Gegenstand der Untersuchung sollen elf evangelische Internate, Alumnate und Schülerheime sein, unter anderem in Bad Godesberg, Burscheid, Dierdorf, Herchen, Hilden, Kaiserswerth, Meisenheim, Neukirchen-Vluyn, Neuss und Traben-Trarbach.
Die größtenteils in den 1950er Jahren eröffneten Einrichtungen hätten zum Teil in den Folgejahren Trägerwechsel erlebt und seien inzwischen überwiegend geschlossen, hieß es. Heute betreibe die rheinische Kirche keine Internate mehr.
In drei früheren Internaten seien Verdachts- oder dokumentierte Fälle sexualisierter Gewalt gegen ehemalige Bewohnerinnen und Bewohner bekannt, hieß es: Neben dem bereits untersuchten Alumnat Martinstift in Moers auch im Alumnat Lutherhaus in Traben-Trarbach und im ehemaligen Internat in Hilden.
Mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung ist die Forschungsstelle für Zeitgeschichte in Hamburg beauftragt, wie die rheinische Kirche erklärte. Menschen, die in den früheren evangelischen Internaten der rheinischen Kirche von sexualisierter Gewalt betroffen gewesen seien oder von dem Geschehen etwas mitbekommen haben, werden aufgerufen, sich zu melden. Auch soll Betroffenen Unterstützung angeboten werden. Ein Anliegen der Studie sei es zudem, kritische Machtstrukturen zu erkennen, die zu Vertrauensmissbrauch und zum Überschreiten körperlicher oder seelischer Grenzen führen könnten, hieß es.
Ende März 2023 hatten die rheinische Kirche, die Bergische Universität Wuppertal und die Fachhochschule Potsdam die Ergebnisse der Studie "Aufarbeitung der gewaltförmigen Konstellation der 1950er Jahre im evangelischen Schülerheim Martinstift im Moers" vorgestellt. Die Kirchenleitung habe als eine Konsequenz daraus die unabhängige wissenschaftliche Untersuchung zum Thema "Sexualisierte Gewalt in den evangelischen Internaten im Bereich der Evangelischen Kirche im Rheinland" beschlossen, hieß es.
Informationen:
Menschen, die selbst sexualisierte Gewalt in Internaten auf dem Gebiet der Evangelischen Kirche im Rheinland erfahren haben oder Angaben als Zeugen machen möchten, werden gebeten, sich zu melden. Dazu stehen folgende Kontaktstellen und Personen bereit: Ansprechstelle für den Umgang mit Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung der Evangelischen Kirche im Rheinland, Claudia Paul: 0211/4562-391, claudia.paul@ekir.de sowie Externe Beratungsstelle: Weißer Ring:116 006.
