshelfer, fügte er hinzu.

Bei dem Treffen gehe es unter anderem darum, wie Kinder und Jugendliche traumatische Ereignisse in der Schule erlebten und verarbeiteten. Die Spannbreite der dramatischen Vorfälle, von denen Schüler betroffen sein könnten, reiche von tödlichen Unfällen auf Schulausflügen oder im Sportunterricht bis hin zum Suizid eines Mitschülers, erläuterte Radix. Auf die daraus resultierenden Herausforderungen - wie geht man zum Beispiel mit dem verwaisten Platz im Klassenzimmer um, in welcher Form wird der Vorfall thematisiert bis hin zur Organisation zu Gedenkfeiern - müssten auch die Helfer vorbereitet sein. Zum Kongress nach Erfurt seien daher Experten aus dem ganzen deutschsprachigen Raum angereist, um von ihren Erfahrungen zu berichten.

Harald Karutz von der Medical School Hamburg sagte, das Wissen in diesem Bereich sei in den vergangenen Jahren, insbesondere nach den traumatischen Erfahrungen von Erfurt und Winnenden, stark gewachsen. Karutz begann mit seinem Vortrag "Psychosoziale Notfallversorgung für Kinder und Jugendliche in komplexen Gefahren- und Schadenslagen" den fachlichen Teil des Kongresses. Nach seinen Angaben sind auf der Grundlage von Erlassen der einzelnen Bundesländer an den meisten Schulen inzwischen interne Krisensysteme etabliert.

Organisiert wird der Kongress von der Akademie der Versicherer im Raum der Kirchen (VRK) gemeinsam mit den Trägern der Tagung, der Evangelischen Notfallseelsorge und der Bundeskonferenz Katholische Notfallseelsorge (BKN), im Auftrag der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Deutschen Bischofskonferenz. Die Tagung solle künftig alle zwei Jahre in Form einer Sommeruniversität in Erfurt stattfinden, hieß es.