Die Spitze der kurhessischen Kirche wird weiblich

Beate Hoffmann und Annegret Puttkammer
© epd-bild/Andreas Fischer
Die Direktorin des Instituts für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement der Kirchlichen Hochschule Bethel in Bielefeld, Beate Hofmann (l.), und Pröpstin Annegret Puttkammer aus der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, bewerben sich um das Bischofsamt der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck.
Die Spitze der kurhessischen Kirche wird weiblich
Zwei profilierte Kandidatinnen stehen im Mai in Hofgeismar zur Wahl
Am 9. Mai wählt die Synode der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck voraussichtlich erstmals eine Bischöfin zur Nachfolgerin des scheidenden Bischofs Martin Hein. Beide Kandidatinnen haben bereits viel Erfahrung.
08.05.2019
epd
Christian Prüfer

Bei der Wahl zur Nachfolge von Bischof Martin Hein können die 87 Synodalen der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck am 9. Mai zwischen zwei Kandidatinnen entscheiden. Um das Leitungsamt konkurrieren die Diakoniewissenschaftlerin Beate Hoffmann und die Pröpstin Annegret Puttkammer.

Beate Hofmann (55) ist Professorin für Diakoniewissenschaft und Diakoniemanagement an der Kirchlichen Hochschule Wuppertal/Bethel und hat schon früh eine wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen. Von Anfang an war ihr dabei die Verbindung zur Diakonie wichtig.

"Kirche kann und soll durch Bildung und diakonische Arbeit Gesellschaft mitgestalten", nennt sie ein wichtiges Ziel der künftigen Arbeit einer Bischöfin. Sie wolle mit dazu beitragen, dass Kirche ein Ort für gute Erfahrungen mit Gott und den Menschen sein könne, sagt sie. Auch ein gutes Zusammenspiel von Haupt- und Ehrenamt sei unerlässlich und ein wichtiges Zukunftsthema der evangelischen Kirche.

Aber auch die Ökumene könnte durch Hofmann neue Impulse bekommen, ist sie doch im katholisch geprägten Bayern aufgewachsen und in zweiter Ehe mit einem katholischen Physiker verheiratet. Leidenschaft für Ökumene und eine feministisch geprägte Perspektive in der Analyse sozialer Verhältnisse begleiten sie nach eigener Aussage seit einem Studienaufenthalt in den USA in den 1980er Jahren. Sie stehe für eine spirituell vielfältige Kirche, die Menschen aus unterschiedlichen Traditionen Heimat biete. Hofmanns Hobbies sind das Spiel auf Harfe und Klavier, Theater, Kunst, Sport, ihr Kater, Garten, Freundschaften und Lesen.

Annegret Puttkammer, ebenfalls 55 Jahre alt, arbeitet derzeit als Pröpstin in Herborn und bezeichnet sich selbst als "Pfarrerin aus Begeisterung". Die Menschen und der Glaube lägen ihr am Herzen, sagt sie. Ihr Lebenslauf weist lange Jahre in der Gemeinde auf, unterbrochen von einer Tätigkeit als Pastorin des Evangelischen Bibelwerks im Rheinland von 1991 bis 1994 sowie als Referentin im Frauenwerk der Württembergischen Kirche von 1994 bis 1997.

Ein guter Kontakt zur Basis sei ihr wichtig, sie wolle eine "Unterwegs-Bischöfin" sein, sagt sie. Bedeutsam ist für sie auch die Arbeit mit jungen Menschen. Um den Kontakt zu ihnen nicht abreißen zu lassen, "brauchen wir eine deutlich digitalere Kirche, aber ebenso auch bewährte analoge Formen - und originelle neue", betont sie.

Diese neuen Formen schlägt sie zum Teil schon selbst vor. So hatte Puttkammer etwa die Idee, mit Gottesdiensten mehr nach draußen zu gehen. "Wenn die Leute nicht zur Kirche gehen, muss die Kirche eben zu den Leuten kommen" sagt sie. Dazu zählen etwa Gottesdienste im Freien, bei der Feuerwehr oder auch in Industriebetrieben. Wichtig sei auch, Auseinandersetzungen und Diskussionen nicht zu scheuen.

In Fragen des Populismus müsse die Kirche "klare Kante" zeigen, auch bei Antisemitismus oder der Herabwürdigung von Menschen, sagt Puttkammer. Als "Vernetzerin" wolle sie zudem unterschiedliche gesellschaftliche Player zusammenbringen. In ihrer Freizeit beschäftigt sie sich die Theologin mit Literatur, Musik und Filmen und vor allem mit ausgedehnten Wanderungen.