"Heimat ist für mich ..."

Die evangelisch.de Redaktion hat aufgeschrieben, was für sie Heimat bedeutet.
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Heimat ist da, wo dein Herz ist. Die evangelisch.de Redaktion hat aufgeschrieben, was für sie Heimat bedeutet.
"Heimat ist für mich ..."
Der Evangelische Adventskalender 2019 hat "Heimat" als Thema, passend zum Anfang der bekannten Weihnachtsgeschichte in Lukas 2, 1-3: "Es begab sich aber zu der Zeit, dass ein Gebot von dem Kaiser Augustus ausging, dass alle Welt geschätzt würde. Und diese Schätzung war die allererste und geschah zur Zeit, da Quirinius Statthalter in Syrien war. Und jedermann ging, dass er sich schätzen ließe, ein jeglicher in seine Stadt." Die evangelisch.de-Redaktion hat aufgeschrieben, was für sie Heimat bedeutet.

Stefanie Spitzer, Social Media-Redakteurin: Heimat bedeutet für mich Kühe. Denn wenn man wie ich aus dem Allgäu stammt, lassen sich die Wiederkäuer gar nicht vermeiden. Vor allem auf dem Dorf ist der Kuh-Kontakt sehr hoch. Doch es dauerte seine liebe Zeit, bis ich meinen Frieden mit den Vierbeinern machen konnte. Kühe können nämlich ganz schön laut sein –  mit Glocken sowieso. Ihre "Tretminen" sind besonders dann lästig, wenn ich eine Abkürzung über die Wiese nehmen möchte. Und nach dem Kindergeburtstag auf dem Bauernhof roch ich hinterher immer nach Stall. Immer.

Inzwischen bin ich aber ein großer Fan von Kühen. Nicht nur, verkörpern sie absolute Entspanntheit bei absolut jedem Wetter. Wo auch immer ich bin, erinnern sie mich an Zuhause. Daran, dass ich zu einer Zeit aufgewachsen bin, in der meine Großmutter noch mit der Kanne zum Bauern ging und mit extra frischer Milch zurückkam. Sie erinnern mich an zahlreiche Karfreitags-Kässpatzen-Essen im malerischen Hinterland mit meiner Familie. An Abkürzungen beim Schulweg. An Wandertage und Ausflüge mit meinen Freunden und an vieles mehr. Und dann weiß ich, dass es eigentlich ganz cool ist, als Dorfkind neben Kühen aufgewachsen zu sein.

 

Markus Bechtold, Stellv. Portalleiter, evangelisch.de: Wo es nach Kuchen duftet, wird es für mich heimatlich. Dieses Heimatgefühl prägte sich mir ein, als ich noch klein war und die Welt um mich herum groß. In meiner Familie wird reichlich gebacken: Plätzchen, Kuchen und Torten: mal klein, öfter groß, sahnig bis knackig, fruchtig oder schokoladig. Allein der Teig schmeckt gut, der geschlagene Eischnee sowieso und frische Früchte oder farbenfrohes Obst munden ganz natürlich gut. Ist der Ofen erst einmal angeworfen, wird es Zuhause schnell heimelig warm. Und der Geruch vom Selbstgebackenem lässt mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Die Küche ist ein geselliger Ort. Dort wird viel gelacht. Und die Anlässe, wenn Menschen zusammenkommen, um Kuchen oder besser noch Torte zu essen, sind meist fröhlicher Art. Man feiert miteinander, tauscht sich aus und schmiedet gemeinsame Pläne. Ob nun die Schwarzwälder Kirschtorte, der Frankfurter Kranz oder die Friesentorte: jede einzelne Backkreation vermittelt ihre eigene Heimatgeschichte. Egal an welchem Ort: Kuchenessen bleibt für mich ein wahrer Heimatrausch.

 

Claudius Grigat, Redakteur: Heimat bedeutet für mich, verstanden zu werden. Der Gedanke wird dem Dichter Christian Morgenstern zugeschrieben: Dass man nicht dort daheim ist, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern dort, wo man verstanden wird. Das kann man natürlich erst einmal ganz direkt auf Sprache beziehen. Und tatsächlich erzeugt das Hören des Dialekts, mit dem ich aufgewachsen bin, unmittelbar Heimatgefühle in mir. Aber so, wie ich den Gedanken interpretiere, bedeutet er viel mehr. Vielleicht so, wie in dem alten Song "Homeward Bound" von Simon & Garfunkel: "Home - where my thought's escaping, home - where my music's playing, home - where my love lies waiting silently for me."

