Mit dem Rad entlang grüner Oasen und "achtsamer Orte"

Kloster-Garten-Route
© epd/Christiane Sasse
Zwei Schwestern der Diakonissen-Kommunitaet Zionsberg in Warburg präsentieren den Garten der evangelischen Gemeinschaft.Trockenmauern aus Kalkstein, Gabionen und eine farbenprächtige Bepflanzung erinnern an mediterrane Anlagen. Das Gartenhöfchen am Zionsberg ist eine von zehn Stationen auf der Radpilger-Tour "Kloster-Garten-Route" im Kreis Höxter.
Mit dem Rad entlang grüner Oasen und "achtsamer Orte"
Kreis Höxter baut Kloster-Garten-Route aus
Früher waren Klöster und ihre Gärten den Mönchen und Nonnen vorbehalten, heutzutage sind Touristen herzlich willkommen. In Ostwestfalen können Radfahrer auf einer Pilgertour nun zehn "himmlische Oasen" entdecken.
15.04.2019
epd
Martina Schäfer

Alte Klostergärten beeindrucken durch Blütenpracht und jahrtausendealtes Wissen um Nutz- und Heilpflanzen. Früher waren sie nur dem jeweiligen Konvent vorbehalten, sorgten sie doch dafür, dass Nonnen und Mönche autark leben konnten. Heute dagegen sind Gäste herzlich willkommen. Im westfälischen Kreis Höxter, wo es 28 Klöster und klösterliche Einrichtungen gibt, können Radfahrer nun auf einer Pilgertour zehn "himmlische Oasen" in der Region entdecken. Dafür wurde die bekannte "Kloster-Garten-Route" von 185 auf 315 Kilometer ausgebaut. Eine neue Übersichtskarte hilft zur Orientierung und bietet Informationen zu den jeweiligen Standorten.

In einer Acht führt die Radpilger-Route, die am 19. Mai mit einer Drei-Sterne-Tour offiziell startet, zu den "achtsamen Orten": Von der Abtei Marienmünster geht über das Welterbe Corvey ins Nethetal in den Lebensgarten Amelunxen bis hin ins Diemeltal zum Zionsgarten der Diakonissen-Kommunität in Warburg. Als nächste Station folgt der Sinnesgarten der Serviam-Schwestern in Warburg-Germete, dann zurück ins Wesertal zur Abtei Herstelle und den Bad Driburger Landschaftsgärten. Ausgeschildert ist die Route mit einem grünen Blumensymbol.

###galerie|145851|Klöster und ihre Gärten###

Das Thema Klöster und ihre Gärten liege voll im Trend, erzählt Tourismus-Referentin Katja Krajewski von der Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (GfW) im Kreis Höxter. "Bei Messen fragen die Besucher ganz gezielt nach diesen Orten." Radpilger mit E-Bike seien auf der Kloster-Route Höxter allerdings im Vorteil, rät sie. Die Region zwischen Weser, Egge und Teutoburger Wald verfüge durch ihre abwechslungsreiche Landschaft über so manche Steigungen, die bewältigt werden müssen.

Die Klostergärten präsentieren sich ganz unterschiedlich. Sie orientieren sich zwar an christlichen Vorbildern, sind jedoch oft mit Hilfe vieler Ehrenamtlicher neu und modern gestaltet worden. Im Garten der katholischen Abtei Marienmünster, deren Ursprung bis ins zwölfte Jahrhundert zurückreicht, lebt zum Beispiel benediktinische Gartenkunst wieder auf. In den Beeten wachsen Fenchel, Frauenminze, Salbei, Sellerie oder Schlafmohn - Pflanzen, die einerseits einst in der Klosterküche verarbeitet wurden, andererseits gegen Krankheiten halfen.

Ganz romantisch dagegen wirkt der Lebensgarten in Amelunxen in der Stadt Beverungen. Gemeinsam mit Dorfbewohnern hat die evangelische Kirchengemeinde im Nethetal in den vergangenen Jahren eine grüne Oase geschaffen, die vom Zwölf-Apostel-Platz über den Kräutergarten bis hin zum Ort der Stille wie eine Lebenslandschaft eines Menschen geformt ist. Je nach Jahreszeit zeigt der Garten mit heimischen Pflanzen ein anderes Gesicht.

Im Westen, am Rand des Eggegebirges, erwartet die Radler ein "blühendes Klassenzimmer" in Neuenheerse in Bad Driburg. Schüler des Gymnasiums St. Kaspar haben rund um die Stiftskirche St. Saturnina aus dem neunten Jahrhundert - auch "Eggedom" genannt - einen Lehrgarten angelegt mit geschwungenen Weidenhochbeeten, Senkgärten, Sträuchern und Stauden. Das Christliche Bildungswerk "Die Hegge" in Wilbadessen-Niesen wiederum ist eingebettet in eine 8,5 Hektar große Parkanlage. Unter dem Motto "Weg-Worte-Wort-Weg" können Besucher bei einem meditiativen Rundgang sieben Stationen mit Skulpturen, Figuren und Zitaten aus der christlichen Tradition erkunden.

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Der Aufstieg zum Gartenhöfchen am Zionsberg im Warburg ist körperlich anstrengend, aber die Mühe lohnt sich. Trockenmauern aus Kalkstein, Gabionen und eine farbenprächtige Bepflanzung erinnern an mediterrane Gärten. Die Anlage stammt von den Schwestern der Diakonissen-Kommunität. Es ist die einzige einem Orden vergleichbare evangelische Gemeinschaft im ehemaligen Hochstift Paderborn.

Alle Sinne soll der Garten der Serviam-Schwestern ansprechen, die auch in Warburg beheimatet sind. Besucher sind dazu eingeladen, pelzige oder glatte Blätter von Salbei, Frauenmantel oder Zitronenmelisse zu fühlen und zu riechen. Früchte von Beerensträuchern sowie verarbeitete Quitte und Mispel können probiert werden. Sehenswert sind zudem die kleinen Abteigärten der Benediktinerinnen-Abtei Herstelle, der Gräfliche Landschaftspark in Bad Driburg und die neobarocke Anlage in Bad Hermannsborn.