An der Spitze der Evangelischen Kirche von Westfalen müssen nach dem Amtsantritt der neuen Präses Adelheid Ruck-Schröder zwei weitere Spitzenämter neu besetzt werden: Der leitende Jurist der viertgrößten deutschen Landeskirche, Arne Kupke, kündigte am 1. Juli überraschend seinen Rückzug aus der Kirchenleitung an.
Nach mehr als 16 Jahren in dem Leitungsgremium wolle er "in unserer sich wandelnden Kirche auch im Amt des juristischen Vizepräsidenten neue Perspektiven ermöglichen", erklärte der 54-Jährige in einem Schreiben an die Mitglieder der Landessynode. Auch im Amt des theologischen Vizepräsidenten steht ein Wechsel bevor.
Kupke erklärte seinen Rücktritt zum 22. November - einen Tag vor Beginn der Herbsttagung des westfälischen Kirchenparlaments. In seiner Amtszeit habe es "Gelungenes und Versäumnisse, Höhen und herbe Tiefen" gegeben, schrieb der frühere Finanzchef der Landeskirche in dem Brief, der dem Evangelischen Pressedienst vorliegt.
Der promovierte Jurist war erst im November 2023 für weitere acht Jahre als juristischer Vizepräsident bestätigt worden, er erhielt allerdings magere 57 Prozent der Stimmen, ein Antrag auf Verschiebung der Wahl scheiterte knapp. Hintergründe sind Kupkes Rolle beim Umgang mit einem mutmaßlichen Missbrauchsfall im Kirchenkreis Siegen-Wittgenstein und die prekäre Finanzlage der westfälischen Landeskirche, der harte Einschnitte bevorstehen.
Differenzen über die Art der Kommunikation
Durch Kupkes Rückzug wird es in der 1,9 Millionen Mitglieder zählenden westfälischen Kirche künftig in den drei höchsten Leitungsämtern neue Gesichter geben: Die neue leitende Theologin Ruck-Schröder ist seit dem 15. Juni im Amt. Ihr Stellvertreter Ulf Schlüter, der die Landeskirche nach dem Rücktritt der früheren Präses Annette Kurschus anderthalb Jahre lang kommissarisch geleitet hatte, stellt sich nach acht Jahren nicht mehr zur Wiederwahl als theologischer Vizepräsident. Die Landessynode entscheidet im November über seine Nachfolge. Ob die Synode dann auch über die Kupke-Nachfolge abstimmt, ist offen. Bei einer Vakanz würde Oberkirchenrat Ralf Henning Krause die Vertretung übernehmen.
Im Zusammenhang mit dem Bekanntwerden des Missbrauchsverdachts in Siegen war die damalige westfälische Präses Kurschus im November 2023 zurückgetreten, auch als Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD). Eine Anfang Mai veröffentlichte unabhängige Studie zu dem Siegener Fall bemängelte eine "reaktive, defensive Kommunikationsstrategie" und mangelnde Transparenz sowie einen Dissens auf oberster Führungsebene der Landeskirche über das Vorgehen. Kupke räumte im Nachhinein eine "deutliche Differenz" zwischen ihm und Schlüter ein, der für transparente Kommunikation plädiert hatte.
Seit 2009 gehört Kupke der westfälischen Kirchenleitung - dem wichtigsten Gremium nach der Landessynode - an, anfangs als Oberkirchenrat und seit 2016 als juristischer Vizepräsident. Das wichtigste Gremium nach der Landessynode besteht aus fünf hauptamtlichen und zehn nebenamtlichen Mitgliedern. Nach seinem Rücktritt kehrt er in sein früheres Amt als juristischer Landeskirchenrat zurück.
In der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gehört Kupke seit zehn Jahren der Kirchenkonferenz, dem föderalen Leitungsgremium der EKD, an. Zudem ist er Vorsitzender des Finanzbeirats der EKD. Diese Mitgliedschaften enden ebenfalls mit seinem Ausscheiden aus der westfälischen Kirchenleitung im November.