Heimat ist da, wo man mich versteht, wo ich sein kann, wie ich (gerade) bin. Das bedeutet, dass Heimat zuallererst durch Menschen entsteht. Freunde, Familie, Geliebte. Egal wo. Und deswegen sagt man wohl auch, dass Heimat da ist, wo das Herz ist. Und das kann durchaus auch eine spirituelle Dimension haben. Sich verstanden fühlen, sich aufgehoben, getragen und geliebt fühlen – wo man das kann, da kann man sein Herz ruhig lassen.

 

Frank Muchlinsky, Redaktionspfarrer: Heimat ist da, wo man nicht weg will. 
In den Armen des geliebten Menschen. Im Garten, dessen Unkraut man zupft und zu Salat macht. In den eigenen Meinungen, die man ungern hinterfragt. In der Wohnung, wo man nachts auch schlaftrunken den Weg zum Klo findet. Im Gottesdienst, wo man mitmachen kann und möchte. Unter Leuten, die versuchen, einen zu verstehen. In der Erde, in der man begraben werden möchte. Im Himmel, wo sich alle wiedersehen.

 

Anika Kempf, Fotoredakteurin: Heimat ist für mich ein Gefühl. Komisch, dass sich das "Gefühl Heimat" nicht verändert, obwohl ich mein Zuhause längst in einer anderen Stadt mit meiner eigenen Familie habe. Heimat ist für mich aber immer noch ein Gemisch von Erinnerungen, Gerüchen, Geräuschen und Orten, was ich nur in meiner Heimatstadt Münster verspüre. Das sind Geräusche wie das Krächzen der Dohlen in den Bäumen, die herbstlichen Blätter der Linden auf der Promenade und der erdige Geruch beim Radeln, die stimmungsvoll beleuchteten Bäume zur Adventszeit und vor allem das Besuchen meines Elternhauses. Dort hat sich natürlich einiges verändert: meine Eltern haben die Zimmer renoviert und umgestaltet, aber einige Räume stecken immer noch voller Erinnerungen, wie der Bastelkeller mit der Werkbank und der Arbeitsdachboden meines Vaters, voll gestellt mit Büchern über Kunst, Bilder und Kleinkram. Diese Kleinigkeiten in Münster verströhmen Heimat für mich und zwar besonders stark in der Weihnachtszeit.

 

Jörg Echtler, freier Mitarbeiter evangelisch.de: Heimat ist für mich Musik. Musik mache ich seit meiner Kindheit. Während der Schul- und Studienjahre war sie mein bestimmender Lebensinhalt. Und auch heute ist die Übung an Orgel oder Klavier ein regelmäßiges Ritual. Ohne das würde mir Entscheidendes fehlen. Musik ist mein innerer Kompass, der Halt und Richtung gibt inmitten von Veränderung. Die Musik ist mir zur Heimat geworden, in der mir vieles vertraut ist, die ich aber auch mit jedem Stück, das ich studiere, wieder neu entdecke. Besonders schön ist das im Zusammenspiel mit anderen Leuten.

Das Lied "Du bist die Ruh", ich habe es selbst oft und gerne gesungen, beschwört für mich dieses Heimatgefühl. Der Text von Friedrich Rückert ist rätselhaft. Wer oder was mit dem angesprochenen "Du" gemeint ist, bleibt offen. Verbunden mit den berührenden Tönen, die Franz Schubert dazu komponiert hat, vermittelt sich mir eine Gewissheit und Geborgenheit, die im Inneren liegt. Ich kann dieses Gefühl an jedem Ort und zu jeder Zeit haben. Das schenkt mir Trost und Kraft - Heimat.

 

Rahel Kleinwächter, Teamassistentin evangelisch.de: Heimat ist für mich...

... ein sperriger Begriff, zumindest fühle ich mich nicht mit einem bestimmten Landstrich verwurzelt. Eher habe ich Heimat gefunden in Ideen, Erinnerungen, mir wichtigen Menschen. Und gerade in der Adventszeit schätze ich mir vertraute Traditionen. Dann verteile ich Zweige in der ganzen Wohnung, baue die Pyramide meines Patenonkels zusammen und hänge Dekoengel auf. Dazu Lieder, mehrstimmig aus dem Quempasbuch, Briefe schreiben und lesen, und nur zu Heiligabend und Silvester gibt es bei uns Mohnpudding nach Familienrezept: Das erfreut mein Herz, gibt mir wie lieb gewonnene Möbelstücke oder die Stimmen meiner Lieben ein Gefühl von Vertrautheit, von Ruhe und es ist gut.